Dieses Kino was das berühmteste Kino der DDR. Premierenkarten für eine Vorstellung im Kino International an der Karl Marx Allee zu ergattern, war für den normalen Berliner fast unmöglich. Im Kino, das 1963 eröffnet wurde, saßen schließlich auch regelmäßig Mitglieder der DDR Staatsführung. Zahlreiche DEFA-Filme feierten hier Premiere. Selbst am Tag des Mauerfalls wurde hier Geschichte geschrieben. Am 9. November 1989 wurde die allerletzte Premiere einer DDR-Filmproduktion gefeiert: als die Mauer fiel, lief Heiner Carows „Coming Out“.
Achte Reihe für die Parteichefs der DDR
Dabei saß die Partei- und Staatsführung im International stets in der achten Reihe mit optimaler Sicht und besonderer Beinfreiheit. Vor und nach den Premieren hielten sich die honorigen Besucher im ‚Repräsentationsraum‘ auf. Heute wird die Lounge Honecker-Lounge genannt.

Das Kino International wurde 1961 bis 1963 nach den Entwürfen von Josef Kaiser errichtet, es prägt den Abschnitt der Karl Marx Allee wie kein anderes Gebäude. Die drei Geschosse im Stahlbetonskelettbau wirken leicht und elegant. An den Seiten des Gebäudes ist das Werk „Aus dem Leben heutiger Menschen“ von Waldemar Grzimek, Hubert Schiefelbein und Karl-Heinz Schamal zu sehen, das 2019 mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz instandgesetzt werden konnte. Seit einem Jahr wird nun im Inneren des Kino International saniert. Die York-Kinogruppe betreibt das Kino und macht es flott für die Zukunft.
Dass man bei den Arbeiten auf im Inneren vermutete Abhöranlagen stieß, wie etwa im Palast der Republik , ist eher unwahrscheinlich. Aber im Keller wurden für die Staatsführung ein Atombunker und ein Aufzug nachträglich eingebaut.

Letzte Premiere am Tag der Wende
Ursprünglich war das Uraufführungskino mit öffentlich zugänglichen Proberäumen für Musikgruppen ausgestattet, ein Filmclub, Bar und Café lockten die Besucher auch außerhalb der Filmaufführungen an, das Gebäude war immer auch ein Zentrum der Jugendkultur in der DDR, schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz über das legendäre Haus.
Auch nach der Wende blieb das International ein Publikumsmagnet und wurde für zahlreiche Events und Partys genutzt. Sein ganz besonderes Ambiente macht es auch weiterhin zu einem beliebten Premierenkino, zum Beispiel während der Berlinale.
Baustellenrundgang im Kino International
Wer das International vermisst, der kann an einem Aktionstag im Mai einen Blick ins Innere werfen. Ein Jahr nach dem Start der Sanierung will das Kino l Führungen über die Baustelle anbieten. Diese sollen am Tag der Städtebauförderung am 10. Mai stattfinden, wie die Yorck-Kinos mitteilten. Ein festes Schuhwerk sei nötig und man müsse sich vorher anmelden. Offiziell sollen die Daten dazu am Mittwoch (9. April) veröffentlicht werden.
Ziel sei es, alle bekannten Räume zu besichtigen, auch wenn es sein könne, dass wegen der Bauarbeiten nicht alles gezeigt werden könne, hieß es. „Wir machen das einfach gerne, weil wir uns freuen, dass es so ein großes Interesse am Haus gibt und sich so viele Leute mit dem Kino verbunden fühlen.“

Sanierung liegt im Zeitplan
Wegen einer Sanierung war das Kino International an der Karl-Marx-Allee im vergangenen Mai geschlossen worden. Man liege absolut im Zeit- und Kostenplan, teilte eine Sprecherin der Yorck-Kinos mit. Technische Anlagen müssen etwa erneuert werden. Mittlerweile wird den Angaben zufolge schon wieder aufgebaut. Die Elektrik, Lüftung und Teile der neuen Soundanlage seien im Saal schon hinter den ersten wieder angebrachten restaurierten Holzlamellen installiert. Die Wiedereröffnung ist für Mitte 2026 geplant. ■