Ein Nachmittag zwischen Witz und Wut. Erst nimmt Union-Manager Horst Heldt seine Mutter mit zur Alten Försterei, dann raubt der Videobeweis den Köpenickern das Siegtor. Das 0:0 gegen Freiburg ist ein typisches Baumgart-Spiel – voller Kampf, voller Emotion, aber ohne Ertrag. Und wieder steht der VAR im Mittelpunkt.
Horst Heldt grübelt über Stadionverbot für seine Mutter
Als Horst Heldt vor dem Spiel gegen den SC Freiburg bei Sky lächelt, ahnt noch niemand, wie bitter dieser Nachmittag enden wird. „Das letzte Mal, als meine Mutter auswärts dabei war, haben wir verloren. Mal sehen, wie es diesmal läuft“, sagt er grinsend. Und fügt halb im Spaß, halb im Aberglauben hinzu: „Wenn es schiefgeht, darf sie nicht mehr kommen.“

90 Minuten und ein aberkanntes Tor des 1. FC Union später steht fest: Der VAR hat das letzte Wort – und Heldt einen Grund mehr, über seine Mutter zu grübeln. „Ich überleg’s mir“, sagt er nach Abpfiff trocken auf die Frage, ob Mama Heldt, die ihn zum ersten Mal in Berlin besuchte, nochmal kommen darf.
VAR-Ärger bei Union: Video-Assistent sieht Abseits
Dabei hatte alles nach einem typischen Union-Kampfspiel ausgesehen: ruppig, intensiv, laut. In der ersten Halbzeit war Freiburg die bessere Mannschaft, Union bissig, aber harmlos. Chancen blieben Mangelware. Nur Schäfer prüfte Atubolu mit einem Distanzschuss. Auf der anderen Seite hatte Union Glück, dass bei Ginters Kopfballtor eine Hand im Spiel war – und der Videobeweis das bereits gegebene Tor einkassierte (17.).

Nach dem Seitenwechsel schien Union aufzuwachen. Trainer Steffen Baumgart brachte Trimmel und Ansah – und wurde fast zum Taktik-Fuchs. Nach einer Trimmel-Ecke stochert Ilic den Ball über die Linie (63.), das Stadion explodiert. Doch der Jubel erstickt im Kölner Keller. Nach Minuten des Wartens entscheidet der VAR: Abseits. Khedira stand einen halben Schritt vorne – ob aktiv oder nicht, bleibt Interpretationssache.
VAR-Ärger: Union-Trainer Baumgart beißt sich auf die Zunge
Die Alte Försterei tobt. Pfeifkonzert, Fäuste in der Luft, Fassungslosigkeit. Baumgart tobt mit. „Aus meiner Sicht muss das Tor zählen“, sagt der Trainer später, erklärt aber auch: „Das Remis geht in Ordnung, aber über die Linie des Schiedsrichters will ich nicht reden.“ Dann atmet Baumgart durch. „Das 0:0 hilft uns langfristig trotzdem weiter.“
Rani Khedira, der ungewollte Protagonist der Szene, hadert auch über den VAR: „Es war ein Gerangel, der Torhüter hatte meiner Meinung nach trotzdem klare Sicht – und am Ball war ich nicht“, ärgert sich der Vize-Kapitän, erklärt aber auch: „Der Schiri hat’s so entschieden, daran lag’s heute nicht. Es war ein Abnutzungskampf mit wenig Chancen auf beiden Seiten. Wahrscheinlich ist es am Ende gerecht.“


