Auf dem Rasen stehen sie kurz vor der Meisterschaft, auf den Rängen längst ganz oben: Die Frauen des 1. FC Union marschieren mit Volldampf in die Bundesliga – und stellen dabei sogar die Schwergewichte FC Barcelona und FC Arsenal in den Schatten. Gegen Gütersloh (Sonntag, 14 Uhr) soll der ganz große Abschluss folgen.
Meisterlich auf dem Platz – königlich auf den Rängen. Die Frauen des 1. FC Union sind noch gar nicht in der Bundesliga angekommen, und doch überstrahlen sie schon jetzt den europäischen Frauenfußball in einer entscheidenden Kategorie: Zuschauerzahlen. Beim Heimspiel gegen den FSV Gütersloh am Sonntag (14 Uhr) wird das nächste Ausrufezeichen folgen – über 17.000 Karten sind bereits verkauft. Gut möglich, dass die Alten Försterei mit 22.012 sogar ausverkauft sein wird. Cheftrainer Ailien Poese (40): „Das ist eine Wertschätzung, die uns noch mehr motiviert, alles auf dem Platz zu lassen.“
Und das für ein Spiel, bei dem sportlich längst alles klar ist: Union ist aufgestiegen. Der Lohn einer durchdachten, finanziell gut ausgestatteten Professionalisierung, die im Sommer 2023 Fahrt aufnahm. Alle Spielerinnen erhielten Profiverträge, das Team von wurde gezielt mit Erst- und Zweitliga-Erfahrung verstärkt – auf dem Platz dominieren die Eisernen seither fast nach Belieben.
Frauen des 1. FC Union auf Augenhöhe mit Barcelona und Arsenal
Jetzt fehlt nur noch ein letzter Schritt: Ein Sieg gegen Gütersloh – und Union ist auch offiziell Meister der 2. Bundesliga. Poese: „Das ist jetzt unser Ziel. Wir wollen das nicht mehr aus der Hand geben.“

Doch das eigentliche Staunen gilt den Zahlen drumherum. Mit einem Zuschauerschnitt von über 6100 pro Heimspiel ist Union nicht nur Spitzenreiter der 2. Liga (wo der Schnitt unter 600 liegt), sondern hängt auch die Bundesliga locker ab (ca. 2700). Selbst Branchenführer FC Bayern zieht im Schnitt nur 2450 Fans zu seinen Frauenspielen. Und international? Nur der FC Arsenal und der FC Barcelona – die sich kommende Woche im Champions-League-Finale gegenüberstehen – kommen auf vergleichbare Dimensionen. Hoppla, Europa – Köpenick ist schon da!
1. FC Union: Lisa Heiseler will die doppelte Krönung
Kapitänin Lisa Heiseler (26) hat beim Saisonfinale zudem noch ein persönliches Ziel vor Augen: Mit aktuell 19 Saisontoren führt die Berlinerin die Torschützenliste vor Nürnbergs Medina Desic (18 Treffer) an – und könnte sich am Sonntag gleich doppelt krönen: Mit der Schale und der Torjäger-Krone. Poese: „Das wäre das absolute Highlight.“
Klar ist: Nach dem Abpfiff wird es am Sonntag laut, rot und emotional. Denn dann betreten auch die Männer von Steffen Baumgart (53) die Bühne – gemeinsam mit den Frauen wird auf dem Balkon der Haupttribüne gefeiert. Baumgart: „Wir haben jetzt einen zweiten Bundesligisten in Berlin. Die Frauen können auch eine Schale in die Hand nehmen. Das ist etwas Außergewöhnliches und wir freuen uns, dass wir das gemeinsam gebührend feiern können.“