Sparhammer schlägt zu

DIESE Programme sollen weg: RBB will auch Kult-Sendung für Kinder streichen

22 Millionen Euro muss der RBB sparen. 254 Stellen stehen auf der Streichliste. Nun müssen auch die Zuhörer und Zuschauer bluten – vor allem die Jüngsten. Sie verlieren ihre Kultsendung.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das Sender-Logo vor dem RBB-Fernsehzentrum in der Berliner Masurenallee.
Das Sender-Logo vor dem RBB-Fernsehzentrum in der Berliner Masurenallee.Christophe Gateau/dpa

Erst wurde in der Chefetage des RBB das Geld nur so aus dem Fenster geworfen. Nun soll drastisch bei der ARD-Anstalt gespart werden. Die Leidtragenden sind die Mitarbeiter des Senders sowie die Hörer und Zuschauer der RBB-Programme. Da verschont man auch nicht Kleinsten. Eine der Kult-Sendungen für Kinder will die neue Intendanz für immer aus dem RBB kegeln.

Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt stürzte im Sommer 2022 in eine tiefe Krise um Vorwürfe der Vetternwirtschaft und der Verschwendung gegen die Senderspitze. Die damalige Intendantin Patricia Schlesinger und so manch anderer aus ihrem Umfeld mussten gehen. So manche Ermittlung der Staatsanwaltschaft lief.

Geblieben ist ein finanziell angeschlagener Sender, der um jeden Cent kämpfen muss. Allein neun Millionen Euro muss der Sender sparen, „um seine Zahlungsfähigkeit im kommenden Jahr zu sichern“, wie es in einer aktuellen RBB-Mitteilung heißt.

22 Millionen Euro: So schwer ist der Sparhammer, mit dem die jetzige Sender-Chefin Ulrike Demmer zuschlagen will.  Um die 22 Millionen Euro einsparen zu können, sollen noch in diesem Jahr 254 Stellen abgebaut werden. Und: Um Mitarbeiter- und Honorarkosten (für freie Angestellte) so brutal zu reduzieren, muss der Sender kräftig bei seinen Radioprogrammen und TV-Sendungen zusammenstreichen.

150 Vorschläge unterbreitete jetzt der RBB seinen Mitarbeitern. „Ein nachhaltiger Umbau des RBB ist unausweichlich, und er ist schmerzhaft“, sagt Intendantin Demmer. „Wir werden aber so programmschonend wie möglich sparen und sicherstellen, dass der Sender weiterhin in Innovation und Programmentwicklung investieren kann.“

Sparhammer beim RBB: DIESE Sendungen sollen weg

Änderungen am Programm seien „nicht vollständig vermeidbar“. Und das sind einige der Sendungen, die dem Sparhammer der RBB-Chefetage zum Opfer fallen sollen:

Ulrike Demmer, Intendantin des RBB
Ulrike Demmer, Intendantin des RBBJens Kalaene/dpa

Das „Heimatjournal“ soll weg, in dem die Reporter Ulrike Finck und Andreas Jacobs immer sonnabends im Wechsel aus Berlin und Brandenburg berichtet haben. Kiez- und Dorfgeschichten aus der Region: Sie soll nun die „erfolgreiche“ RBB-Sendung „Der Tag“ übernehmen, die auf den Sonnabend ausgeweitet werden soll.

„Der RBB beabsichtigt, starke Marken zu stärken“, teilt der Sender dazu mit. Und rechtfertigt so auch die nächste geplante Streichung: Die beliebte Kindersendung „Der Ohrenbär“ soll gestrichen werden.

Am 1. Oktober 1987 wurde der „Ohrenbär“ im damaligen Sender West-Berliner Sender SFB erstmals ausgestrahlt. Gute-Nacht-Geschichten im Radio: Sie wurde nach Zusammenschluss von SFB und ORB zum RBB übernommen. Allerdings wechselte der „Ohrenbär“ von seinem RBB-Stammsender 88,8 zum RBB-Kulturkanal Radio 3. Und es gibt die Geschichten als Podcast im Internet.

Der „Ohrenbär“ vom RBB soll verschwinden.
Der „Ohrenbär“ vom RBB soll verschwinden.RBB

In der RBB-Mitteilung heißt es: „Bei den Angeboten für das jüngste Publikum konzentriert sich der RBB auf die Marke ,Unser Sandmännchen‘ und will die Produktion des Podcasts ,Ohrenbär‘ einstellen.“ In der Pressemitteilung der Gewerkschaft Verdi heißt es: „Die beliebte Kindersendung ,Ohrenbär‘ wird eingestellt.“ Also auch im Radio.

RBB: Auch bei der Abendschau soll gespart werden

Möglicherweise belässt man die Plattform, strahlt nur die alten Geschichten als Wiederholungen weiter aus. Erfahrung hat der RBB ja schon damit genug gesammelt. Etwa mit dem TV-Gesundheitsmagazin „RBB Praxis“. Nachdem diese Sendung „schon der vorigen Sparrunde zum Opfer gefallen ist“, soll „nun auch die Nachfolgesendung ,RBB gesund+‘ gestrichen werden“, teilt Verdi mit.

Weitere Streichpläne:  Die Nachrichtenredaktionen aller Radioprogramme sollen zusammengeführt werden. Der RBB-Teletext verschwindet. Laut Verdi sollen bei der „Abendschau“ und „Brandenburg aktuell“ die Nachrichtenpräsentatoren eingespart werden.

Andrea Kühnemann, Verdi-Landesleiterin Berlin-Brandenburg, sagt: „Nach den Affären um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, dem Umgang des RBB mit Vorwürfen gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar und zahlreichen hohen Beraterhonoraren müssen die Beschäftigten und Nutzer*innen das nun alles ausbaden.“ ■