Aufzug am Betriebsbahnhof

Schräger Fahrstuhl in Rummelsburg: Alle lachen über den Peoplemover!

Der skurrile Fahrstuhl am Betriebsbahnhof Rummelsburg, der die Passagiere über die Gleise bringt, soll weg. Im Netz ist er schon eine Lachnummer.

Author - Florian Thalmann
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Bei dem sogenannten Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg fährt die Kabine erst nach oben, dann waagerecht über die Gleise. Doch der Aufzug ist ständig kaputt.
Bei dem sogenannten Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg fährt die Kabine erst nach oben, dann waagerecht über die Gleise. Doch der Aufzug ist ständig kaputt.Florian Thalmann/Berliner KURIER

Er ist eine echte Besonderheit – doch anstatt als besondere Attraktion in jedem Reiseführer zu stehen, zieht der sogenannte Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg in Berlin den Spott auf sich. Der besondere Fahrstuhl bringt die Passagiere nicht nur von oben nach unten und umgekehrt, sondern fährt auch seitlich, um Menschen über die Gleise der S-Bahn zu bringen. Ein technisches Wunderwerk, das leider ständig defekt ist – und das bald verschwinden soll (KURIER berichtete). Schade drum? Nein – zumindest nicht, wenn es nach jenen geht, die schonmal damit gefahren sind.

Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist an jedem vierten Tag defekt

Das Glück ist nur wenigen vergönnt: Der besondere Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist laut neuen Zahlen der Deutschen Bahn an rund 25 Prozent der Tage außer Betrieb. Vor allem Vandalismus sorgt dafür, dass das spezielle Gefährt namens „Peoplemover“ häufig keine Menschen bewegen kann. Aber auch der Mangel an Ersatzteilen: So einen Fahrstuhl gibt es laut Bahn nur zweimal in Deutschland, weshalb es bei Defekten schwierig ist, für das Exemplar in Berlin sofort die richtigen Bauteile aufzutreiben.

Die Folgen sind teilweise lange Ausfälle, die die Barrierefreiheit am Bahnhof erheblich einschränken. Von Mitte Februar bis Ende April war der Peoplemover laut den Daten der Bahn dauerhaft defekt, die Ausfallquote lag bei 100 Prozent. Die Bahn will deshalb schon bald einen Schlussstrich ziehen, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Andreas Geisel (SPD). Man beabsichtige den Bau zweier Aufzüge, die in luftiger Höhe mit einer Überführung verbunden werden sollen, heißt es. Hinzu kommt eine Treppe für Notfälle.

Bis dahin kann der Aufzug aber noch genutzt werden, wenn er denn fährt. Einigen ist es gelungen, weshalb sich der Aufzug sogar über Bewertungen beim Suchmaschinen-Giganten Google freuen darf. Und die strotzen vor Sarkasmus! „Ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit“, schreibt etwa ein Nutzer. „Alle bisherigen Entdeckungen und Errungenschaften haben zu diesem Meisterwerk geführt.“ Der Aufzug sei zwar jedes zweite Mal kaputt. „Aber allein das einmalige Fahren mit diesem Fahrstuhl ist lebensverändernd.“

Nutzer im Internet amüsieren sich über den Fahrstuhl am Betriebsbahnhof Rummelsburg

Ein anderer Nutzer schreibt, es handele sich beim Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg um ein „Meisterwerk der deutschen Ingenieurskunst“. „Großen Dank an Herrn Schmid, dass er diesen Meilenstein des öffentlichen Personentransports so nebenher entwickelt hat.“ eine Anspielung auf den Mechaniker und Unternehmer Emil Schmid, der das Gefährt erfand. Trotz aller Kritiker, die ihn für bekloppt hielten, habe sich der Entwickler „mit Mut und Intellekt durchgeschlagen und uns dieses achte Weltwunder beschert“. Am Ende fügt der Nutzer an: „Leider war der Peoplemover defekt als wir zur Besichtigung des Objektes kamen.“

Der Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist eine architektonische Besonderheit. Eigentlich sollte der Peoplemover in jedem Reiseführer stehen.
Der Aufzug am Betriebsbahnhof Rummelsburg ist eine architektonische Besonderheit. Eigentlich sollte der Peoplemover in jedem Reiseführer stehen.Florian Thalmann/Berliner KURIER

Ein anderer Mann schreibt, der Aufzug repräsentiere das Leben. „Manchmal geht es nach oben, man schiebt sich vorwärts und manchmal nach unten, aber nie auf der richtigen Spur.“ Man könne nicht stillstehen, wenn man dieses „überflüssige mechanische Wunderwerk“ fahre. „Das einzige, was diesem umwerfenden Erlebnis fehlt, sind ein paar Lichter und ein richtiger Techno-Beat.“ Eines davon werde zum Glück dadurch bereitgestellt, dass die Fahrgäste im Aufzug ordentlich durchgeschüttelt werden. Ein anderer Nutzer stimmt zu. „Hatte seine Höhen und Tiefen, hat mich erschüttert. Eine sehr bewegende Erfahrung“, fasst er seine Fahrt zusammen.

Auch die KURIER-Leser kennen den Peoplemover am Betriebsbahnhof Rummelsburg

Auch die KURIER-Leser kennen den Aufzug bereits, kommentieren ein Video unserer Testfahrt fleißig im Netz. „Als er denn mal ging, habe ich mich auch mal getraut, ihn zu probieren. Und ich muss sagen: Dass der Fahrstuhl seitlich fährt, fand ich schon irgendwie aufregend. Ich fand die Fahrt super, nur leider ist er seitdem immer kaputt“, schreibt eine Frau. Eine andere: „Das Ding war mir immer ein Rätsel. Schaut von außen schon gruselig aus. Gut wenn man da nicht mitfahren muss.“ Eine Bekannte von ihr habe sogar mal die Feuerwehr rufen müssen, die anrückte, um Menschen daraus zu befreien. Eine andere Nutzerin kommentiert: „Niemals würde ich da einsteigen!“ Und ein Mann gibt Entwarnung: „Ist doch eh 90 Prozent der Zeit kaputt.“

Gruseliger Fahrstuhl am Betriebsbahnhof Rummelsburg soll bald weichen

Aktuell funktioniert der Aufzug – aber mal sehen, wie lange noch. Wer den Peoplemover ausprobieren will, kann sich aber dennoch zeit lassen. Zwar hat die Bahn angekündigt, den gruseligen Aufzug ersetzen zu wollen. Aber: Es wird ganz sicher eine Weile dauern. „Die DB hat mit der Grundlagenermittlung für diese komplexe Maßnahme begonnen und ein Projekt aufgesetzt, damit diese Thematik im Sinne der Reisenden vorangetrieben werden kann“, heißt es im Statement des Konzerns. Es werden am Betriebsbahnhof Rummelsburg bis dahin noch viele Fahrstuhlkabinen über die Gleise gleiten …