Die Angst vor einem Mega-Hochwasser wächst. Sicher ist: Der große Regen ist auf dem Weg zu uns. Noch nicht sicher ist, wo genau er niedergehen wird. Meteorologen berechnen das mit Wettermodellen. Und die liefern derzeit unterschiedliche Prognosen. Einig sind sie darin: Eine Kaltfront zieht durchs Land und bringt mächtige Niederschläge und fallende Temperaturen. Der Herbst ist da. Und wie. Von extremen Ausschlägen besonders betroffen sind ab Donnerstag der Osten und Süden des Landes.
Dominik Jung, Diplom-Meteorologe von Wetter.net, erklärt: „In Bayern und Sachsen werden derzeit 150 bis 200 Liter Niederschlag prognostiziert, während es in Polen und Österreich bis zu 400 Liter sein könnten.“ In dieser Region entspringen Flüsse wie Elbe und Oder. Ein derart heftiger Regenfall würde zu einer schweren Hochwassersituation führen, die auch Deutschland massiv betreffen könnte.
Doch wie viel Regen wo genau fallen wird, ist eben noch ungewiss. „Die Modelle rechnen unaufhörlich, aber es bleibt offen, wer letztlich das extreme Hochwasser abbekommt“, sagt Jung. Der Wetterexperte spricht von „Katastrophen-Roulette“. Die genaue Verteilung der Niederschläge über Mittel- und Osteuropa ist weiterhin schwer vorherzusagen. Zuletzt hatten die Wettermodelle den Schwerpunkt noch komplett über Deutschland gesehen, mit bis zu 465 Litern Regen in Bayern – diese Prognose ist inzwischen jedoch verworfen.

Die Lage ist angespannt - und hat Katastrophenpotenzial
Derzeit sieht es laut verschiedenen Wettermodellen so aus: Das europäische Modell ECMWF sah zuletzt den Schwerpunkt der Niederschläge am weitesten im Osten, in Polen und Tschechien. ICON (das Modell des Deutschen Wetterdienstes) verortet den Schwerpunkt dagegen östlich von Deutschland, in Richtung Sachsen und Bayern. Das GFS-Modell wiederum zeigt eine westlichere Lage, was mehr Regen für Deutschland bedeuten würde. Das GEM-Modell (aus Kanada) prognostizierte aktuell heftige Regenfälle in Bayern. Es bleibt also spannend.
Besorgt sind alle Meteorologen. Die Lage ist angespannt - und hat Katastrophenpotenzial. Dr. Karsten Brandt von Donnerwetter.de äußert sich gegenüber Bild besorgt: „Es gibt bereits erste Warnungen vor einem Extremhochwasser. Manche sprechen von einem Jahrtausendhochwasser. Wie gravierend es wird, muss sich noch zeigen, aber für Deutschland scheint die Lage nicht ganz so dramatisch zu werden. Das Grenzgebiet zu Bayern könnte betroffen sein, aber voraussichtlich nicht so stark.“
„Eine gewaltige Flut ist dort kaum zu vermeiden“
Dominik Jung ergänzt: „Irgendwo zwischen dem östlichen und südöstlichen Deutschland sowie Polen, Tschechien und Österreich wird mit extremen Niederschlagsmengen von 200 bis 450 Litern gerechnet. Eine gewaltige Flut ist dort kaum zu vermeiden, verursacht durch eine Vb-Wetterlage.“ So genannte Vb-Tiefdruckgebiete (gesprochen „Fünf-B“) ziehen zumeist von der Adria nordwärts über Österreich und Ungarn nach Tschechien und Polen und sind oft mit heftigen Wettererscheinungen wie starkem Dauerregen im Sommer oder Schneefällen im Winter verbunden.
Doch diesmal es bleibt nicht nur beim Regen: Auch der Winter kündigt sich mächtig an. Am Freitag- und Samstagmorgen könnte es sogar bis auf 700 Meter Höhe nassen Schnee geben. In Lagen ab 1500 bis 2000 Metern werden ein bis zwei Meter Neuschnee erwartet.
Jung warnt: „Das könnte Mitte September ein rekordverdächtiger Wintereinbruch werden. Ab Freitagabend wird in den Hochlagen der Alpen kein Durchkommen mehr sein. Sämtliche Alpenpässe werden gesperrt werden müssen. Es wird viel Schnee fallen, Bäume werden unter der Last zusammenbrechen, und Straßen werden blockiert sein.“
Die Quicky-Prognose - so geht es in den kommenden Tagen weiter:
Dienstag: 17 bis 22 Grad, wechselhaft und einzelne Schauer
Mittwoch: 15 bis 18 Grad, zeitweise Regen, besonders im Westen und Süden.
Donnerstag: 13 bis 17 Grad, immer wieder Schauer, im Osten und Südosten aufkommender Dauerregen
Freitag: 9 bis 16 Grad, starker Regen im Südosten, sonst mal Sonne, mal Wolken, weniger Schauer
Samstag: 8 bis 17 Grad, weiter Dauerregen in Teilen von Sachsen und im Osten von Bayern, an den Alpen Schnee bis auf 700 oder 800 m herab, sonst ein Mix aus Sonnenschein und Wolken, Schauer
Sonntag: 12 bis 18 Grad, weiterer Regen in Teilen von Bayern und Sachsen, sonst ein paar Schauer, mittendrin Sonnenschein und Wolken
Montag: 12 bis 17 Grad, mal Sonnenschein, mal Wolken, ein paar Regenschauer
Dienstag: 13 bis 18 Grad, Mix aus Sonnenschein und Wolken, einzelne Schauer ■