Aua in Augsburg

Wie bitte? TV-Kommentator spottet über 1. FC Union: „Kreisklasse“

Die Eisernen stolpern beim Angstgegner Augsburg lange durch ein trostloses Spiel – und jubeln am Ende dank Joker Andrej Ilic doch. Der Kommentator hat seinen Spaß, Union den späten Lohn.

Author - Sebastian Schmitt
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Drunter und drüber ging es beim 1. FC Union in der Abwehr beim Spiel in Augsburg. Besonders in der ersten Halbzeit leisteten sich die Eisernen zu viele Fehler.
Drunter und drüber ging es beim 1. FC Union in der Abwehr beim Spiel in Augsburg. Besonders in der ersten Halbzeit leisteten sich die Eisernen zu viele Fehler.kolbert-press/imago

Beim letzten Spiel der Saison zeigt der 1. FC Union von allem ein bisschen was – und liefert damit ein echtes Spiegelbild dieser wilden Bundesliga-Spielzeit. Zuerst spottet Sky-Kommentator Markus Gaupp über das Abwehrverhalten der Eisernen. Am Ende lachen trotzdem die Köpenicker. Weil Joker Andrej Ilic das Spiel dreht und in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg trifft. Und weil das Saisonende versöhnlich stimmt.

Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Und nach den letzten 90 Minuten der Saison wird es Union völlig egal sein, wie die drei Punkte in Augsburg zustande kamen.

Trainer Steffen Baumgart (53), der den Finger gerne in die Wunde legt, wollte jedenfalls nicht zu hart mit seinen Spielern ins Gericht gehen: „Erst mal sind wir froh, dass der Spielverlauf am Ende zu unseren Gunsten war. Wir haben wieder mal ein Spiel gedreht, die Jungs sind drangeblieben – und das zeichnet uns auch aus. Wenn wir aber die 90 Minuten betrachten, wissen wir auch, woran wir im Sommer arbeiten wollen. Wir haben ein Spiel gesehen, wo, wenn man ehrlich sein muss, nicht die bessere Mannschaft gewonnen hat.“

Sky-Kommentator spottet über 1. FC Union

Kurios: Das Spiel in Augsburg wurde zum Spiegelbild einer ganzen Saison. Viel Leerlauf, zu viele Fehler – und dann plötzlich doch ein Ergebnis, mit dem man leben kann.

Andrej Ilic (M.) schnürt in Augsburg einen Doppelpack und beschert dem 1. FC Union in Augsburg mit der letzten Aktion des Spiels drei Punkte.
Andrej Ilic (M.) schnürt in Augsburg einen Doppelpack und beschert dem 1. FC Union in Augsburg mit der letzten Aktion des Spiels drei Punkte.Matthias Koch/imago

Dass es sportlich um nichts mehr ging, spürte man in der ersten Halbzeit, besonders beim Führungstor der Augsburger durch Philip Tietz (41.). Ein Fehlpass im Aufbau, ein einfacher Steckpass, eine desorganisierte Abwehr – und zack, stand es 0:1. Sky-Kommentator Markus Gaupp spottete: „Union verteidigt das wie in der Kreisklasse.“ Und weil es auch in der zweiten Halbzeit lange Zeit nicht besser wurde, legte Gaupp noch einmal nach: „Einige Berliner zeigen hier die Körpersprache: Ich bin dann schon mal am Strand.“

1. FC Union: Andrej Ilic verabschiedet sich mit einem Doppelpack

Dabei hatte Baumgart explizit vor einer Kaffeefahrt gewarnt und seinen Spielern unter der Woche ins Gewissen geredet, in Augsburg trotz der sportlichen Bedeutungslosigkeit den nötigen Biss an den Tag zu legen. Den zeigten sie dann – zumindest mit fortschreitender Spieldauer – vor dem Tor. Vor allem Andrej Ilic (25). Der Serbe traf mit einem Doppelpack zum 2:1-Sieg (69., 90.+4) und stellte den Spielverlauf damit auf den Kopf.

Der Stürmer vom OSC Lille wird den 1. FC Union nach einem Jahr auf Leihbasis zunächst wieder verlassen. Manager Horst Heldt (55) will die ausgehandelte Kaufoption in Höhe von rund vier Millionen Euro jedenfalls nicht ziehen. Ilic, der unter Baumgarts Vorgänger Bo Svensson (45) keine einzige Sekunde spielen durfte und mächtig Frust schob, erzielte zum Abschied seine Saisontore sechs und sieben – und war entsprechend happy: „Es ist für alle umso schöner, dass wir die Saison mit einem Sieg beenden und noch mal vor unseren außergewöhnlichen Fans feiern konnten, die uns über die gesamte Saison bedingungslos unterstützt haben.“

1. FC Union erlebt in dieser Saison viel Drama

Fakt ist: Der 1. FC Union verabschiedet sich mit einem Sieg in die Sommerpause – und das nach einer Saison, in der es lange um ganz andere Dinge ging als um ein lockeres Finale. Abstiegskampf, Trainerwechsel, Verletzungssorgen, Formkrisen – all das ist nun Geschichte.

Auch wenn das Spiel in Augsburg keine Werbung für den Fußball war: Am Ende zählen die Punkte. Und die Saison endet mit einem Lächeln – vor allem in den Gesichtern der Fans. Baumgart: „Wir freuen uns einfach über den Sieg. Wir wissen das aber schon einzuordnen und freuen uns jetzt auf den Urlaub.“

Und der Spruch vom Kommentator? Den nimmt man in der Alten Försterei sportlich. Denn am Ende zählt nur eines: das letzte Wort – und das hatte Union.