Brutale Mullah-Justiz

Wegen Berlinale-Film: Haftstrafe für iranisches Regie-Duo

Das gefeierte Regie-Duo Moghaddam und Sanaeeha muss für seinen Berlinale-Film „Ein kleines Stück vom Kuchen“ einen hohen Preis zahlen.

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Die beiden iranischen Filmemacher Maryam Moghaddam (r.) und Behtash Sanaeeha.
Die beiden iranischen Filmemacher Maryam Moghaddam (r.) und Behtash Sanaeeha.Farshid-M. Bina/dpa

Die iranische Justiz hat gegen das renommierte Regie-Duo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha eine Haftstrafe verhängt – wegen seines Films, der im Februar 2024 auf der Berlinale für Aufsehen sorgte. Das Urteil ist ein Skandal.

Wie die beiden in einer gemeinsamen Erklärung auf Instagram mitteilten, sprach ein Revolutionsgericht in Teheran eine Strafe von 14 Monaten Haft wegen angeblicher „Propaganda gegen das System“ aus. Die Strafe wurde unter Auflagen für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zusätzlich müssen die beiden eine Geldbuße zahlen. Eine offizielle Stellungnahme seitens der Justizbehörden blieb bislang aus.

Im Zentrum der juristischen Repression steht der Berlinale-Beitrag „Keyke mahboobe man“ („Ein kleines Stück vom Kuchen“), mit dem Moghaddam und Sanaeeha das Publikum der Filmfestspiele begeisterten.

Die feinfühlige Tragikomödie erzählt die Geschichte einer 70-jährigen Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes neue Seiten des Lebens und der Liebe entdeckt – ein leiser, poetischer Film über Selbstbestimmung, Sehnsucht und gesellschaftliche Zwänge. Gerade dieser leise Aufbruch scheint in den Augen des Regimes ein politisches Statement zu sein.

Bereits im Vorfeld der Berlinale hatte die iranische Regierung dem Regie-Duo die Ausreise verweigert, sodass es seinen Film nicht persönlich in Berlin vorstellen konnten. Trotzdem erhielt das Werk internationale Anerkennung – und fand weit über die Grenzen des Iran hinaus ein begeistertes Publikum. Die beiden Filmemacher hatten nur leider wenig von dem Erfolg.

Inzwischen ist klar: Die kreative Freiheit, mit der der Film entstand, hat in Teheran ihren Preis. Der Fall wirft ein grelles Licht auf die prekäre Lage von Künstlerinnen und Künstlern im Iran, die mit Repressalien rechnen müssen, sobald ihre Arbeit als regimekritisch interpretiert wird. ■