Nach dem verheerenden Wasserrohrbruch am Silvesterabend in der Seestraße wird es dauern, bis hier alles wieder rund läuft. Die Seestraße ist zwar wieder befahrbar, doch die Straßenbahn bleibt vorerst unterbrochen.
Mehrere Monate sollen die Bauarbeiten an der Seestraße dauern, heißt es laut eines Berichts des rbb. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) tauschen zwischen den Kreuzungen zur Togostraße und zur Afrikanischen Straße rund 270 Meter Leitung aus, wie BWB-Sprecher Stephan Natz der rbb Abendschau sagte.
Bauarbeiten an der Seestraße bis Frühjahr
Die Arbeiten würden „wohl bis Mai, Juni dauern“. Wenn es noch einmal richtig kalt in Berlin wird, können sich die Bauarbeiten auch weiter verzögern. Auch ist unklar, ob die Tram während der ganzen Zeit stillstehen muss. Das geplatzte Rohr befinde sich nur zum Teil unterhalb der Gleisanlage, erklärte Natz gegenüber dem rbb. Derzeit fahren die Linien M13 und M 50 nicht zwischen Osloer Straße und Virchow Klinikum.
„Die aktuellen Schäden am Gleis und der Stromversorgung werden begutachtet und schnellstmöglich behoben“, hieß es von der BVG gegenüber dem Sender. „Bis dahin bleibt der Ersatzverkehr mit Bussen im Einsatz.“ Gleise und Oberleitungen müssten erneuert werden. Die Wassermassen, die sich am Silvesterabend aus dem geborstenen Rohr auf die Straße ergossen hatten, haben den Wasserbetrieben zufolge einen Schaltschrank für die Stromversorgung der Trasse beschädigt. BWB-Sprecher Natz sagte, diese sei an der Havariestelle „im wahrsten Sinne weggespült“ worden.

97 Jahre altes Wasserrohr geborsten
Das Rohr, das nun für unerwartete Bauarbeiten sorgt, ist mehr als 70 Zentimeter dick und verläuft in Nord-Süd-Richtung durch Berlin. Allein das Alter einer Trinkwasserleitung gebe jedoch keinen Hinweis auf seine Stabilität, betonte Natz im rbb. „Es gibt Leitungen, die sind vergleichsweise jung und die müssen dringend raus, weil wir feststellen, dass die Qualitäten, die da verbaut worden sind, nicht dem entsprechenden, was wir erwarten. Und es gibt Leitungen, die sind deutlich über 100 Jahre alt und halten eigentlich super.“
Die Berliner Wasserbetriebe überwachen Daten zu ihren Leitungen mithilfe einer künstlichen Intelligenz. Die nun geplatzte Leitung, die vor 97 Jahren verlegt wurde, sei bisher „überhaupt nicht verhaltensauffällig“ gewesen, so Natz. Dennoch stand eine Sanierung an, die wegen der intensiv genutzten Strecke an der Seestraße bisher nicht angegangen wurde.
Fahrbahn auf der Seestraße einspurig
Einschränkungen gibt es nun auch für den Autoverkehr in Richtung Westen. Er wird einspurig an der Baustelle vorbeigeleitet. In der Gegenrichtung sollen an der Stelle hingegen sämtliche Fahrspuren befahrbar bleiben.
Trotz des Vorfalls bewerten die Wasserbetriebe das Versorgungsnetz der Hauptstadt als stabil. Lediglich rund 500 Wasserrohrbrüche gebe es im Schnitt pro Jahr, sagte Sprecher Stephan Natz. „Das ist ein historisch niedriger Stand“, zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 wären es noch dreimal so viele Wasserrohrbrüche gewesen. Ganz vermeiden ließen sich solche Notfälle nie.
Auch für Fachleute ein außergewöhnlicher Fall
Doch das Ausmaß des Rohrbruchs am Silvesterabend war außergewöhnlich. „Das sehen auch Fachleute nicht so oft“, sagte der Sprecher der Wasserbetriebe. Die Experten hätten schnell reagiert und die Leitung vor und hinter der Bruchstelle abgeriegelt. Nach etwa einer Stunde habe sich der Druck in sämtlichen Haushalten wieder aufgebaut. Betroffen waren unter anderem die Stadtteile Wedding, Frohnau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Mitte und Kreuzberg.
Glück im Unglück sei gewesen, dass der Rohrbruch unter einer Grünanlage lag und das Wasser direkt nach außen treten konnte. Wäre das Rohr nur wenige Meter weiter westlich unter der Straßendecke gebrochen, hätten erheblich größere Schäden gedroht, betonte Natz.
Bei dem betroffenen Rohr habe es sich um eine 97 Jahre alte Leitung aus sogenanntem Grauguss gehandelt. Grauguss gelte zwar als robust, aber auch als anfällig für Bewegungen, sagte der Sprecher. Auf der viel befahrenen Seestraße könnten die Erschütterungen über die Jahre zur Materialermüdung geführt haben. Mit letztendlicher Sicherheit lasse sich die Ursache aber wahrscheinlich nie feststellen, hieß es. ■