Kroate unzufrieden

Eisernes Murmeltier: Bjelica kämpft beim 1. FC Union mit alten Fischer-Problemen!

Der neue Cheftrainer führt den 1. FC Union zwar aus dem Tabellenkeller. Dennoch wartet auf den Kroaten in Köpenick weiterhin viel Arbeit.

Author - Sebastian Schmitt
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Zwei Union-Trainer mit den gleichen Problemen: Nenad Bjelica (52) und sein Vorgänger Urs Fischer (57, r.).
Zwei Union-Trainer mit den gleichen Problemen: Nenad Bjelica (52) und sein Vorgänger Urs Fischer (57, r.).Matthias Koch/imago, Laci Perenyi/imago

Sechs Wochen beträgt die Amtszeit von Nenad Bjelica (52) nun beim 1. FC Union. Der Kroate hat in Köpenick als Nachfolger von Urs Fischer (57) zwar einiges bewirkt, so richtig in die Spur kommen die Eisernen aber nicht. Der Grund: Bjelica kämpft beim 1. FC Union mit alten Fischer-Problemen!

Wirklich happy war der Cheftrainer des 1. FC Union nach dem Bielefeld-Test und vor dem Pflichtspielauftakt beim SC Freiburg (Sonnabend, 15.30 Uhr) nicht. Bjelica: „Wir wollten einigen Spielern Minuten geben und haben einiges probiert. Wir haben uns aber auch gar nicht auf dieses Spiel vorbereitet, sondern für nächste Woche. Wichtig war, dass sich bei diesem neuen Platz keiner verletzt hat.“

Durch das 2:0 gegen den Drittligisten bewahrt der 1. FC Union unter Bjelica im Stadion An der Alten Försterei seine weiße Weste. Dank der Siege gegen Borussia Gladbach und den 1. FC Köln zum Ende des Jahres fuhren die Eisernen zwei Heimsiege ein, holten so sechs Punkte aus drei Ligaspielen unter dem Kroaten. 

Nenad Bjelica stoppte Unions Talfahrt mit Urs Fischer

Ganz klar: Der berühmte Trainereffekt zeigte nach der Trennung von Fischer Wirkung. Die aberwitzige Negativserie (13 Pleiten und ein Remis in 14 Spielen) unter Fischer wurde gestoppt.  Der 1. FC Union überwinterte nach Bjelicas Amtsübernahme sogar über dem Strich, also auf keinem Abstiegsplatz.

Sieht weiter viel Arbeit: Nenad Bjelica (52), Nachfolger von Urs Fischer als Cheftrainer des 1. FC Union. 
Sieht weiter viel Arbeit: Nenad Bjelica (52), Nachfolger von Urs Fischer als Cheftrainer des 1. FC Union. Jan Huebner/imago

Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Eisernen stecken weiter in der Krise. Von einem frischen Wind, dass ganz einfache Dinge plötzlich wieder funktionieren, kann gar keine Rede sein. Vielmehr war und ist jedes Spiel für den 1. FC Union ein Kraftakt – und eine Zitterpartie.  

Bjelica beschäftigen alte Union-Probleme

Zur Erinnerung: In Braga verspielte man trotz 60-minütiger Überzahl leichtfertig einen Sieg und somit Platz drei in der Champions-League-Gruppe, verpasste damit das ausgerufene Ziel, in Europa zu überwintern. In Bochum (0:3) ging man unter, ließ einmal mehr alle eisernen Tugenden vermissen, und beim so wichtigen Heimsieg gegen Köln war man lange Zeit die schlechtere Mannschaft. 

Nach Urs Fischer eckte Stürmer David Fofana (21) auch beim neuen Cheftrainer des 1. FC Union, Nenad Bjelica an. 
Nach Urs Fischer eckte Stürmer David Fofana (21) auch beim neuen Cheftrainer des 1. FC Union, Nenad Bjelica an. Matthias Koch/imago

Auffällig: Fast in jedem Spiel grüßt das eiserne Murmeltier. Immer wieder sind es alte Probleme, die Bjelica beschäftigen und zuvor Fischer zermürbten. Störgeräusche abseits des Platzes von David Fofana und Sheraldo Becker, die mit ihrem Egoismus die eisernen Tugenden mit Füßen treten. Oder die Dauerdebatte um Leonardo Bonucci, die auch nach dem Abschied des Schweizers weiter schwelt.

Nenad Bjelica sieht beim 1. FC Union noch viel Arbeit

Alles halb so wild, wenn der 1. FC Union sich spielerisch weiterentwickeln würde. Doch auch nach Fischers Abschied ist von den einst in ganz Deutschland gefürchteten eisernen Tugenden nichts mehr zu sehen. Vielmehr wackelt Union in der Defensive weiter und bleibt im Angriff meist harmlos.  Bjelica spricht die unbequeme Wahrheit offen an: „Wir müssen viel arbeiten. Wir sind noch sehr weit weg von dem, was ich haben möchte“, erklärt er auf die Frage nach seiner Spielphilosophie.

Immerhin, einige positive Dinge nimmt Bjelica aus dem Bielefeld-Test mit: „Das Umschalten nach Ballverlust und das Kombinationsspiel im 3-5-2 war etwas besser. Man sieht, dass die Mannschaft an dieses System gewöhnt ist.“

1. FC Union fahndet nach Neuzugängen

Dass es im Breisgau schwieriger wird als gegen einen strauchelnden Drittligisten, weiß auch Mittelfeldmann Janik Haberer: „Wir haben es einfach nicht gut gemacht. Wir müssen unsere Prinzipien wieder auf den Platz kriegen und eine Schippe drauflegen, um in Freiburg etwas mitzunehmen.“

Klar ist: Die kurze Winterpause mit nur zwei Trainingswochen hilft dafür kaum. Hilfreicher erscheint dafür neues Personal. Bjelica rechnet zwar mit „zwei bis vier Neuzugängen“, für das Spiel beim SC Freiburg kämpft der Kroate aber vorerst weiter mit dem gleichen Personal und den alten Fischer-Problemen.