Alles andere als Standard

Trinkspiel beim 1. FC Union: Mit diesen Tricks arbeiten Trimmel und Co.

Die Köpenicker kommunizieren unter Bo Svensson und seinem Trainerteam mit neuen eisernen Handzeichen. 

Author - Sebastian Schmitt
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Der 1. FC Union lernt unter Co-Trainer Kristoffer Wichmann neue Handzeichen. Das hier in Greifswald gehört nicht dazu und bedeutet lediglich: „Glück gehabt!“
Der 1. FC Union lernt unter Co-Trainer Kristoffer Wichmann neue Handzeichen. Das hier in Greifswald gehört nicht dazu und bedeutet lediglich: „Glück gehabt!“Andreas Gora/dpa

Fans des 1. FC Union ist es sicher schon aufgefallen: Seit Bo Svensson (45) und sein Trainerteam bei den Eisernen das Sagen haben, wird bei Standardsituationen mit neuen und sehr fußballfremden Handzeichen kommuniziert. Kapitän Christopher Trimmel (37) verrät nun, was es damit auf sich hat. Trinkspiel beim 1. FC Union: Mit diesen Tricks arbeiten Trimmel und Co.

Es sieht aus wie der mittlerweile weltbekannte Surfer-Gruß: eine geschlossene Faust mit abgespreiztem kleinem Finger und Daumen. Doch was ursprünglich an eine Hängematte erinnern soll und vor allem auf Hawaii und an anderen Orten des Wellenreitens als Shaka-Handzeichen bekannt ist, heißt bei ruhenden Bällen beim 1. FC Union laut Trimmel: „Trinken.“

Wie bitte? Der Österreicher klärt auf: „Unser Co-Trainer Kristoffer Wichmann ist bei uns für die Standards zuständig. Weil die extrem wichtig sind, lässt er sich da immer viele Dinge einfallen.“ Und weil es viele verschiedene Varianten gibt, hat es sich seit Jahren etabliert, dass der ausführende Spieler den Kollegen vor einer Standardsituation anzeigt, wohin er den Ball schlägt. Trimmel: „Wir Spieler brauchen dabei Signale, wenn du mehrere Varianten hast. Nur so kannst du dem Mitspieler zeigen, wo der Ball dann hinkommen soll.“

1. FC Union will wieder gefährlich nach Standards werden

Bei den meisten Mannschaften streckt der Standardspezialist vor der Ausführung einen, zwei oder auch gar keinen Arm in die Luft. Meistens soll dadurch signalisiert werden, dass der Ball an den kurzen oder langen Pfosten kommt, direkt auf das Tor gezielt wird oder doch etwas ganz anderes geplant ist. Mit dem „Trinkspiel“ will Wichmann die Eisernen wieder dahin führen, wo sie mal waren.

Assistent Kristoffer Wichmann (43), Landsmann von Cheftrainer Bo Svensson (45), ist beim 1. FC Union unter anderem für die so wichtigen Standardsituationen zuständig.
Assistent Kristoffer Wichmann (43), Landsmann von Cheftrainer Bo Svensson (45), ist beim 1. FC Union unter anderem für die so wichtigen Standardsituationen zuständig.Matthias Koch/imago

Zur Erinnerung: Unter Ex-Co-Trainer Sebastian Bönig (42) war der 1. FC Union nach ruhenden Bällen nämlich König. Der langjährige Assistent von Erfolgscoach Urs Fischer (58) tüftelte jede Saison neue Varianten aus und ließ die Bundesliga-Konkurrenz daran verzweifeln. Besonders wichtig: Oft erzielte der 1. FC Union durch Bönigs Standardtricks das so wichtige 1:0. In der vergangenen Saison, als für Bönig nach seiner viermonatigen Auszeit unter Fischer-Nachfolger Nenad Bjelica (53) kein Platz mehr war, herrschte dagegen absolute Harmlosigkeit bei Freistößen, Ecken und Co.

1. FC Union: Kristoffer Wichmann folgt auf Sebastian Bönig

Nun heckt also Wichmann neue Pläne aus. Was das Trinken-Handzeichen bedeutet, also wo der Ball hinkommen soll, will Trimmel natürlich nicht verraten. Beim Liga-Start in Mainz (Sonnabend, 15.30 Uhr, Sky) wird das eiserne Handzeichen vielleicht auch schon wieder eine andere Bedeutung haben als beim Pokalspiel in Greifswald.

Denn die Gegneranalyse, die teils auch spionageartige Züge annimmt, gehört mittlerweile im Fußball-Business einfach dazu. Trimmel: „Wenn dann bei einem Team ein Muster zu erkennen ist, dann weiß man genau, wo der Ball hinkommen soll. Insofern ändern wir das schon immer mal wieder. Es wird auch nicht nur beim ‚Trinken‘ bleiben. Es geht eher darum, dass man Signale gibt, bei denen der Gegner nicht weiß, was passiert.“

1. FC Union: Trimmel fordert mehr Selbstkritik

Apropos Ansagen: Neben den schwachen Standards war für den von Svensson im Amt bestätigten Kapitän vor allem die fehlende Selbstkritik innerhalb der Mannschaft das Problem der vergangenen Saison. Dabei nimmt Trimmel wie immer kein Blatt vor den Mund und mit seiner erfrischenden, ehrlichen Art auch sich selbst in die Pflicht: „Wir sind in vielen Phasen als Mannschaft zerfallen. Da waren wir Führungsspieler zu ruhig, und das müssen wir intern auch mehr einfordern.“

Das Gute: Trimmel spürt, dass es diese Saison unter Svensson bereits anders läuft. Nach der Magerkost im DFB-Pokal seien innerhalb des Teams deutliche Worte gefallen: „Man lässt die Dinge nicht so laufen und hofft, es wird schon irgendwie werden, sondern die Sachen werden schneller und klarer angesprochen.“ ■