Exklusive TV-Doku

Rainald Grebe schockt seine Fans: „Ich wollte mich umbringen. Ich wollte weg!“

Ende 2024 hat der 53-Jährige erneut einen Schlaganfall erlitten. Doch der Frühling kommt und er spürt wieder Hoffnung. Über seinen brutalen Kampf gegen die Krankheit erzählt er in einer Doku.

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Im Bett auf die Bühne: Rainald Grebe hat es auf die Waldbühne Berlin geschafft.
Im Bett auf die Bühne: Rainald Grebe hat es auf die Waldbühne Berlin geschafft.Bärbel Bielek/Filmbergwerk/ZDF

Mit seiner bissigen „Brandenburg“-Abrechnung wurde der Musiker Rainald Grebe zum Star, der auch große Bühnen füllt. Seit ein paar Jahren macht er aber auch mit seiner angeschlagenen Gesundheit Schlagzeilen. Denn der heute 53-Jährige ist schwer krank, er leidet an Vaskulitis, eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße. Im letzten Jahr sprach er davon, dass er schon 16-Mini-Schlaganfälle hatte. Seit Jahren kämpft der Musiker nun mit der schweren Krankheit. Ein 3sat-Film fängt das sehr eindrucksvoll ein. Und es gibt leider auch schlechte Nachrichten: Nach einem weiteren Schlaganfall weiß noch keiner, wann Grebe wieder zurück auf seine geliebte Bühne kann.

Der beschwerliche Weg beginnt für den Liedermacher Rainald Grebe 2017 in der Pause einer Show in Düsseldorf. Grebe erleidet einen Schlaganfall. „Nach dem ersten Satz: stockfinstere Dunkelheit“, beschreibt Grebe den Moment in der 3sat-Doku „Rainald Grebe: Der Tod im Leben – Unheilbar krank zum größten Auftritt“, die in der Mediathek verfügbar ist und am Sonnabend (22. Februar, 21.15 Uhr) ausgestrahlt wird. Die Worte „suppten weg hinter den Tellerrand“. Es folgten in den Jahren danach weitere Schlaganfälle.

Rainald Grebe: Ja zum Leben

Die Dokumentation von Bärbel Bielek begleitet Grebe und seine Band bei den Mühen Richtung große Bühne. Ein Weg, der nach Rückschlägen schließlich in ein großes Konzert auf der Berliner Waldbühne im Sommer 2023 mündet.

Der Schlaganfall in Düsseldorf hat den heute 53 Jahre alten Kabarettisten, der bekannt wurde mit scharfzüngigen Texten wie beim Lied „Brandenburg“, nachhaltig verändert. Die Ärzte diagnostizieren bei dem gebürtigen Kölner eine seltene Gefäßerkrankung, die die Schlaganfälle verursacht. Der Film zeigt einen milderen Rainald Grebe, ein Stück abgerückt vom Biss früherer Tage. Er zeigt einen verletzlichen, aber weiterhin optimistischen Mann.

„Die Leitplanken sind schwarz. Man kann am Tag auch mal etwas Schönes erleben, aber der Grundsatz ist schwarz“, erklärt Grebe sein Lebensgefühl. „Ich wollte mich umbringen. Ich wollte weg. Und dann habe ich gedacht, ich habe so vieles, was toll ist.“ Deshalb bringe er sich nicht um. „Ich habe zu viel Schiss.“

Der Film zeigt eindrücklich, wie sehr die Krankheit den Autoren und Musiker immer wieder zurückwirft. Die meisten Schlaganfälle bekomme er gar nicht mit, erzählt er. Sein Hirn sei voller kleiner Verletzungen. Elf Stück habe er bemerkt. Zum Anfang sei das nicht bedrohlich gewesen. Dann sei es immer schlimmer geworden, bis hin zu Problemen beim Laufen und Sprechen.

Tod und Krankheiten nehmen im Film einen großen Raum ein. Trotzdem bleibt die Doku grundsätzlich fröhlich – mit einem Grebe, der sich dem Thema Tod zwar ernsthaft, aber nicht resignierend stellt. „Ich war sehr hoffnungslos ein paar Monate lang letztes Jahr. Jetzt kommt der Frühling wieder. Die Verbesserungen sind spürbar, sodass ich wieder Hoffnung habe auf Leben.“

Rainald Grebe: Ende des Jahres erlitt er wieder einen Schlaganfall

Weder seine Gesundheit noch die für Kunstschaffenden schwierigen Lockdowns konnten Rainald Grebes Produktivität bremsen: So nahm er während der Pandemie sein erstes Hörbuch auf, und seine Autobiografie „Rheinland Grapefruit. Mein Leben“ entstand während eines Reha-Aufenthalts.

Eine bemerkenswerte Rolle im Kosmos Grebe nimmt die Band und das Team des Liedermachers ein. Sie kümmern sich um den angeschlagenen Musiker. „Alle sind motiviert und machen das auch aus Liebe zu ihm an vielen Stellen. Alle sind auch irgendwie hier, um sein Lebenswerk zu feiern“, erklärt eine seiner Mitarbeiterinnen in dem Film.

Rainald Grebe, Kabarettist und Liedermacher, sitzt vor Regisseurin Bärbel Bielek und Co-Produzent Jan-Marc Ramm bei der Preview der 3sat-Dokumentation „Rainald Grebe: Der Tod im Leben. Unheilbar krank zum größten Auftritt“ in einer inszenierten Roten-Teppich-Situation im Kino Colosseum.
Rainald Grebe, Kabarettist und Liedermacher, sitzt vor Regisseurin Bärbel Bielek und Co-Produzent Jan-Marc Ramm bei der Preview der 3sat-Dokumentation „Rainald Grebe: Der Tod im Leben. Unheilbar krank zum größten Auftritt“ in einer inszenierten Roten-Teppich-Situation im Kino Colosseum.Sebastian Gollnow/dpa

Aktuell ist es wieder ruhiger um den Kabarettisten. Der Liedermacher hatte Ende vergangenen Jahres alle Auftritte für die folgenden Monate abgesagt. „Er hatte wieder einen Schlaganfall“, sagt seine Sprecherin. „Im Moment kann niemand sagen, wie lange es dauern wird, bis er sich davon erholt hat.“

Zu einer Preview der Doku am 11. Februar im Berliner Colosseum kam Grebe aber selbst, ließ sich vor dem großen Saal fotografieren. Der 53-Jährige Rainald Grebe lebt heute in Berlin und – in Brandenburg, genauer gesagt in der Uckermark, irgendwo zwischen Prenzlau und Boitzenburg. „Ich wohne im Zentrum von Berlin und weit draußen in der Pampa, in Brandenburg, dort sprechen die Leute anders, das gefällt mir“, so der Musiker.

Bis Rainald Grebe wieder auf den Bühnen stehen kann, wird es wohl noch dauern. Ein Konzert mit ihm kann man aber schon vorher sehen. Nach der Doku läuft am Sonnabend auf 3sat der Konzertfilm „Rainald Grebe: Die Band“, ein Live-Mitschnitt vom „3sat-Festival Mainz“ aus dem September 2023. ■