Straßenbahn-Ausbau

Bauverzögerung! Fährt der Senat die nächste Tramstrecke vor die Wand?

Berliner Straßenbahn: Stillstand auf ganzer Linie – Senat streicht Spandau-Strecke und verschiebt fast alle weiteren Projekte.

Author - Berliner KURIER
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Die Straßenbahn ist bei BVG-Kunden beliebt. Aber der Streckenausbau stockt.
Die Straßenbahn ist bei BVG-Kunden beliebt. Aber der Streckenausbau stockt.Pic One/imago

Das große Versprechen vom schnellen Ausbau des Berliner Straßenbahnnetzes löst sich immer mehr in Luft auf. Was einst als Mobilitätswende mit Schienen-Charme begann, wird zum Bürokratie-Bummelzug: Kaum ein Tram-Projekt der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) liegt noch im Zeitplan – und eine der wichtigsten Verbindungen steht offenbar ganz vor dem Aus.

Ausgerechnet die BVG-Linie, die die Straßenbahn nach Jahrzehnten Pause endlich wieder bis nach Spandau bringen sollte, ist aus dem offiziellen Bericht der Berliner Senatsverkehrsverwaltung komplett verschwunden, berichtet der Tagesspiegel. In einer Tabelle ist die Strecke von der Urban Tech Republic bis zum Rathaus Spandau einfach durchgestrichen.

Offiziell heißt es zwar, die Route sei nicht endgültig gestoppt, „weil es darüber nochmal eine parlamentarische Beratung geben soll“. Doch die Erfahrung zeigt: Solche Formulierungen sind meist der Anfang vom Ende. Schon zwei andere geplante Linien – vom Alexanderplatz zum Kulturforum und von Johannisthal zur Gropiusstadt – sind längst aus Kostengründen gestrichen worden.

Auch bei den Projekten, die Schwarz-Rot weiterbauen will, sieht es düster aus. Die Verkehrsverwaltung musste fast alle Zeitpläne erneut nach hinten schieben. Noch im Juni war man optimistisch, jetzt herrscht Ernüchterung, heißt es in dem Tagesspiegel-Bericht. Für keine der laufenden Planungen ist in diesem Jahr überhaupt Geld geflossen.

Die Verwaltung verweist auf neue haushaltsrechtliche Hürden und aufwendige Prüfprozesse. Aber hinter den Kulissen ist die Wahrheit schlichter: Die Tram-Planung steht einfach still. Die einst ehrgeizigen Eröffnungstermine lesen sich inzwischen wie ein verspäteter Aprilscherz aus dem Planungsdezernat.

Fahrplan des Scheiterns bei der Tram

Die BVG-Strecke von Moabit nach Jungfernheide? Statt 2027 soll sie nun 2031 fertig werden. Die Weiterführung Richtung Urban Tech Republic? Frühestens 2033. Auch die Linie von der Warschauer Straße zum Hermannplatz rutscht weiter nach hinten – auf 2032. Selbst die Verbindung von Pankow über Heinersdorf nach Weißensee, die längst auf der Zielgeraden schien, wird frühestens 2031 rollen.

Stillstand auch bei der geplanten Tram zum Ostkreuz. Wird sie am Ende aus Kosten- und Protestgründen gestrichen?
Stillstand auch bei der geplanten Tram zum Ostkreuz. Wird sie am Ende aus Kosten- und Protestgründen gestrichen?Senat Bln

Und die Tram in den Blankenburger Süden? 2032. Für die Verlängerungen der Linien M1 und 50 in die Elisabeth-Aue nennt der Berliner Senat inzwischen gar kein Datum mehr. Offenbar weiß niemand, wann – oder ob überhaupt – es dort weitergeht.

Auch die geplante Tramlinie zum Ostkreuz könnte aus Kostengründen und weil es mehr als 1000 Einwendungen von Anwohnern gibt sang- und klanglos gestoppt werden.

Einen Lichtblick gibt es in Mahlsdorf: Dort kann die neue BVG-Strecke 2028 oder 2029 eröffnet werden – wenn alles glattläuft. Das wären die ersten neuen Straßenbahn-Meter seit Jahren.

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