Das Ende der Ostband

DDR-Kultband „Pankow“: Letzte Tour und ein letztes neues Lied

Pankow bereitet das Ende vor. 2025 gehen die Männer um André Herzberg ein letztes Mal auf Tournee, am 8. November erscheint die letzte Single.

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Die Musiker der Band Pankow, André Herzberg (l-r), Stefan Dohanetz, Jürgen Ehle, Andreas „Kulle“ Dziuk und Andre Drechsler. Die Berliner Ost-Band Pankow war eine der beliebtesten Rockbands der achtziger Jahre. Erkennbar an ihrem Sound und mit lebensnahen Texten über Alltag und Sehnsüchte in der DDR füllten sie die Säle. 
Die Musiker der Band Pankow, André Herzberg (l-r), Stefan Dohanetz, Jürgen Ehle, Andreas „Kulle“ Dziuk und Andre Drechsler. Die Berliner Ost-Band Pankow war eine der beliebtesten Rockbands der achtziger Jahre. Erkennbar an ihrem Sound und mit lebensnahen Texten über Alltag und Sehnsüchte in der DDR füllten sie die Säle. dpa-Zentralbild

13 Jahre lang hat die Rockband Pankow keinen eigenen Song mehr veröffentlicht – nun gibt es eine neue Single. Sie heißt „Bis zuletzt“, erscheint am 8. November und ist zugleich der Abschiedssong der Berliner. 2025 gehen Sänger André Herzberg, Gitarrist Jürgen Ehle, Schlagzeuger Stefan Dohanetz und Keyboarder Andreas Dziuk auf ihre letzte Tour. Nach 44 Jahren verlässt Pankow dann die Bühne – und damit löst sich eine weitere Band mit Wurzeln in der DDR auf.

Der letzte Song der bekannten Rockgruppe, die 1981 in Ost-Berlin gegründet worden war, ist biografisch. „Wir haben gelacht und uns gestritten, warn getrennt und mal vereint. In guten wie in schlechten Tagen, es war immer ernst gemeint. Es war das ganz große Ding, es war der Traum von der Welt. Zusammen waren wir nie klein“, heißt es. Der Text stammt von André Herzberg. Er und Ehle, beide 68 Jahre alt, gehören seit der Gründung zur Band. Ein Album gibt es zum Abschied nicht. „Haben wir nicht geschafft“, gibt Herzberg zu. 

Kritische Song-Texte in der DDR - zu lange die alten Männer verehrt

Mit ihrem Rock wirbelten die Musiker den DDR-Kulturbetrieb Anfang der 80er Jahre ordentlich auf und machten es dem Staat schwer, mit ihnen umzugehen. Die Band bot Gegenentwürfe zur Ideologie des „kommunistischen Überhelden“ und trafen damit den Nerv Tausender Menschen. Sie besang erfundene Figuren wie den Arbeiterjungen „Paule Panke“ und beleuchtete das wahre Leben im Arbeiter- und Bauernstaat, etwa mit „Langeweile“ und „Aufruhr in den Augen“. Das Lied „Langeweile“ durfte zeitweise im DDR-Rundfunk nicht gesendet werden. Im Song heißt es: „Dasselbe Land zu lange gesehn. Dieselbe Sprache zu lange gehört. Zu lange gewartet, zu lange gehofft. Zu lange die alten Männer verehrt.“

Kultsong von Pankow: „Inge Pawelczik“

Auch der Song über die wilde Wahnsinnsmaus „Inge Pawelczik“, eine Lehrerin in der DDR kam bei den Entscheidern gar nicht gut an und sorgte für ein Aufführungsverbot. 

1998 hatte Pankow im Berliner Prater schon einmal das Band-Ende verkündet. Damals hätten sie gedacht, auch wirtschaftlich nicht mehr durchhalten zu können, erzählte Gitarrist Ehle vor einigen Monaten. Das immer noch vorhandene Adrenalin ließ Pankow 2004 wieder auf die Bühne zurückkehren. Bis jetzt.

Die Band Pankow bei einem Auftritt mit der Big Band der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte 1989. V.l.n.r.: André Herzberg, Jürgen Ehle.
Die Band Pankow bei einem Auftritt mit der Big Band der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte 1989. V.l.n.r.: André Herzberg, Jürgen Ehle.akg-images / Sammlung Berliner Verlag

Denn nach den Puhdys und nach City macht nun auch Pankow Nägel mit Köpfen. Von den Fans verabschieden sich die Musiker mit einer Abschiedstournee durch alle Bundesländer im Osten Deutschlands. „Wir wollen die Trennung feiern (...) und bewusst mit Geist dabei sein beim Ende“, hatte Herzberg bei einer Pressekonferenz im Januar über diese Auftritte gesagt.

„Wir wollen mit Pankow nicht am Ende nur im Autohaus oder auf einem Stadtfest spielen. Und wir wollen auch nicht in einer RTL-Ostalgie-Show auftreten oder als Beiwerk mit dem Sandmännchen um die Ecke winken“, sagt Sänger Andre Herzberg dem KURIER im Januar. „Es gibt Momente, da ist einfach Schluss – so wie bei einer Party.“ Klare Worte, kein Herumeiern, dafür lieben ihre Fans Pankow. 

Wie es nach dem Abschied für die einzelnen Musiker weiter geht, ist schon klar. Mit Buch-Projekten und musikalischen Solo-Werken will der Pankow-Sänger André Herzberg weitermachen. Er und seine Mitstreiter haben sich längst in anderen Leben eingerichtet. Keyboarder Andreas Dziuk ist musikalischer Leiter an Theatern, Gitarrist Ehle unter anderem Studiomusiker, Tonmeister und Mitglied bei Andreas Dresen & Band. Und Stefan Dohanetz unterrichtet Percussion und Schlagzeug und spielt bei Wenzel & Band.

Alle Tourdaten zu Pankows Abschiedstour „Bis zuletzt“
  • 17.01.25 Cottbus „Glad House“
    18.01.25 Dresden „Tante JU“
    24.01.25 Erfurt „HsD Museumskeller“
    25.01.25 Potsdam „Lindenpark“
    30.01.25 Schwerin „Speicher“
    31.01.25 Rostock „M.A.U. Club“
    01.02.25 Stralsund „St. Jacobikirche“
    07.02.25 Freiberg/Sa. „Tivoli“
    08.02.25 Torgau „Kulturbastion“
    14.02.25 Neuruppin „Kulturhaus Stadtgarten“
    15.02.25 Berlin „Kesselhaus“
    21.02.25 Zwickau „Alter Gasometer“
    22.02.25 Singwitz „Kesselhauslager“
    28.02.25 Leipzig „Anker“
    01.03.25 Hoyerswerda „Kulturfabrik“
  • Für den Sommer 2025 sind einige Open Air Auftritte geplant. Der Vorverkauf läuft. ■