Der 1. FC Union befindet sich im freien Fall. Die Stimmung ist am Boden, die Lage bedrohlich. Trainer Urs Fischer bekommt von Union-Manager Oliver Ruhnert auch nach dem 0:2 bei Werder Bremen und der zehnten Pleite in Folge weiter Rückendeckung. Anders sieht es bei den Profis aus. Der Ton wird schärfer: Union-Manager Ruhnert zählt Spieler an!
„Der Verein steht klar hinter dem Trainer“, erklärt Ruhnert. Für den ein oder anderen Profi gilt das derzeit offenbar nicht mehr.
Ruhnert nimmt die Mannschaft auf jeden Fall in die Pflicht, zählt einige Spieler indirekt an: „Wir müssen uns Gedanken machen, ob dann die Spieler, die jetzt die ersten Elf sind, dann auch die ersten Elf sind, die in den nächsten Spielen auflaufen können“.
Wer fliegt beim 1. FC Union aus der Startelf?
Damit stellt sich die Frage, wer bereits am Dienstag in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim VfB Stuttgart (18 Uhr, Sky) aus der Startelf fliegt und welcher Profi dafür eine Chance erhält.

Torhüter Frederik Rönnow bleibt sicherlich im Kasten. Auch seine Achse aus Abwehrchef Robin Knoche (29) und Mittelfeldboss Rani Khedira (32), eiserne Anker in Fischers System, wird der Schweizer nicht auflösen, selbst wenn beide nach ihrer langen Verletzung noch Zeit brauchen. „Wir haben keine Testspiele, also geht es nur über Einsatzminuten“, erklärte Fischer bereits seine Not, seine zwei Anführer wieder zu integrieren und in Topform zu bekommen.
Leonardo Bonucci sucht beim 1. FC Union seine Form
Das Gleiche gilt für Leonardo Bonucci (36), da Danilho Doekhi (25) noch ein paar Wochen verletzt fehlen wird. Bonucci spielt gewiss weiter weit unter seinen Möglichkeiten. Von seinem guten Spielaufbau, einst seine Paradedisziplin, war aber auch in Bremen nichts zu sehen.
Mit Paul Jaeckel (25) steht zwar noch eine Bonucci-Alternative parat. Doch Fischer wird in Stuttgart wohl an Italiens Europameister festhalten. Die Juventus-Legende muss sich jetzt schnellstens eingrooven, sonst droht Bonucci, als eines der größten Missverständnisse in die Union-Geschichte einzugehen.

Im Mittelfeld hat Fischer mehr Möglichkeiten, auf neue Kräfte zu setzen. Robin Gosens (29) wirkt überspielt, pumpte bereits früh gegen Stuttgart und lieferte in Bremen kaum Brauchbares.
Das Gleiche gilt für Christopher Trimmel. Doch während die Trimmel-Alternative Josip Juranaovic (28) weiter verletzt fehlt, kann für Gosens in Stuttgart der wieder fitte Jerome Roussillon (30) ins Team rutschen.
Haberer und Aaronson droht beim 1. FC Union die Bank
Im offensiven Mittelfeld können die harmlosen Jannik Haberer (29) und Brenden Aaronson (23) aus der Startelf fliegen. Aissa Laidouni (26), Alex Kral (25) und Lucas Tousart (26) sind Fischers Alternativen. Einer der drei wird sowieso gefragt sein, um Khedira nach seiner Roten Karte in den kommenden Liga-Spielen zu vertreten.
Bleibt der Sturm: Kevin Behrens (32) leidet unter Ladehemmung und auch Sheraldo Becker (28), gegen Neapel noch mit aufsteigender Form, ging in Bremen mit unter. Erste Alternative ist Kevin Volland (31) (David Fofana (20) fehlt noch suspendiert), aber auch Benedict Hollerbach und Mikkel Kaufmann (beide 22), die in der vergangenen Saison in der 3. Liga und in der Zweiten Liga ihre Torgefährlichkeit bewiesen, aber beim 1. FC Union bisher keine richtige Chance erhielten.
Union-Manager Ruhnert ruft Abstiegskampf aus
Egal wer in Stuttgart in der Startelf steht – die eisernen Tugenden, alles, was Union so stark macht, muss endlich wiederzusehen sein. Ruhnert weiß das und ruft bereits den Abstiegskampf aus: „Wir haben das erste Mal jetzt in all den Jahren wirklich die Situation, dass es tatsächlich um den Klassenerhalt geht.“
Ob das auch alle Spieler verstehen, wird sich schon am Dienstag zeigen. Welchen Profis Fischer nach Ruhnerts Rüffel jetzt das Vertrauen schenkt, wird so spannend wie noch nie. ■