Havarie mit Ansage

Hunderttausende ohne Wasser: Monster-Rohrbruch, weil die Sanierung verpennt wurde!

In Berlin platzt ein 100 Jahre altes Wasserrohr. Ganze Stadtteile sitzen auf dem Trockenen. Und jetzt will es wieder keiner gewesen sein.

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Überschwemmung nach einem Wasserrohrbruch in Berlin. Torsten Vollbrecht, Pressesprecher der Berliner Feuerwehr kann es nicht fassen.
Überschwemmung nach einem Wasserrohrbruch in Berlin. Torsten Vollbrecht, Pressesprecher der Berliner Feuerwehr kann es nicht fassen.Kriemann/imago

In Berlin platzt ein 100 Jahre altes Wasserrohr und Hunderttausende Haushalte sind ohne Wasser – mitten am Silvesterabend! Wie konnte es zu diesem Desaster kommen. Auch wenn es jetzt wieder keiner gewesen sein will, aber offenbar wurde eine Sanierung verpennt.

Nach dem zeitweisen Ausfall der Wasserversorgung in weiten Teilen Berlins durch einen Rohrbruch am Silvesterabend dürfte die Reparatur des Schadens Wochen oder sogar Monate dauern, das ist seit dem Neujahrsmorgen klar.

Die Berliner Wasserbetriebe planen, nicht nur die unmittelbare Bruchstelle an einer Hauptleitung in der Seestraße im Stadtteil Wedding zu schließen, wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Geplant sei, den Abschnitt auf einer Länge von mehreren Hundert Metern grundlegend zu sanieren.

Das landeseigene Unternehmen bemüht sich demnach nun um eine Genehmigung und hofft, dass diese in den nächsten Tagen vorliegt. Schon länger verfolgten die Wasserbetriebe den Plan, das an dieser Stelle fast 100 Jahre alte Wasserrohr zu erneuern, hieß es. Bisher sei das aber mit Verweis auf die darüber liegende wichtige Verkehrsader inklusive Straßenbahnlinie von den zuständigen Stellen nicht genehmigt worden. Mit anderen Worten, die Sanierung wurde bewusst verpennt!

Hunderttausende Menschen waren ohne Wasser

Der Rohrbruch am Dienstagabend gegen 20 Uhr hatte schwerwiegende Folgen: In mehreren Stadtbezirken fiel die Wasserversorgung aus, Hunderttausende Haushalte hatten für eine oder zwei Stunden kein Trinkwasser aus dem Hahn.

Bis etwa Mitternacht normalisierte sich die Lage nach Angaben der Wasserbetriebe, nach und nach baute sich der Wasserdruck ab etwa 20.55 Uhr wieder auf. An der Bruchstelle wurde die Leitung mittels Ventilen geschlossen.

Am Ort des Geschehens im Wedding entstand durch das ausströmende Wasser ein See, die Seestraße wurde gesperrt. Inzwischen ist der See verschwunden, die vierspurige Seestraße zumindest in Richtung Müllerstraße wieder befahrbar. Die Fahrbahn in Richtung Plötzensee/Stadtautobahn bleibt allerdings vorerst gesperrt.

Auch eine Straßenbahnlinie ist unterbrochen. Bau- und andere Fachleute begutachteten den Schaden am Neujahrstag, um Konzepte für die Reparatur zu entwickeln und mögliche weitere Schadstellen zu entdecken.

Zahlreiche Stadtteile vom Rohrbruch betroffen

Betroffen von der Havarie waren laut Wasserbetrieben die Stadtteile Wedding, Moabit, Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Frohnau und Mitte. Probleme entstanden laut Feuerwehr zeitweise auch bei der Löschwasserversorgung. Die Einsatzkräfte griffen auf Reserven in Tanklöschfahrzeugen zurück. In der Silvesternacht, wo es überall in der Stadt brannte!

Wasserrohrbruch in der Seestraße im Berliner Bezirk Wedding, weil die Sanierung verpennt wurde.
Wasserrohrbruch in der Seestraße im Berliner Bezirk Wedding, weil die Sanierung verpennt wurde.dts Nachrichtenagentur/imago

Bekannt wurde der Vorfall, weil viele besorgte Menschen in sozialen Medien über fehlendes Wasser berichteten und Telefone der Wasserbetriebe wie auch von Polizei und Feuerwehr heiß liefen. Nach Angaben der Wasserbetriebe war ein Team des Entstörungsdienstes innerhalb weniger Minuten vor Ort, um das Problem zumindest provisorisch zu beseitigen. Die Bevölkerung wurde - deutlich später - auch über Warn-Apps wie Nina oder Katwarn informiert.

Geplatztes Rohr ist schon ziemlich alt

Das gebrochene Rohr stammt nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe aus dem Jahr 1928 und besteht aus Grauguss. Dieses Material wird heute nicht mehr verwendet, weil andere Stoffe wie Stahl besser mit Erschütterungen klarkommen.

Nach Einschätzung eines Sprechers dürften die dauerhaften Belastungen durch den Verkehr dem relativ tief unter der Erde verlaufenden Rohr zugesetzt haben, vor allem durch die Straßenbahn. Dass Erschütterungen etwa durch explodierende Böller als Ursache infrage kommen, hielt er für unwahrscheinlich.

Das Netz von Wasser- und Abwasserleitungen umfasst in Berlin nach Angaben des landeseigenen Unternehmens etwa 19.000 Kilometer. Auf 7800 Kilometern Länge fließt Trinkwasser durch die Leitungen. Rohrbrüche kommen im Durchschnitt rund 500 Mal jährlich vor, wobei drei bis vier Prozent des verfügbaren Wassers verloren gehen. Dies sei im Bundesvergleich ein guter Wert.

Das Durchschnittsalter der Wasserleitungen beträgt den Angaben zufolge gut 57 Jahre. Jährlich investieren die Wasserbetriebe um die 100 Millionen Euro in die Modernisierung des Netzes. ■