Das wird teuer! Dank der erfolgreichen Schlichtung im BVG-Tarifstreit sollen vor allem die Fahrer von Bussen, Straßen- und U-Bahnen etwa 20 Prozent mehr Lohn erhalten. Einigen sich Verdi und Arbeitgeber darauf, kommen auf die BVG jährlich 140 Millionen Euro Mehrkosten zu. Droht jetzt den Berlinern eine Fahrpreiserhöhung?
Wer mit dem 29-Euro-Ticket durch Berlin fährt, hat noch Glück. Aber bald läuft bei den meisten Fahrgästen auch dieses Billig-Ticket aus, weil es dem Sparhammer des Senats zum Opfer fiel. Dann heißt es Umsteigen auf das Deutschlandticket (58 Euro/Monat) für Vielfahrer. Gelegenheitsfahrer zahlen fürs Einzelticket 3,80 Euro.
Die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt sind schon jetzt happig. Doch mit dem nun möglichen Tarifabschluss und den damit verbundenen höheren Lohnzahlungen bei der BVG drohen die Preise vor allem für die Einzeltickets zu steigen.
Denn alle 16.600 BVG-Mitarbeiter erhalten mit dem Mai-Gehalt eine Einmalzahlung von 1500 Euro. Ab dem 1. Juni 2025 bekommen alle Mitarbeiter 380 Euro mehr Lohn und ab 1. Juni 2026 nochmal 50 Euro mehr. Damit steigt das monatliche Grundgehalt insgesamt um 430 Euro. Dazu kommen noch Schicht- und Fahrerzuschläge. Macht unterm Strich 140 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr für die BVG.
Mehr Lohn nach Schlichtung bei der BVG: Wer zahlt die Millionen-Zeche?
Doch wer soll die Zeche bezahlen? BVG-Personalchefin Jenny Zeller-Grothe machte schon nach der erfolgreichen Schlichtung klar: „Wir sind den Verdi-Forderungen bis an unsere wirtschaftliche Grenze entgegengekommen – und teilweise darüber hinaus gegangen.“ Was das für Folgen haben könnte? Man werde sich intern zusammensetzen und sehen, wie man nun das Ergebnis umsetzen wird, erklärte Zeller-Grothe ausweichend.
Bei solchen Aussagen läuten bei den Berlinern schon alle Alarmglocken. Wir erinnern uns: Immer wenn bei den Verkehrsunternehmen irgendwelche Kosten steigen, stiegen auch die Fahrpreise.
Die letzte Erhöhung ist noch gar nicht so lange her. Als zum 1. Januar 2025 die Fahrpreise bei der BVG und der S-Bahn angepasst wurden, wurde dies vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit den „weiterhin hohen Kosten für Kraftstoffe, Personal und Investitionen im ÖPNV“ begründet.

Nun steigen bei der BVG, dem größten Verkehrsunternehmen in dem Verbund, die Personalkosten um 140 Millionen Euro im Jahr: Da könnte eine erneute Tarifanpassung so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Mehrkosten nach Schlichtung: Senat will Zuschüsse für BVG nicht erhöhen
Denn irgendwer muss ja die höheren Löhne bezahlen. Der Senat will es offenbar nicht. Schon am Anfang des Tarifstreites bei der BVG machte Finanzsenator Stefan Evers (CDU) klar: Das Land Berlin als Eigentümer der BVG habe wegen der angespannten Haushaltslage kaum Möglichkeiten, seine Zuschüsse für die Verkehrsbetriebe zu erhöhen.
Kürzungen beim Leistungsumfang der BVG wären die Folge. Der schon jetzt chaotische Linienverkehr bei Bus, Straßen- und U-Bahn würden sich dann noch mehr verschlimmern.
Nun möglicherweise mit einer Fahrpreiserhöhung zu liebäugeln, sei der falsche Weg, so Christian Linow, Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes Igeb. Er verweist darauf, dass BVG-Chef Henrik Falk im vergangenen Jahr noch betont hätte, dass bei dem Verkehrsunternehmen genug Geld da wäre.
Die BVG sollte lieber im eigenen Unternehmen umstrukturieren, etwa beim Marketing, sagt Linow dem KURIER. Werbekampagnen mit Kevin Costner, für die die Verkehrsbetriebe 47.000 Euro zahlte, bringe niemanden etwas. „Die beste Werbung für die BVG ist, wenn sie zuverlässig und pünktlich die Fahrgäste befördert“, sagt Linow. „Denn dafür ist die BVG da!“
Der Igeb-Sprecher befürchtet, dass die Verkehrsbetriebe eher bei den Leistungen einsparen werden, um die Personalmehrkosten zu erwirtschaften. Ähnlich sieht es auch der Verkehrsexperte der Linkspartei, Kristian Ronneburg.
Der Abgeordnete erklärt, dass die Erhöhung der Gehälter bei der BVG richtig und notwendig ist. „Nur so kann die BVG ihr Personal halten und neues Personal bekommen, um einen vernünftigen Fahrbetrieb den Fahrgästen anzubieten“, sagt Ronneburg. Dafür müsse auch der Senat mehr Geld für das landeseigene Unternehmen in die Hände nehmen.
Selbst in Zeiten des Sparzwanges sei dies möglich. „Man muss über neue Finanzierungsmöglichkeiten nachdenken“, sagt Ronneburg dem KURIER. Und da sind so einige Überlegungen im Gange. So schlagen Verkehrsexperten quer durch alle Parteien vor, dass etwa aus der Erhöhung von Parkgebühren, der Einführung einer City-Maut oder eines Pflichttickets die BVG bezuschusst werden könnte.
Doch das sind noch Pläne, die weit in der Zukunft liegen. Die BVG braucht aber jetzt Geld, um die 140 Millionen Euro Mehrkosten für das Personal zahlen zu können. Egal, wie man es dreht und wendet: Die Zeche werden die Berliner zahlen – als Steuerzahler und BVG-Fahrgast. ■