Der 1. FC Union krönt eine schwere Saison mit einem verrückten Finale. In Augsburg sieht alles nach einer weiteren Enttäuschung aus – bis Joker Andrej Ilic (25) in der Nachspielzeit eiskalt zuschlägt und damit nicht nur den ersten Sieg in der Fuggerstadt, sondern auch versöhnliche Abschlussgefühle beschert.
Trainer Steffen Baumgart (53) reibt sich die Augen. Nicht aus Müdigkeit – sondern aus Überraschung. Denn was seine Mannschaft da in den letzten Sekunden der Saison veranstaltet, hat mit dem zähen Auftritt der 90 Minuten davor wenig zu tun. Union gewinnt mit 2:1 (0:1) in Augsburg – zum allerersten Mal. Und das ausgerechnet nach einem Spiel, das eigentlich schon verloren schien.
Union in Augsburg ohne Biss
Fast 3000 mitgereiste Fans im Gästeblock der WWK-Arena dürfen jubeln. Und sie tun es mit einer Mischung aus Erleichterung und Fassungslosigkeit. Denn lange sieht es nach dem nächsten sieglosen Anlauf in Augsburg aus.

Dabei hatte Baumgart eindringlich vor einer Kaffeefahrt nach Augsburg gewarnt, nachdem Unions Endplatzierung in der Tabelle als 13. der Bundesliga bereits vor dem Spiel festgestanden hatte. Doch der erhobene Zeigefinger des Trainers verfehlte seine Wirkung. Union tritt in Augsburg ohne den nötigen Biss auf.
Union mit 0:1 zur Pause in Augsburg gut bedient
Die Quittung gibt es dafür in der 41. Minute. Nach einem schlampigen Fehlpass von Khedira hebelt ein einfacher Ball von Matsima die gesamte Union-Abwehr aus. Tietz sagt Danke, läuft Querfeld davon und schiebt an Schwolow, der den angeschlagenen Frederik Rönnow in seinem letzten Union-Spiel zwischen den Pfosten vertrat, vorbei zum 0:1 ein.
Danach hat Union Glück, dass Augsburg noch zwei Hochkaräter liegen lässt. In die Pause geht’s mit einem Rückstand – und einem Auftritt zum Vergessen. Auch die zweite Hälfte bleibt lange fahrig. Baumgart reagiert, bringt nach einer Stunde Trimmel, Ilic und Tousart – und endlich passiert etwas.
Union-Trainer Baumgart schimpft
In der 67. Minute zieht Hollerbach über den linken Flügel in den Strafraum und schießt FCA-Keeper Dahmen den Ball mit viel Wucht ins Gesicht, Ilic steht goldrichtig und staubt ab – 1:1.
Doch ein Weckruf ist das sechste Saisontor des Serben nicht. Die Partie plätschert weiter vor sich hin. Baumgart ist sichtbar angefressen, schimpft an der Seitenlinie und wirft vor lauter Frust seine Kappe auf den Boden – und staunt nur Minuten später.
Andrej Ilic schnürt Doppelpack in Augsburg
Denn aus dem Nichts zieht Khedira nochmal auf dem linken Flügel an und bedient Ilic, der die Flanke kompromisslos ins Tor zum 2:1-Sieg zimmert (90.+3).
Damit ist nun Köpenick wirklich alles angerichtet. Am Sonntag steigt die große Sause vor der Alten Försterei – wenn die Männer der Frauenmannschaft zum Bundesliga-Aufstieg und vielleicht auch zur Meisterschaft gratulieren. Und mit Ilics spätem Tor im Gepäck, wird die Party nur noch lauter.