Noch im Januar 2024 schlugen Bayern-Ultras mit einem geschmacklosen Stasi-Banner über die Stränge. Jetzt stehen die Fans des FC Bayern und des 1. FC Union beim spektakulären 2:2 plötzlich Seite an Seite – vereint in ihrem Protest gegen politische Überwachung, personalisierte Tickets und den Videobeweis. Ein seltenes Bündnis auf den Rängen, geboren aus Wut und Fußball-Liebe.
Sie galten lange als grundverschieden – die Anhänger des Rekordmeisters aus München und die Fans aus dem Osten Berlins. Doch am Wochenende in Köpenick herrschte ungewohnte Einigkeit. Während der 1. FC Union Berlin und der FC Bayern München sich auf dem Rasen 2:2 trennten, schickten beide Kurven dieselbe Botschaft: „IMK 25: Eure eigenen Statistiken zeigen: Die Stadien sind sicher. Populismus stoppen!“
„Gleiches Recht für alle“: Union-Fans kritisieren eigenen Klub
Die Fan-Aktion lief bundesweit. Hintergrund ist die Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Bremen, bei der über neue Sicherheitsmaßnahmen im Fußball entschieden werden soll – von personalisierten Tickets bis hin zu schärferen Stadionverboten. Dabei zeigen die offiziellen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze: „Die Stadien sind sicher“, heißt es auch von DFB und DFL – nur die Politik will es offenbar nicht glauben.

In Köpenick richtete sich der Protest nicht nur gegen die Politik, sondern auch gegen den eigenen Klub. Die Union-Fans solidarisierten sich mit ihren Gästen und hängten zu Spielbeginn ein Banner an den Zaun hinter der Waldseite: „Gegen Einschränkungen für Gäste-Fans an der Alten Försterei – Gleiches Recht für alle.“
Bayern-Ultras attackierten Union-Boss Dirk Zingler
Ein bemerkenswertes Zeichen – zumal zwischen beiden Lagern zuletzt wenig Harmonie herrschte. Im Januar 2024 hatten Bayern-Ultras in München ein Plakat gezeigt, das für Empörung sorgte: „Lieber ein Gewinner sein, als Kritik zu äußern am Investoren hofierenden Stasi-Schwein“, daneben Union-Präsident Dirk Zingler in Stasi-Uniform samt Schweinerüssel.

Hintergrund: Zinglers Vergangenheit bei einem DDR-Wachregiment, das der Staatssicherheit unterstellt war, sowie seine offenen Worte zur Investorenfrage in der DFL, die der Münchner Schickeria nicht passten.
VAR-Wut: Fans des 1. FC Union und des FC Bayern gleicher Meinung
Union reagierte damals nicht öffentlich – die Stimmung war frostig. Jetzt herrscht plötzlich Einigkeit. Nicht nur bei Fragen der Sicherheit. Als das vermeintliche 1:0 von Ilyas Ansah nach minutenlanger VAR-Prüfung wegen einer Millimeter-Entscheidung zurückgenommen wird, ist es nicht nur die Waldseite, die pfeift. Auch aus dem Gästeblock hallt Kritik am Videobeweis: „Ihr macht unseren Sport kaputt!“





