Von wegen keine Chance

Hoffnung für den 1. FC Union: Jurist hält DFB-Urteil für falsch und warnt!

„Schlimmer als der VAR“: Sollte Union vor dem DFB-Bundesgericht verlieren, sieht Sportrechtler Paul Lambertz den gesamten Fußball in Gefahr.

Author - Sebastian Schmitt
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Bochums Torhüter Patrick Drewes konnte nicht weiterspielen, nachdem er von einem Feuerzeug eines Union-Fans am Kopf getroffen wurde.
Bochums Torhüter Patrick Drewes konnte nicht weiterspielen, nachdem er von einem Feuerzeug eines Union-Fans am Kopf getroffen wurde.Contrast/imago

Der 1. FC Union kämpft gegen den drohenden Punktverlust am Grünen Tisch! Viele Experten räumen den Eisernen jedoch wenig Chancen ein, mit ihrem Einspruch gegen die 2:0-Wertung für den VfL Bochum Erfolg zu haben. Sportrechtler Paul Lambertz sieht das anders. Hoffnung für den 1. FC Union: Jurist hält DFB-Urteil für falsch und warnt!

Showdown zwischen dem 1. FC Union und dem VfL Bochum! Am Freitag um 12.30 Uhr beginnt die mündliche Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht, nachdem Union Einspruch gegen das erste Urteil des DFB-Sportgerichts eingelegt hatte.

Jurist Paul Lambertz sieht 1. FC Union im Recht

Zur Erinnerung: Am 9. Januar hatte das DFB-Sportgericht Unions Spiel gegen Bochum, das am 14. Dezember 1:1 ausgegangen war, mit 2:0 für die Westfalen gewertet. VfL-Torhüter Patrick Drewes war durch ein Feuerzeug aus dem Union-Block am Kopf getroffen worden und konnte nach der gut 25-minütigen Unterbrechung nicht weiterspielen.

Wäre das Spiel abgebrochen worden, wäre die Sachlage für Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, klar: „Das Spiel wird dann gegen die Mannschaft gewertet, die den Spielabbruch verschuldet hat. Als Mannschaft hafte ich nach Paragraf 9a der Rechts- und Verfahrensordnung sogar verschuldensunabhängig für ein Fehlverhalten meiner Fans.“

Sportjurist stärkt 1. FC Union: DFB probiert etwas geradezubiegen

Da Schiedsrichter Martin Petersen die Partie aber nochmals angepfiffen hatte – Nicht-Angriffspakt hin oder her –, sieht Lambertz gute Chancen, dass Unions Einspruch stattgegeben wird. Lambertz erklärt gegenüber dem RBB: „Er hat entschieden, das Spiel nicht abzubrechen. Hierfür sehen die DFB-Regularien keine Regelung vor.“

Richtig bedient: Dirk Zingler (60), Präsident des 1. FC Union, attackierte den DFB und den VfL Bochum und wird am Freitag in Frankfurt vor Ort sein.
Richtig bedient: Dirk Zingler (60), Präsident des 1. FC Union, attackierte den DFB und den VfL Bochum und wird am Freitag in Frankfurt vor Ort sein.Jan Huebner/imago

Dann wird der Sportjurist deutlich: „Die erste Instanz des DFB-Sportgerichts fand das aber offensichtlich so ungünstig, dass sie nach einer Lösung gesucht hat, dieses von ihnen empfundene Unrecht geradezubiegen. So haben sie sich einer Analogie bedient und verkürzt gesagt: Das Spiel hätte abgebrochen werden müssen und Union hätte den Spielabbruch verschuldet. Für eine Analogie ist aber für mich kein Raum, deshalb finde ich diese Entscheidung auch so falsch.“

1. FC Union: Urteil pro Bochum „schlimmer als der VAR“

Genau wie Union-Präsident Dirk Zingler, der am Freitag persönlich in Frankfurt am Main vor Ort sein wird, ist Lambertz der Meinung, dass das Urteil der ersten Instanz dazu führt, „dass man jeglichen Einsprüchen Tür und Tor öffnet. Jede Mannschaft könnte mehr oder weniger zwanglos behaupten, da hätte ein Spiel eigentlich abgebrochen werden müssen – aufgrund von Beleidigungen aus der Kurve oder Ähnlichem.“

Um die Sportgerichte nicht andauernd zu beschäftigen und die Position der Schiedsrichter nicht massiv zu schwächen, ist Lambertz der Meinung: „Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters muss dem Grunde nach unantastbar sein. Würde die Entscheidung so bestehen bleiben, wäre das schlimmer für den Fußball als der Videoschiedsrichter.“

Feuerzeug-Skandal: Sportjurist sieht Sprengstoff für den gesamten Fußball

Für Lambertz birgt das Verfahren für die Bundesliga und den gesamten deutschen Fußball somit erheblichen Sprengstoff. „Im Sinne des Fußballs hoffe ich, dass Bochums Einspruch als unbegründet zurückgewiesen wird. Alles andere fände ich unfair.“

Auf eine Alternative lässt sich Lambertz doch noch ein – ein Wiederholungsspiel, wie es Union-Boss Zingler bereits gefordert hatte. Ob es so kommt, entscheidet sich am Freitag in Frankfurt. ■