Das Union-Trainerbeben

Union-Boss Zingler: „Ich bin keiner, der sich nach einer Trennung sofort mit einem neuen Trainer trifft“

Der 1. FC Union sucht einen neuen Chefcoach. Präsident Dirk Zingler erklärt, warum damit erst jetzt begonnen wird.

Teilen
Unions Präsident Dirk Zingler war sichtlich ergriffen, als er über die Trennung von Trainer Urs Fischer sprach.
Unions Präsident Dirk Zingler war sichtlich ergriffen, als er über die Trennung von Trainer Urs Fischer sprach.Contrast/imago

Beim 1. FC Union beginnt eine neue Zeit. Die Zeit nach Trainer-Legende Urs Fischer. Seit Montag war klar, dass der Schweizer aufhört. Aber Mittwoch wurde es erst verkündet. Und am Donnerstag gibt es noch ein gemeinsames Frühstück der Mannschaft mit Fischer. Es wird ein wehmütiger, langer Abschied. Präsident Dirk Zingler erklärte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit blasser Miene die Personalentscheidung und gab einen melancholischen Grund an, warum es noch keinen neuen Cheftrainer gibt.

Am Montagnachmittag kam Urs Fischer in Zinglers Büro, da war das 0:4 in Leverkusen noch nicht mal 24 Stunden her. Zingler sagt über das ultimative Trennungsgespräch: „Ich hatte Angst vor dem Tag. Der Tag ist früher gekommen, als ich es mir gewünscht habe. Als das Gespräch begann, wussten wir nach zwei Minuten, wie es enden wird.“

Schon Wochen vorher haben die beiden immer wieder vertrauensvoll geredet, da war Union längst auf Absturzkurs. Zingler überließ Fischer die Entscheidung, wenn nichts mehr geht. „Wenn jemand als Erstes erkennt, ob er noch etwas bewegen kann, dann ist es immer der Cheftrainer selbst. Keiner von außen. Unsere Vereinbarung war: Ich unterstütze ihn bis zur letzten Sekunde. Er gibt mir Bescheid, wenn er die Unterstützung nicht mehr braucht. Nachdem es ausgesprochen wurde, waren wir uns danach erst der Dimension richtig bewusst. Wir sind erst mal zwei, drei Tage und vielleicht darüber hinaus traurig“, so Zingler.

Unions Zingler: Eine Frage des Respekts gegenüber Fischer

Ein Bild aus glücklichen Union-Tagen. Präsident Dirk Zingler und Coach Urs Fischer scherzen auf dem Trainingsplatz.
Ein Bild aus glücklichen Union-Tagen. Präsident Dirk Zingler und Coach Urs Fischer scherzen auf dem Trainingsplatz.imago/nordphoto/Engler

Nein, einen neuen Trainer gibt es nicht sofort, der wird erst seit Mittwoch gesucht. Für Zingler ist das eine Frage des Anstands: „Mir geht es um einen respektvollen Umgang und Abschied von Urs Fischer. Wir werden Donnerstag noch gemeinsam frühstücken. Es gebietet der Respekt, dass wir nicht über morgen sprechen, sondern nur über heute. Wenn wir morgen einen neuen Trainer präsentieren, das würde alles ad absurdum führen. Ich habe Urs Fischer volles Vertrauen ausgesprochen und da hat es sich verboten, an einem anderen Szenario zu arbeiten und sich am Nachmittag mit einem neuen Trainer zu treffen. Ich kann es nicht.“

Der Präsident und Manager Oliver Ruhnert beginnen also erst jetzt mit der Trainersuche: „Dazu ist ein sorgfältiger Prozess notwendig. Und das machen wir in aller Ruhe.“ Zunächst übernehmen U19-Trainer Marco Grote und seine Assistentin Marie-Louise Eta den Job ab Montag auf dem Trainingsplatz. Wie lange, ist völlig offen. Denn Zingler sagt über die Trainersuche: „Es kann eine Frage von Tagen oder Wochen sein.“ 

Zingler nimmt Spieler in die Pflicht

Unabhängig davon nahm der Boss die Profis jetzt erst mal in die Pflicht. „Ich habe es der Mannschaft gesagt: Wenn wir das nicht in Kraft ummünzen, wenn wir nicht ab Montag 24/7 uns auf Augsburg vorbereiten und wir nicht die Punkte gegen Augsburg für den Klassenerhalt holen, dann erweist man Urs Fischer einen Bärendienst. Ich bin nicht bereit, es hinzunehmen, dass wir das, was wir uns in fünf Jahren aufgebaut, jetzt wieder einzureißen, nur weil wir den Fokus verlieren auf das, was uns ausmacht, nämlich hart zu arbeiten und Spiele zu gewinnen“, so Zingler.■