Mal fährt sie gar nicht, mal kommt sie zu spät, mal wird gependelt: Wer hat die Berliner S-Bahn angewiesen ist, bekommt nur eines nach Fahrplan – Verspätungen und Ausfälle. Fast schon täglich meldet die Tochterfirma der Deutschen Bahn Signalstörungen und Stellwerksprobleme. Besonders schlimm war es am vergangenen Wochenende. Da musste der S-Bahnverkehr zwischen den Bahnhöfen Schöneweide und Treptower Park stundenlang komplett eingestellt werden.
Grund für das neuerliche Chaos: ein kurzfristiger Personalausfall im Stellwerk in Schöneweide. Sechs Linien waren betroffen, Hunderte Fahrgäste wussten nicht weiter – erst nach einiger Zeit schaffte es die S-Bahn, einen Busnotverkehr einzurichten. Laut Berliner Zeitung war eine kurzfristige Krankmeldung, berichtet die Berliner Zeitung. Weil der Krankenstand zurzeit höher ist als sonst und die Urlaubszeit begonnen hat, war es anscheinend nicht möglich, die Krankmeldung zu Dienstbeginn zu kompensieren.
S-Bahn Berlin: In den Stellwerken fehlen Mitarbeiter
Kritiker werfen der Deutschen Bahn vor, sich in den vergangenen Jahren nicht intensiv genug um die Rekutierung von benötigtem Personal für Betriebszentralen und Stellwerke gekümmert zu haben. Es wären sogar Stellen abgebaut worden.
Zu DDR-Zeiten wäre so etwas undenkbar gewesen, sagt ein Bahnmitarbeiter zur Berliner Zeitung. Damals wären die Strecke für den Berufsverkehr in den Industriestandort Oberschöneweide wichtig gewesen. „Nichtbesetzungen von Stellwerken gehören bei DB InfraGO deutschlandweit inzwischen leider zum Regelgeschäft. Auch bei uns gab es schon mehrfach Schienenersatzverkehr, weil Fahrdienstleiter fehlten“, schimpft ein Bahnmitarbeiter.
Fahrgastverband IGEB: Der Mangel ist erschreckend
Früher hätte es auf den Bahnhöfen Eisenbahner für den Betriebs- und Verkehrsdienst mit Mehrfachqualifikationen gegeben, erklärt ein Eisenbahner in der Berliner Zeitung. Allein am Bahnhof Schöneweide gab es für den wichtigen Abschnitt mehr als 400 Vollzeit-Arbeitsposten mit jeweils vier Beschäftigten und einer Vertretung. „Heute gibt es überall riesige Wasserköpfe, wohingegen an der Basis die Anlagen weitgehend entpersonalisiert wurden.“ Heute sind pro Schicht für die S-Bahn nur noch zwei Fahrdienstleiter im Einsatz.