Dieser Termin hat es in sich! Der 1. FC Union probiert alles in seiner Macht Stehende, um den nach dem Urteil des DFB-Sportgerichts drohenden Punktverlust zu vermeiden. Bei der mündlichen Berufungsverhandlung über den Feuerzeug-Skandal im Spiel gegen den VfL Bochum sitzt mit Carsten Ramelow (50) ausgerechnet ein langjähriger Herthaner mit am Richtertisch.
Ramelow, gebürtiger West-Berliner, wuchs im Bezirk Neukölln im Ortsteil Buckow auf und spielte sowohl in der Jugend als auch seine ersten Profijahre bei Hertha BSC. Nun entscheidet Deutschlands Vize-Weltmeister von 2002 als Beisitzer, ob der 1. FC Union im Abstiegskampf der Bundesliga einen weiteren Punkt verliert. Für den einen oder anderen ist die blau-weiße Personalie zusätzlicher Zündstoff.
Kurios: Mit dem ehemaligen Verteidiger Maik Franz (43) entschied vor dem DFB-Sportgericht, der ersten Instanz, bereits ein Ex-Herthaner (2011–2014) über das Wohl des 1. FC Union.
Klar ist: Die Emotionen werden, wenn Richter Oskar Riedmeyer, Fachanwalt für Verkehrsrecht und Kommunikation aus München, die mündliche Verhandlung auf dem DFB-Campus in Frankfurt am Main am Freitag um 12.30 Uhr eröffnet, so oder so wieder hochkochen. Auch der FC St. Pauli und Unions kommender Gegner Holstein Kiel (Sonntag, 15.30 Uhr, Dazn und im KURIER-Liveticker) schlossen sich der eisernen Berufung an. Beide Klubs fühlen sich durch die nachträgliche Spielwertung für den VfL Bochum im Kampf um den Klassenerhalt benachteiligt.
DFB wertet Feuerzeug-Skandal gegen den 1. FC Union
Zur Erinnerung: Am 9. Januar hatte das DFB-Sportgericht das Spiel der Berliner gegen Bochum, das am 14. Dezember 1:1 ausgegangen war, mit 2:0 für die Westfalen gewertet. VfL-Torhüter Patrick Drewes war durch ein Feuerzeug aus dem Union-Block am Kopf getroffen worden und konnte nach der gut 25-minütigen Unterbrechung nicht weiterspielen.

Das erstinstanzliche Urteil des DFB-Sportgerichts begründete der Vorsitzende Stephan Oberholz so: „Die Umstände ließen uns kaum eine andere Möglichkeit. Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen.“
Union-Boss Zingler schäumt über DFB-Urteil
Der 1. FC Union und vor allem Präsident Dirk Zingler (60) schäumten dagegen über den Punktverlust: „Die Wertung des Sportgerichts ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Das Urteil verstößt gegen die eigene Rechtsordnung des Deutschen Fußball-Bundes. Es ist nicht über das Werfen des Feuerzeugs verhandelt worden. Das ist ein anderes Verfahren, da ermittelt der Kontrollausschuss gegen unseren Klub, und da wird es sicherlich auch eine Strafe geben.“
Union fühlte sich dennoch wie ein Angeklagter. Zingler: „Dabei ist in diesem Verfahren nur verhandelt worden, ob der Schiedsrichter das Spiel zu Recht oder nicht zu Recht fortgesetzt hat. Es war also keine Ermittlung gegen uns.“ Zingler fordert deswegen: „Wenn der Schiedsrichter wirklich einen Fehler gemacht hat, dann muss das Spiel wiederholt werden.“
Vorsprung des 1. FC Union droht zu schmelzen
Weil einige Experten Union wenig Chancen ausrechnen, wittert die eiserne Konkurrenz bereits Morgenluft im Abstiegskampf. Ob es beim Urteil und damit beim Punktverlust für die Köpenicker bleibt oder das DFB-Bundesgericht anders entscheidet, wird sich am Freitag zeigen.
Spannend: Ex-Herthaner Ramelow hat genau wie der zweite Beisitzer, der Freiburger Rechtsanwalt Arno Heger, zwar kein eigenständiges Entscheidungsrecht. Ramelow unterstützt aber den Vorsitzenden in der Urteilsfindung. ■