Fahrstuhle gibt es in Berlin überall – doch einen solchen Aufzug gibt es nur ein einziges Mal in der Stadt und zweimal in Deutschland: Am Betriebsbahnhof Rummelsburg befindet sich seit Jahren ein sogenannter „Peoplemover“, ein Aufzug, der nicht nur nach oben und nach unten, sondern auch seitlich fahren kann. Er bringt die Passagiere erst in die Höhe, fährt sie dann waagerecht über die Gleise der S-Bahn und setzt sie dann auf dem Bahnsteig ab. Das Problem: Der als modern bejubelte Aufzug ist inzwischen völlig verkommen – und fällt jeden vierten Tag aus! Die besondere Attraktion soll deshalb bald verschwinden.
Gruseligster Fahrstuhl Berlins: Kennen Sie den Peoplemover in Rummelsburg?
Er könnte eine echte Berliner Bahnhofs-Attraktion sein – doch der besondere Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist inzwischen alles andere als ein Highlight. Wenn sich die Türen schließen, steht der Fahrgast in einer nahezu finsteren Kabine, weil nur wenig Licht durch die blinden, zerkratzten und verdreckten Scheiben fällt. Die Wände sind mit Dreck und Farbe beschmiert, der Geruch typisch Berlin. Erst geht es nach oben – und bei der Überfahrt über die Gleise in luftiger Höhe rattert und wackelt es, als wäre man direkt in einer Geisterbahn. Willkommen in Berlins gruseligstem Aufzug!
Seit 2007 gibt es den sogenannten „Peoplemover“ am Betriebsbahnhof. Ja, er bewegt die Menschen, wie es der Name sagt. Doch längst nicht so charmant, wie es mal gedacht war. Als der KURIER damals über das Bauvorhaben berichtete, hieß es, der Schwebebahn-Lift solle „in die Höhe gleiten“. „Die Fahrt dauert knapp 30 Sekunden“, sagte Emil Schmid, der Chef der Herstellerfirma in Baden-Württemberg. Letzteres stimmt, vom Gleiten kann aber keine Rede sein. 700.000 Euro kostete das Technik-Monster – und man entschied sich dafür, weil zwei normale Aufzüge zu teuer gewesen wären, sagte damals ein Bahn-Sprecher.

Wie sich die Zeiten ändern: Nun steht hier doch noch eine Investition an. Denn: Der Fahrstuhl soll weg! Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Andreas Geisel (SPD) hervor. Er erkundigte sich nach den Ausfallzeiten des Fahrstuhls am Betriebsbahnhof Rummelsburg – und bekam schockierende Antworten. Laut Deutscher Bahn fiel der Fahrstuhl im Zeitraum seit Herbst 2024 an jedem vierten Tag aus. Besonders prekär: In manchen Wochen stand der Aufzug gar nicht zur Verfügung, von Mitte Februar bis Ende April war der Peoplemover laut den Daten der Bahn dauerhaft defekt, die Ausfallquote lag bei 100 Prozent.
Deutsche Bahn: Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg soll weg
Ein untragbarer Zustand für Fahrgäste am Betriebsbahnhof Rummelsburg, denn: Wer ohne Fahrstuhl zum Gleis will, muss Treppen nutzen und durch einen Tunnel gehen. Der Aufzug sichert also die Barrierefreiheit. Was tun? Laut Deutscher Bahn könnte der Peoplemover deshalb schon bald Geschichte sein. Man beabsichtige den Bau zweier Aufzüge, die in luftiger Höhe mit einer Überführung verbunden werden sollen, heißt es. Damit die Überführung auch sicher ist und im Notfall evakuiert werden kann, muss außerdem eine weitere Treppe her. Dafür wiederum muss das Dach umgebaut werden. „Die DB hat mit der Grundlagenermittlung für diese komplexe Maßnahme begonnen und ein Projekt aufgesetzt, damit diese Thematik im Sinne der Reisenden vorangetrieben werden kann“, heißt es in der Antwort auf Geisels Anfrage.

Ersatzteile für den Fahrstuhl am Betriebsbahnhof Rummelsburg sind schwer zu beschaffen
Nur: Warum hat man noch nichts getan, um das Problem mit dem Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg in den Griff zu bekommen? Das, was den Peoplemover besonders macht, wird Reisenden zum Verhängnis: Laut Deutscher Bahn wurde die Technik nur zweimal in Deutschland verbaut, weshalb Bauteile zum Einsatz kommen, die kein Standard sind. „Eine Bevorratung ist daher nicht möglich“, heißt es. Es gebe Lieferprobleme für Ersatzteile, Instandsetzungen dauern deshalb länger als bei normalen Fahrstühlen. Hinzu kommt Vandalismus, der auch beim Peoplemover zu sehen ist – auch wenn er beim Besuch des KURIER gerade funktionierte.