Trainer-Vulkan punktet doppelt

Piep, piep, piep, der 1. FC Union hat Nenad Bjelica endlich wirklich lieb!

Der knurrige Kroate gilt als Trainer der alten Schule und hatte in Köpenick einen mehr als holprigen Start. Doch er kann auch ganz anders.

Author - Sebastian Schmitt
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Der Beweis: Beim 1. FC Union wird im Training unter dem selbsternannten Soldaten Nenad Bjelica (58) auch gelacht. 
Der Beweis: Beim 1. FC Union wird im Training unter dem selbsternannten Soldaten Nenad Bjelica (58) auch gelacht. Matthias Koch/imago

Der Start war alles andere als vielversprechend und zwischenzeitlich stand die Beziehung zwischen dem 1. FC Union und Cheftrainer Nenad Bjelica (58) sogar vor dem Aus. Doch das eiserne Blatt hat sich gewendet. Piep, piep, piep, der 1. FC Union hat Bjelica endlich wirklich lieb!

Zugegeben, das Erbe von Liebling Urs Fischer war und ist groß. Doch die Anlaufschwierigkeiten, mit denen Bjelica, der sich Ende November als „Disziplin-Fanatiker“ und „Soldat des Vereins“ vorstellte, beim 1. FC Union startete, hatten ganz andere Gründe.

Union-Trainer Nenad Bjelica ist sehr emotional

Viele Fans fremdelten mit Bjelicas ganz eigener Art. Auch so mancher Spieler fühlte sich nicht genügend mitgenommen. Von wenig bis gar keine Kommunikation im Training wurde berichtet, was nicht nur an der zum Teil vorhandenen Sprachbarriere des knurrig auftretenden Kroaten gelegen haben soll.

Nenad Bjelica (58) hatte als Cheftrainer beim 1. FC Union keinen einfachen Start, erfreut sich aber bei den Fans immer größerer Beliebtheit. 
Nenad Bjelica (58) hatte als Cheftrainer beim 1. FC Union keinen einfachen Start, erfreut sich aber bei den Fans immer größerer Beliebtheit. Matthias Koch/imago

Dass er eigentlich alles andere als unterkühlt ist, erlebte der 1. FC Union dann sehr schnell – in zwei völlig verschiedenen Ausmaßen. Bei seinem ersten Spiel an der Alten Förterei und dem 3:1-Sieg gegen Mönchengladbach sprintete Bjelica in Richtung Eckfahne und stürzte sich dort auf die jubelnde Spielertraube. „Wer mich nicht gekannt hat, der kennt mich jetzt. Das war Emotion pur“, erklärte er danach.

Nenad Bjelica bekam vom 1. FC Union die Gelbe Karte

Emotionen waren es aber auch, die Bjelica in Bedrängnis brachten. Seine doppelte Watschn gegen Leroy Sané und die auf sich warten lassende Entschuldigung beim Bayern-Star kosteten den Fischer-Nachfolger nach nur zwei Monaten fast den Job. „Für uns war das auch grenzwertig“, erklärte Union-Manager Oliver Ruhnert, der Bjelica zum Rapport bat, ihm union-intern die „Gelben Karte“ zeigte und auf Bewährung weitermachen ließ.

Die Belohnung folgte prompt: Bjelica ließ sich bisher nichts mehr zuschulden kommen. Vielmehr hat er großen Anteil an der eisernen Aufholjagd. Ruhnert lobt: „Seitdem ist er zwar emotional, aber hat sich Gott sei Dank sehr gut unter Kontrolle. Er hat es geschafft, Leben reinzubringen und Erfolg zurückzubringen.“

Unter Bjelica findet der 1. FC Union wieder den Teamgeist

Wie gut Bjelica das gelang, sieht man nicht nur anhand der Tabelle, sondern auch zuletzt im Training, wo Spieler und Trainer nach einer missglückten Übung herzhaft und ausgiebig miteinander lachten. Es scheint, wie so oft im Leben zu sein: Die Mischung macht’s. Bjelicas harte Hand und weicher Kern setzte so manchen Ego-Trip in der Mannschaft ein Ende und wiederbelebte den abhandengekommenen Teamgeist.

Mittelfeldchef Rani Khedira (30) lobt: „Wir sind schon ein Stück weit mehr zusammengerückt und haben wieder mehr Spaß auf dem Platz. Ich finde, dass wir in den letzten Wochen wieder als wirkliche Einheit verteidigen und jeder für den anderen sein Herz auf dem Platz lässt.“ Bjelicas Art beschreibt Khedira so: „Er ist manchmal streng, kann aber auch sehr einfühlsam sein. Er sucht die Nähe zu den Spielern und nimmt einen auch mal in den Arm.“

Nenad Bjelica wiederbelebt das eiserne Kollektiv

Dank des Trainer-Vulkans lebt das eiserne Kollektiv wieder, der 1. FC Union wirkt wieder stabiler. Khedira sagt es so: „Jeder ordnet sich wieder ein Stück weit unter und macht das, was besprochen wird. In erster Linie geht es uns wieder darum, das Tor zu schützen und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Das ist die Basis.“

Die soll auch in Frankfurt bei der Eintracht am Ostersamstag (ab 15.15 Uhr im KURIER-Liveticker) zu sehen sein. ■