Sie krachte einfach in die Elbe ...
In der Nacht zu Mittwoch ist ein großer Abschnitt der Carolabrücke, eine der zentralen Verkehrsverbindungen in Dresden, teilweise eingestürzt. Betroffen sind ein etwa 100 Meter langes Teilstück des Fußgänger- und Radwegs sowie die Straßenbahngleise. Die Ursache ist derzeit noch völlig unklar. Glücklicherweise wurden keine Menschen verletzt.
Der Unfall ereignete sich gegen 3 Uhr morgens, als sich der betroffene Brückenteil plötzlich löste. Zwei Leitungen für die Fernwärme, die auf der Brücke verlegt waren, wurden dabei schwer beschädigt, sodass heißes Wasser austrat und Teile des Terrassenufers unter Wasser setzte. Die Feuerwehr Dresden teilte mit, dass es im gesamten Stadtgebiet zu einem Fernwärmeausfall kommt.
Auf einem Video des Fraunhofer-Instituts, das in der Nähe der Brücke eine Webcam betreibt, ist zu sehen, wie die Brücke plötzlich wegsackt. Kurz zuvor war noch eine Straßenbahn über das Bauwerk gefahren war. Momente vor dem Einsturz sind auf der Fahrbahn auch noch Fahrzeuge zu erkennen. Dann stürzt sie ein, weitere Personen treffen an der Unglücksstelle ein.

Die Feuerwehr wurde um 03.08 Uhr wegen des Einsturzes alarmiert. „Wir können nur dankbar sein, dass das in den Nachtstunden passiert ist“, erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er habe Gänsehaut bei der Vorstellung, dass eine Straßenbahn, Autos, Radfahrer oder Fußgänger auf der Brücke gewesen wären. Ähnlich äußerte sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist“, erklärte er.
Die Stadt beschäftige sich seit vielen Jahren mit dem Risiko, das von der Brücke ausgehe. Deshalb seien zwei der drei Brückenzüge in den vergangenen Jahren saniert worden. Der nun eingestürzte Brückenzug sollte 2025 instandgesetzt werden. Dass der Zustand „so schlimm“ war, sei nicht voraussehbar gewesen, sagte Kalbe. Eine Behördensprecherin sagte, die Brücke sei „ständig“ kontrolliert und untersucht worden. Allerdings lag die letzte Hauptprüfung demnach drei Jahre zurück.
Die Polizei warnte indes vor Falschmeldungen, die zur Einsturzursache kursierten. „Bislang gibt es keine Anhaltspunkte für eine Dritteinwirkung“, teilten die Beamten mit.

Noch während der Lageerkundung durch die Feuerwehr in der Nacht waren an der Abbruchkante zwei Fernwärmerohre mit jeweils einem halben Meter Durchmesser geborsten. Dadurch kam es zu einem massiven Austritt von Heißwasser, das Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser setzte. Die gesamte Versorgung der Stadt Dresden mit warmem Wasser war zwischenzeitlich unterbrochen. Am Nachmittag teilte die Stadt auf ihrer Website mit, dass alle Dresdner Haushalte wieder mit Fernwärme versorgt würden.
Die Trinkwasserversorgung in Dresden war laut Stadt nicht betroffen, weil die Trinkwasserleitung, die die Altstadt und die Neustadt miteinander verbindet, über den bereits sanierten östlichen Brückenzug führt.
Webcam-Aufnahme vom Teileinsturz der #Carolabrücke in #Dresden
— BefreiterBlick (@BefreiterB) September 11, 2024
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Carolabrücke ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt
Die Carolabrücke, die über die Elbe führt und die Dresdner Altstadt mit dem gegenüberliegenden Elbufer verbindet, ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Neben Straßenbahngleisen verlaufen auch Fuß- und Radwege sowie Fahrspuren für den Autoverkehr über die Brücke. Zuletzt war im September eine Autospur zugunsten einer Radspur umgewandelt worden. Für das kommende Jahr waren umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant.

Glücklicherweise wurde keine Menschen verletzt
Auf der Brücke verkehren normalerweise zwei Straßenbahnlinien, die auch nachts im Einsatz sind. Glücklicherweise befand sich zum Zeitpunkt des Einsturzes keine Straßenbahn auf der Brücke, sodass weder Fahrgäste noch Fahrzeuge zu Schaden kamen. 18 Minuten vorher hatte der letzte Zug die Brücke passiert.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe mussten sowohl Straßenbahnen als auch den Autoverkehr umleiten. Zudem wurde der gesamte Bereich um die Carolabrücke weitläufig abgesperrt.
Am Brückenkopf auf der Seite der Altstadt hat sich ein etwa ein Meter langer Spalt gebildet, der weitere Schäden an der Struktur vermuten lässt. Die Polizei sperrte zusätzlich die Elbe als Bundeswasserstraße sowie den beliebten Elberadweg und das Terrassenufer.

Ursache des Einsturzes ist noch ungeklärt
Die Feuerwehr und andere zuständige Behörden arbeiten derzeit gemeinsam daran, die Ursache des Einsturzes zu ermitteln und das weitere Vorgehen zu planen. Für den morgendlichen Berufsverkehr werden erhebliche Verkehrsbehinderungen erwartet. Die Dresdner Bevölkerung wird dringend gebeten, den Bereich um die Carolabrücke weiträumig zu meiden und den Einsatzkräften nicht im Weg zu stehen.
Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, der Einsturz eines Teils der Carola-Brücke in Dresden könnte durch Korrosion ausgelöst worden sein. „Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt“, wird Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, von dem Blatt zitiert. An der Stelle, wo das Brückenteil in der Nacht einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, „dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben“, so Kalbe.
Der Einsturz der Brücke stellt Dresden vor erhebliche Herausforderungen – insbesondere die Auswirkungen auf die Fernwärmeversorgung und den Verkehr werden das Stadtleben in den kommenden Tagen stark beeinflussen.
Und nun droht auch noch Hochwasser-Alarm: Die Brückenteile in der Elbe würden bei zunehmendem Regen zusätzlich wie ein Staudamm wirken. Die Wassermassen könnten sich dann ihren Weg in die Altstadt suchen und das historische Zentrum überfluten. ■

