In Deutschland wird gerade darüber diskutiert, ob die 1- und 2-Cent-Stücke eingeschmolzen werden sollten. Doch manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass irgendjemand das Bargeld komplett abschaffen will. Als Postbank-Kunde etwa wird es immer mehr zum zeitraubenden Hindernislauf, überhaupt noch irgendwie an Bargeld zu kommen. In Berlin-Prenzlauer Berg sind in den letzten Jahren fast alle Geldautomaten der Cash Group (dazugehört auch die Postbank) ersatzlos abgebaut werden. Bares wird Rares: Der Erfahrungsbericht eines genervten Kunden.
Den Dienstagabend musste ich auf Pump verbringen. Mit einem Kredit bei meiner Privatbank Ulf. Ich brauchte Bargeld, um in der Fußballkneipe zu bezahlen. Doch weit und breit gibt es keinen einzigen Geldautomaten der Cash Group mehr. Der Automatenfinder auf der Postbank-Internetseite bot mir die Filialen in der Schönhauser Allee 79 (2,36 Kilometer Entfernung) oder in der Rathausstraße 5 (3,19 Kilometer an), die Cash Group-Abfrage brachte noch die Deutsche Bank in der Alexanderstraße 5 in Mitte (2,6 Kilometer) ins Spiel. Also keine Alternative, um mal schnell Geld zu holen.
Prenzlauer Berg: Hipster-Bäcker statt Bankfiliale
In der vergangenen Jahren sind für Cash Goup-Kunden in Prenzlauer Berg immer mehr Möglichkeiten, an Bargeld zu kommen, einfach abhandengekommen. Erst verschwand die Berliner Bank in der Schönhauser Allee 144. Da sitzt jetzt ein Hipster-Bäcker drin, der Brot nach Gewicht verkauft und 9,30 Euro für ein Kilogramm Hausbrot verlangt. Nein, ohne Goldanteil, sondern mit 15 Prozent supergesundem Dinkel. Dann wurde die danebenliegende Commerzbank abgeräumt.
Die Geldautomaten der Postbank in der Prenzlauer Allee 39 pulverisierten im September 2022 Automatensprenger. Die Post nutzte die „Chance“, um gleich die ganze Filiale dichtzumachen. Seitdem steht die Immobilie leer, demnächst soll hier wohl der x-te Drogeriemarkt in der Gegend einziehen.
Immerhin gab es für Cash Group-Kunden im Kiez immer noch Alternativen – einen Postbank-Geldautomaten neben dem Kino in der Kulturbrauerei und einen weiteren in der Danziger Straße. Die Betonung liegt auf „gab“. Denn auch die sind in den vergangenen Monaten heimlich, still und leise ausgetauscht worden. Gegen Touri-Abzock-Automaten, die für einmal Bargeld 5,49 Euro berechnen.

Natürlich gibt es auch noch die Möglichkeit, direkt an der Supermarktkasse Geld abzuheben. Das setzt aber voraus, dass der Supermarkt gerade offen hat, wenn man Geld braucht, nicht 20 Leute mit vollem Wagen an der einen offenen Kasse anstehen – und man parat hat, was die jeweiligen Supermärkte für einmal Bargeldholen überhaupt verlangen. Während man bei Rewe nur irgendetwas kaufen muss (ab 1 Cent), liegt der Mindesteinkaufswert bei Aldi bei 1 Euro, bei Lidl bei 5 Euro, bei Netto und Kaufland bei 10 Euro. Außerdem wollen wohl die wenigsten zum nächsten Date oder ins Fußballstadion mit einem vollen Einkaufsbeutel marschieren ...
Postbank: Kein Bargeld, wenig Service
An dem besagten Abend hatte ich dann noch die Idee, ob man vielleicht in der benachbarten Post-Partnerfiliale, einem Späti, Geld abheben könnte. Nein, laute die Antwort freundlich, aber bestimmt, nur Briefe und Pakete. Denn schon 2024 verkündete die Postbank, dass es Finanzdienstleistungen, wie etwa die Ausgabe von Bargeld, in den Post-Partnerfilialen nicht mehr geben soll.
Die Sparmaßnahme betraf rund 1800 Schreibwarenläden und andere Einzelhändler. „Wir beobachten schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt“, sagte damals ein Sprecher des Geld-Instituts dem Handelsblatt.
