Schlimme Szenen

Berlins Silvester-Horror: 36 Wohnungen unbewohnbar +++ 390 Festnahmen +++ Abgetrennte Finger

In Berlin eskalierte in der Nacht zu Neujahr 2025 mal wieder die Gewalt. Es kam zu Festnahmen und etlichen Not-OPs.

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In Berlin kam es in der Silvesternacht wieder zur Randale - die Polizei musste den Alex räumen.
In Berlin kam es in der Silvesternacht wieder zur Randale - die Polizei musste den Alex räumen.Markus Wächter

Die Silvester-Nacht 2024/2025 – eigentlich sollte sie ein Fest des Frohsinns und des Neuanfangs sein. Doch in Berlin wurde die Nacht zum neuen Jahr wieder einmal zu einem traurigen Spiegelbild von Chaos und Gewalt. Statt fröhlicher Feuerwerksraketen gab es Randale, Ausschreitungen und eine erschreckende Bilanz: 390 Festnahmen, 16 verletzte Polizeibeamte und brennende Autos. Was ist bloß los in der Hauptstadt?

Bereits vor Mitternacht war die Polizei am Alexanderplatz in Alarmbereitschaft. Menschenmassen, aggressive Stimmung und immer wieder aufsteigende Polenböller zwangen die Einsatzkräfte zu einer umfassenden Räumung. Die Beamten setzten auf Deeskalation – doch der Funke schlug wortwörtlich über. „Die Spitze der Eskalationen, wie wir sie nach Mitternacht erlebt haben, sollten wir nun überwunden haben“, erklärte Florian Nath, Pressesprecher der Berliner Polizei, erst weit nach 1 Uhr gegenüber der Berliner Zeitung. Doch die Ereignisse sprechen eine andere Sprache.

Polizist an Silvester in Berlin beschossen: Not-OP

Einer der dramatischsten Vorfälle ereignete sich in der Prenzlauer Allee Ecke Danziger Straße. Kurz nach 1 Uhr wurde ein Polizist von einem mutmaßlich illegalen Feuerwerkskörper schwer am Bein verletzt. Der Beamte verlor viel Blut und musste sofort ins Krankenhaus gebracht werden, wo er noch in der Nacht operiert wurde. Seine Kollegin erlitt Splitterverletzungen an den Händen. Der Polizeisprecher spricht von „mutmaßlich illegalem Feuerwerk aus einer gewalttätigen Menschenmenge“. Ein erschütternder Angriff auf jene, die für Ordnung sorgen sollen.

330 Festnahmen gab es in Berlin in der Silvester-Nacht.
330 Festnahmen gab es in Berlin in der Silvester-Nacht.Markus Wächter

Auch die Berliner Feuerwehr, die mit rund 1.500 Kräften im Einsatz war, hatte alle Hände voll zu tun. Ein Großbrand in einem Parkdeck in Kreuzberg hielt rund 90 Einsatzkräfte in Atem. Die Lage war unübersichtlich, fünf Autos und ein Motorroller standen in Flammen. Während die Feuerwehr unermüdlich kämpfte, gab es glücklicherweise keine Verletzten.

In anderen Teilen der Stadt ging es ebenfalls heiß her. In der Weitlingstraße in Lichtenberg brannten gleich vier Wohnungen vollständig aus. Insgesamt wurden 46 Feuerwehrleute eingesetzt, um den verheerenden Brand zu löschen. Doch auch hier sorgte die Aggression einiger Feiernder für zusätzliche Herausforderungen. Rettungskräfte berichteten, sie seien mit Pyrotechnik beschossen worden.

Die Berliner Feuerwehr bilanzierte über den Jahreswechsel zwischen 19.00 Uhr und 06.00 Uhr 1892 Einsätze. Das waren 294 mehr als im Vorjahr. Darunter waren laut einer Mitteilung 825 Brände, 847 Rettungsdiensteinsätze sowie 220 technische Hilfeleistungen und sonstige Einsätze. „Auffällig waren in diesem Silvester vermehrt Brände in Wohngebäuden mit gefährdeten Personen, die durch die Berliner Feuerwehr gerettet und versorgt wurden“, hieß es in einer Mitteilung.

Durch illegale Feuerwerkskörper - mutmaßlich sogenannte Kugelbomben - sind zudem in der Neujahrsnacht große Schäden in der Belziger Straße im Stadtteil Schöneberg entstanden. Bei einer heftigen Detonation wurden zahlreiche Häuserfassaden schwer beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch. 36 Wohnungen seien nun vorerst unbewohnbar und zwei Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Er sprach von einem „Schlachtfeld“, das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe.

Böller-Bilanz in Berlin: Mindestens 10 Not-OPs im Unfallkrankenhaus

Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) war die Lage ebenfalls angespannt. Bereits um 1 Uhr meldete das Krankenhaus acht schwer verletzte Patienten, die durch Böller teils massive Handverletzungen erlitten hatten. Die traurige Bilanz: Fingerverluste und lebenslange Schäden durch selbstgebastelte Sprengkörper. Zwei der Betroffenen schwebten sogar in Lebensgefahr.

Am Morgen war die Zahl der Böller-Verletzten sogar auf 35 gestiegen. Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf dem Portal X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust. „10 Operationen gab es wegen Verbrennungen oder Teil-Amputationen von Fingern. Zwei Patienten muss ein Augapfel entfernt werden“, hieß es.

Und weiter: „Aus Erfahrung wissen wir, dass am Neujahrstag nach Abklingen von Alkohol u.a. viele Bölleropfer erst so richtig merken, wie schwer sie sich verletzt haben und dann in unsere Rettungsstelle kommen“, hieß es in einem weiteren Post. „Wir erwarten also noch einige Patienten.“

Ein illegaler Böller explodiert während einer Pressevorführung der Berliner Feuerwehr in der Hand einer Puppe. Die Feuerwehr hatte vor Silvester gewarnt, trotzdem gab es wieder zahlreiche Schwerverletzte in Berlin.
Ein illegaler Böller explodiert während einer Pressevorführung der Berliner Feuerwehr in der Hand einer Puppe. Die Feuerwehr hatte vor Silvester gewarnt, trotzdem gab es wieder zahlreiche Schwerverletzte in Berlin.Soeren Stache/dpa

Die Polizei hatte schon im Vorfeld versucht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Am Alexanderplatz, einer der zentralen Feiermeilen Berlins, waren Bereiche zu Böllerverbotszonen erklärt worden. Doch das hielt viele nicht davon ab, Feuerwerk abzuschießen – teils direkt auf andere Personen. Insgesamt registrierte die Bundespolizei bis Mitternacht 19 Straftaten in diesem Bereich.

Insgesamt zeichnet die Bilanz der Silvesternacht ein erschreckendes Bild von Gewalt und Respektlosigkeit. 330 Personen wurden festgenommen, 13 Polizisten verletzt, einer davon schwer. Dazu die vielen Selbstverletzungen durch illegale Böller. Das alles hat mit Feiern wirklich nichts zu tun.