Kuriose Wendung

Sie stürzte den RBB in eine Krise: Jetzt wird Ex-Intendantin Krisenberaterin

Kurz nach dem Gerichtsurteil vor dem Berliner Landgericht: Ex-Intendantin Patricia Schlesinger hat einen neuen Job.

Author - Stefan Henseke
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Im Gerichtsaal: Patricia Schlesinger, Ex-Intendantin des RBB, beim Prozess am Landgericht Berlin.
Im Gerichtsaal: Patricia Schlesinger, Ex-Intendantin des RBB, beim Prozess am Landgericht Berlin.Bernd von Jutrczenka/dpa

Erfahrung mit Krisen hat sie. Jedenfalls den eigenen. Ex-RBB-Intendatin Patricia Schlesinger hat einen neuen Job. Sie wird ab sofort Beraterin für Führungskräfte in einem Berliner Unternehmen. Dort soll sie Kunden laut Manager Magazin „bei der Vorbereitung auf Krisensituationen und bei deren Bewältigung helfen“.

Sicher ist: Schlesinger hat ihren früheren Arbeitgeber RBB in eine schwere Krise gestürzt. Im Sommer vor drei Jahren der große RBB-Skandal: Es ging um undurchsichtige Finanzgeschäfte, um Vetternwirtschaft und Verschwendung in der Chefetage. Viele Beteiligte mussten im Laufe des Verfahrens ihren Hut nehmen. Schlesinger ging als Erste. Der RBB hatte die Sender-Chefin fristlos gefeuert.

Ermittelt wird wegen Verdachts der Untreue und Vorteilsnahme

Seit knapp drei Jahren ermittelt auch die Berliner Generalstaatsanwaltschaft gegen Schlesinger und weitere Beschuldigte unter anderem wegen des Verdachts der Untreue und Vorteilsnahme.

Vergangene Woche wurde Schlesinger vom Berliner Landgericht zu Schadenersatz in noch unbekannter Höhe verurteilt, den sie an den RBB zahlen soll. Der RBB wurde wiederum verurteilt, seiner früheren Intendantin das von ihr zunächst für einen Monat eingeforderte Ruhegeld von rund 18.400 Euro zu zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, es kann Berufung vor dem Berliner Kammergericht eingelegt werden (AZ: 105 O 6/23).

Jetzt die große Überraschung: Die krisengeschüttelte Ex-Intendantin soll anderen aus der Krise helfen. „Patricia Schlesinger bringt jahrzehntelange Erfahrung aus Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit“, teilt das Beratungsunternehmen Stella Circle am Dienstag in Berlin mit. Schlesinger verfüge über „fundierte Expertise in den Bereichen Medien, Führung öffentlicher Institutionen und Kommunikation“. Stella Circle ist eine Beratungsagentur für Führungskräfte, die 2023 gegründet wurde.

„Mit Patricia Schlesinger gewinnen wir eine Expertin, die nicht nur über tiefe Fachkenntnis verfügt, sondern auch mit den Dynamiken großer als auch öffentlicher und zudem in medialer Sichtbarkeit stehender Organisationen bestens vertraut ist“, sagt Stella-Circle-Geschäftsführerin Tanja Wielgoß.

Patricia Schlesinger verspricht Führung und Orientierung

Die Aussagen klingen so, als wolle man Schlesingers Absturz der vergangenen drei Jahre in einen Vorteil umdeuten. „Krisenkommunikation, der Umgang mit beruflichen Belastungen und der Aufbau von Resilienz angesichts der teils enormen Anforderungen an die Spitzenebene sind zentrale Führungskräfte-Themen in der Begleitung unserer Mitglieder“, sagt Tanja Wielgoß.

Patricia Schlesinger zeigt sich jedenfalls erfreut: „Führung auf oberster Ebene bedeutet unter anderem, in Ausnahmesituationen Orientierung zu geben. Dabei braucht es nicht nur Fachwissen, sondern durchaus auch Erfahrung mit öffentlichen Erwartungen, medialem Druck und Krisen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen. Genau hier kann ich einen Beitrag leisten.“ Doch da wird manch RBB-Mitarbeiter wohl eine diametral andere Meinung haben.