Brandenburger Gefühle

Rainald Grebe: „Die Grünen haben keine Ahnung vom Leben auf dem Land“

Der Musiker, Comedian und Wahl-Uckermärker berichtet, was seine Nachbarn von Berlin, der Politik und den Grünen im Besonderen halten.

Author - Berliner KURIER
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Rainald Grebe bei seinem Konzert vom Juli 2023 in der Berliner Waldbühne.
Rainald Grebe bei seinem Konzert vom Juli 2023 in der Berliner Waldbühne.Annette Riedl/dpa

Die Grünen flogen im vergangenen Jahr aus dem Landtag in Brandenburg: Mit nur 4,1 Prozent scheiterten sie krachend an der 5-Prozent-Hürde – und versuchten sich hinterher herauszureden. Sie sprachen vom Machtkampf zwischen AfD und SPD, der auf ihre Kosten gegangen wäre, erklärten, dass sie vieles im Wahlkampf richtig gemacht hätten. Musiker, Comedian und Wahl-Brandenburger Rainald Grebe aber sagt es brutaler: „Die Grünen stehen für all das, was hier nicht hingehört: die Stadt, Westdeutsche, Prenzlauer Berg, die Bundespolitik. Die Grünen gibt es hier ja auch gar nicht mehr.“

Im Interview mit der Berliner Zeitung erklärt der 54-Jährige, warum in Brandenburg keiner der Grünen mehr leiden mag. „Hier braucht man nur Habeck sagen, dann geht es los“, sagt Grebe. „Habeck ist hier das letzte. Dafür hat die AfD auch Stimmung gemacht, sie haben die Grünen als Feinde der Lebenskultur auf dem Land aufgebaut.“

Eier, auf denen Bio draufsteht, sind oft gar nicht Bio

Rainald Grebe weiß, wie seine Nachbarn ticken. Dass sie glauben, dass die Grünen keine Ahnung von der Lebensrealität auf dem Land haben. Von den Entfernungen, die man hier mit dem Auto zurücklegen muss. Von dem Gequatsche über Bio-Essen.

„Die Leute hier wissen, dass die Eier, auf denen Bio draufsteht, oft gar nicht Bio sind. Dass das Mogelpackungen sind“, sagt der Musiker. „Man kennt die Ställe, man kennt den Zentimeterabstand in den Legebatterien.“ Das, was die Grünen unter Natur verstehen, gelte hier auf dem Land als Stadtnatur. Bio, so denke man, habe mit dem echten Landleben nichts zu tun.

Und dann der Habeck und sein Heizungsgesetz. Dass ihnen einer vorschreiben wollte, wie sie zu heizen haben. „Dass eine Wärmepumpe etwas Sinnvolles sein könnte, war hier nie Thema“, sagt Grebe der Berliner Zeitung. „Es ging einfach darum, dass da einer über sie bestimmen will.“

In der Uckermark scheint immer etwas mitzuschwingen, was es schon zu DDR-Zeiten gab. So ein „Wir gegen die da oben“, gegen die aus Berlin. „Berlin ist weit und wird abgelehnt. Das ist sehr spürbar“, heißt es bei Rainald Grebe.

Rainald Grebe: Es gibt eine große Solidarität gegen Berlin

Während der Bauernproteste baumelten am Dorfeingangsschild Gummistiefel – als Protestsymbol gegen die Bundesregierung. Und der Nachbar von Grebe hing ein Schild auf, auf dem stand: „Arbeiter und Bauern Hand in Hand“. „Es gab eine große Solidarität unter den Leuten hier – und gegen Berlin“, sagt Grebe in der Berliner Zeitung.

Der gebürtige Kölner Grebe erzählt, dass er schon vor zwölf Jahren in den Osten, in die Uckermark „rübergemacht“ habe, aber manchmal immer noch fremdele. Zu Corona-Zeiten hätte er überlegt wegzugehen. Weil auf einmal Nazis auftauchten und Putin-Freunde. „Ich habe mich gefragt, was ich hier mache“, resümiert er in der Berliner Zeitung. Mit der Grebe gegebenen Lakonie sagt er dann aber auch: „Aber wenn mir die Nachbarn Tomaten bringen, ist das immer ganz nett.“