2024 war ein tiefschwarzes Jahr für die Berliner Verkehrssicherheit: Bis Weihnachten sind schon 55 Personen im Straßenverkehr getötet worden, meldet die Polizei – das ist die schlimmste Bilanz seit acht Jahren. Besonders betroffen: Fußgänger und Rentner.
55 Verkehrstote – das sind 21 mehr als im Vorjahr. Besonders deutlich stieg die Zahl der Senioren, die infolge von Verkehrsunfällen starben, schreibt die Berliner Zeitung. Ihr Anteil wuchs auf knapp die Hälfte. 27 Menschen, die im Berliner Straßenverkehr ums Leben kamen, waren 65 Jahre und älter. Im Jahr 2023 waren es elf weniger, damals starben 16 Senioren bei Verkehrsunfällen.
24 Fußgänger starben 2024 auf Berlins Straßen
Die Zahl der getöteten Fußgänger und Rentner steht dabei im direkten Zusammenhang. In diesem Jahr starben 24 Fußgänger auf Berlins Straßen – elf mehr als im Vorjahr. Selbst bei den getöteten Radfahrern sind Senioren überdurchschnittlich oft vertreten. Die Zahl der Radfahrer, die infolge von Kollisionen starben, sank zwar von zwölf auf elf, berichtet die Berliner Zeitung. Sechs davon aber waren älter als 60 Jahre, wie aus einer Liste des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC hervorgeht.
Die Zahl der Auto- und Motorradfahrer, die bei Unfällen ums Leben kamen, ist ebenfalls angestiegen – allerdings nur leicht. Bis Dezember verunglückten sieben Insassen eines Pkw (plus 3) und sechs Biker (plus 1) tödlich. Auch zwei E-Scooter-Fahrer kamen ums Leben. Zuletzt derjenige, der im November die Seestraße (Wedding) bei Rot überquerte und von einem Auto erfasst wurde.
„Erschreckend“ findet Roland Stimpel vom Fachverband Fußverkehr Deutschland (Fuss) die Zahlen. Er hat auch eine Erklärung für die steigende Zahl von Verkehrstoten bei den Senioren. Ältere hätten zwar viel Erfahrung im Verkehr und handelten eher bedächtig, seien aber dem oft schnellen Fahrverkehr nicht mehr gewachsen.
CDU will zurück zu Tempo 50 auf allen Hauptstraßen
„Sie schätzen Geschwindigkeiten schlechter, sehen entfernte Autos nicht, reagieren langsamer und können schlechter ausweichen, wenn sie die Gefahr erkennen“, sagt Stimpel im Interview mit der Berliner Zeitung. Elf der getöteten Fußgänger seien beim Versuch gestorben, abseits von Kreuzungen über eine Fahrbahn zu gehen. „An allen elf Unfallorten war und ist Tempo 50 erlaubt, es gibt keine Sicherungen fürs Gehen. Die nächste Ampel ist bis zu 500 Meter weit weg.“
Der Fußgängerlobbyist ist deshalb auch gegen die Pläne der CDU, dass auf Berliner Hauptstraßen in Zukunft grundsätzlich wieder Tempo 50 gelten soll. Von 33 Abschnitten ist die Rede, auf denen bisherige Tempo-30-Limits ausradiert werden sollen. „Der Senat nimmt sehenden Auges in Kauf, dass immer wieder Menschen sterben. Unfallverursacher lenken nicht nur Fahrzeuge oder gehen zu Fuß – in Berlin regieren sie auch“, polemisiert Roland Stimpel. ■