Berlin-Marzahn

Bürgerwut über Hochhaus-Plan: „Hier wird alles ohne Sinn und Verstand geplant“

Am Montag berichtete der KURIER über die Neubau-Pläne im Kleeblatt-Kiez. Auf den Bericht meldeten sich viele Leser und Anwohner.

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Die Kleeblatt-Passage in Berlin-Marzahn im Vordergrund soll neuen Hochhäusern weichen.
Die Kleeblatt-Passage in Berlin-Marzahn im Vordergrund soll neuen Hochhäusern weichen.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Marzahn-Hellersdorf wird zugebaut. Immer mehr Neubauprojekte sind in Planung. Grüne Lücken und alte Gebäude sollen verschwinden und dafür Hochhäuser hochgezogen werden. Wie zum Beispiel im Kiez um die Kleeblatt-Passage. Das Gebäude aus DDR-Zeiten soll abgerissen und dafür bis zu 17 Stockwerke hohe Häuser vor die Balkone der Anwohner gesetzt werden. Nach dem KURIER-Bericht meldeten sich viele Leser und Anwohner. Viele sind empört, andere sind aber auch für den Neubau.

Für Linda Bölke werden die neuen Häuser rund um Kleeblatt-Passage ohne Sinn und Versand geplant: „378 neue Wohnungen, 480 Stellplätze für Fahrräder (was soll das, hier wohnen im Moment viele alte Leute) und nur 60 Parkplätze, die man sich mit den Kunden von Rewe und Penny auch noch teilen muss“, schreibt sie uns auf Facebook. „Ich beteilige mich mit meinen Senioren an der Unterschriftenaktion.“

Berlin-Marzahn: „Diese politischen Flachzangen bauen ohne Hirn und Verstand!“

Wie wir am Montag berichteten, haben betroffene Nachbarn eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Hochhäuser zu verhindern. „Wir werden diese geplante Bebauung nicht hinnehmen“, erklärte Anke Preuß, eine der Initiatoren. „Daher haben wir eine Unterschriftenaktion für einen Einwohnerantrag initiiert, die Papiere werden wir zeitnah dem Bezirksamt übergeben.“

Linda Bölke sieht ein weiteres Problem – weitere in der Umgebung geplante Hochhäuser. „Noch dazu sollen noch zwei Punkthochhäuser mit 12 Etagen und insgesamt 110 WE zwischen die bereits vorhandenen Hochhäuser an der Landsberger Allee geplant werden“, schreibt sie uns. Auch hier gäbe es im Moment kaum noch Parkplätze. „Wie soll das nach dem Bau der zwei Hochhäuser werden? Sehr viel Grün wird dafür verschwinden müssen“, erklärt die Anwohnerin.

Ilona Seyfert (v.l.), Jens-Olav Preuß, Steffi Himmelweit und Anke Preuß haben die Unterschriftenaktion gegen die geplanten Neubauten im Kleeblatt-Kiez initiiert.
Ilona Seyfert (v.l.), Jens-Olav Preuß, Steffi Himmelweit und Anke Preuß haben die Unterschriftenaktion gegen die geplanten Neubauten im Kleeblatt-Kiez initiiert.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Frank Wiesenthal schreibt uns, dass der Bau von Wohnraum ja an sich nicht schlecht wäre und fügt etwas drastischer hin: „Aber diese politischen Flachzangen bauen ohne Hirn und Verstand!“ Er berichtet aus seinem eigenen Erleben. „Ich habe bis 2015 im schönen, ruhigen Alt-Karow gewohnt“, berichtet er. „Um 2000 stampfte man Neu-Karow aus dem Boden, ohne die nötige Infrastruktur zu schaffen.“

Berlin-Marzahn: „Leider kann man sich die schöne Aussicht nicht kaufen“

Sein Arbeitsweg (12,5 Kilometer bis Prenzlauer Berg) hätte sich von 30 Minuten auf zwei bis drei Stunden verlängert. Es hätte keinen Supermarkt gegeben, keine Kitas, nur eine Kneipe – Altbestand, wie Frank Wiesenthal schreibt. „2015 hatte ich dann endgültig die Schnauze voll von dieser BumBumPlemPlem-Stadt.“ Er sei weggezogen.

Aber es schreiben uns über Facebook auch Leser, die für eine Neubebauung mit Wohn-Hochhäusern im Kleeblatt-Kiez sind. „Besser als irgendwelche nutzlosen Bürogebäude, gibt’s eh schon genug, aber bezahlbaren Wohnraum nur wenige.“

„Ist doch nix Neues, überall werden Häuser zwischen bzw. davor gebaut. Leider kann man sich die schöne Aussicht nicht kaufen“, erklärt dagegen Andrea Malek. Robert Ritter versteht eines nicht: „Gibt so viel Platz um Berlin herum. Aber man muss unbedingt ganz eng bauen …“