Es ist ein Thema, das in Köpenick niemanden kaltlässt. Beim spektakulären 2:2 des 1. FC Union gegen den FC Bayern wird Jonathan Tah 90 Minuten lang ausgepfiffen. Nicht nur von der Waldseite laut, sondern von vielen eisernen Fans.
Union-Fans pfeifen Bayern-Verteidiger Jonathan Tah aus
Der Wind an der Alten Försterei ist oft rau, aber meistens fair. So sehen es die Unioner, die sich seit Jahren als Gegenentwurf zum modernen Fußball verstehen. Doch wenn ein deutscher Nationalspieler wie Jonathan Tah bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wird, wirft das Fragen auf – auch in Köpenick.
Tah, Abwehrchef des FC Bayern und Stammkraft beim DFB unter Bundestrainer Julian Nagelsmann, spielte ein starkes Spiel. Unbeeindruckt, souverän, präsent. Ob ihn die Pfiffe wirklich trafen, ist unklar. Er selbst schwieg nach dem Abpfiff.
Pfiffe gegen Tah: Es geht um einen Rassismus-Vorwurf
Klar ist dagegen: Die Union-Fans beschäftigt noch immer ein Vorfall, der mittlerweile fast fünf (!) Jahre zurückliegt.

Am 16. Januar 2021 war Tah mit Bayer Leverkusen bei den Eisernen zu Gast und erhob nach dem hitzigen 1:1 schwere Vorwürfe gegen Florian Hübner (33). Unions damaliger Verteidiger soll Tahs Mitspieler Nadiem Amiri rassistisch beleidigt haben.
Auch Amiri wird von Union-Fans ausgepfiffen und reagiert cool
Was folgte, war ein Medienspektakel: Hübner beteuerte seine Unschuld, Union wies einen rassistischen Vorfall zurück. Der DFB griff ein und brummte Hübner – der im Verfahren zugab, sich unsportlich verhalten zu haben – eine Zwei-Spiele-Sperre und eine Geldstrafe auf. Ein Urteil, das den Klub und die Fans spaltete – und das offenbar bis heute tut.
Denn Tah gilt wie sein DFB-Kollege Amiri rund um die Wuhle weiterhin als Persona non grata, also als unerwünschte Person. Das bekam Amiri, mittlerweile im Trikot des 1. FSV Mainz 05, erst im Januar genauso zu spüren wie Tah am vergangenen Wochenende. „Das gehört zum Fußball dazu. Den Fans macht das Spaß, zu pfeifen, und mich spornt das an“, erklärte der Mittelfeldmann nach dem 2:1-Sieg des 1. FC Union.
Nadiem Amiri hat mit Union-Fans Frieden geschlossen
Der Deutsch-Afghane lobte trotz der Pleite und der vielen Pfiffe sogar die Stimmung im Stadion An der Alten Försterei: „Ich habe Respekt vor dem Verein und den Fans. Es ist immer geil, hier zu spielen.“



