Union-Kolumne

Eiserne Engel: Steffen Baumgart hat beim 1. FC Union 18 spezielle Helfer!

Fußball und einfach? Vergesst es! Spiele werden schon vor dem Anpfiff geprägt. Dazu braucht es ein gutes Team hinter dem Team.

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Auf Susanne Kopplin ist beim 1. FC Union seit 1996 Verlass. Die Mannschaftsleiterin hilft nicht nur Trainer Steffen Baumgart, sondern vor allem den Köpenicker Profis.
Auf Susanne Kopplin ist beim 1. FC Union seit 1996 Verlass. Die Mannschaftsleiterin hilft nicht nur Trainer Steffen Baumgart, sondern vor allem den Köpenicker Profis.Jan Huebner/imago

Es ist hohe Zeit für Mannschaftsfotos. Magazine, Saison-Vorschauhefte, Jahreskalender wollen das Neueste vom Neuen. Ebenso sind Autogrammjäger dankbare Abnehmer. Auch wenn die Halbwertzeit neuester Aufnahmen wegen der noch gut vier Wochen möglichen Vereinswechsel arg begrenzt ist. Egal wie, Periodika müssen, Anhänger wollen stets auf dem neuesten Stand sein, selbst wenn er morgen oder spätestens kommende Woche veraltet ist.

Seit 1996: Susanne Kopplin ist die gute Seele beim 1. FC Union

Eines ist im Laufe der Jahre für alle sichtbar geworden. Auf den Fotos stehen, sitzen, hocken, knien immer mehr Kerle und gelegentlich, wie mit Susanne Kopplin, der guten Seele beim 1. FC Union, Frauen. Eines nur ist über die anderthalb Jahrhunderte, in denen Fußball nach einheitlichen Regeln gespielt wird, geblieben: Im Normalfall sind immer nur 22 Spieler auf dem Feld.

Im Hintergrund, aber wichtig: Die Co-Trainer Danilo de Souza, Sebastian Bönig und Kevin McKenna unterstützen Chefcoach Steffen Baumgart (v. l.).
Im Hintergrund, aber wichtig: Die Co-Trainer Danilo de Souza, Sebastian Bönig und Kevin McKenna unterstützen Chefcoach Steffen Baumgart (v. l.).Matthias Koch/imago

Dass die Anzahl der Spieler zugenommen hat, bei den Köpenickern sind es aktuell 29, ist der deutlich größeren Anzahl an Spielen geschuldet. Regelmäßig, die Eisernen haben es mit ihrer Teilnahme an der Europa Conference League, der Europa League und der Champions League erlebt, als es mindestens sechs hochkarätige Partien zusätzlich gegeben hat, tanzen die besten Vereine auf drei Hochzeiten. Länderspiele, auch da sind die Rot-Weißen mit Nationalspielern verschiedener Nationen gut dabei, tun mit teils Interkontinentalreisen ihr Übriges. Und es sind, wie in früheren Zeiten beim DDR-Nationalteam, als es von 1964 bis 1968, also in fünf Jahren, zusammen lediglich 25 Länderspiele gab, weit mehr. Allein bei der Heim-WM 2006 bestritt das DFB-Team 18 Spiele, im Jahr des WM-Triumphs 2014 waren es 17. Und es gab noch keine aufgeblähte Klub-WM wie in diesem Sommer.

FC Bayern einst Meister mit 13 eingesetzten Spielern

Nie wieder wird es eine Saison geben, in der, wie es Bayern München 1968/69 gelang, ein Team mit nur 13 (!) eingesetzten Spielern Meister wird. Ähnlich schaffte es in der DDR Carl Zeiss Jena in den Jahren 1962/63 und 1969/70, als unter Trainer Georg Buschner jeweils lediglich 15 Spieler zum Einsatz kamen. Dieses Kontingent haben die Bundesligateams, fünf Auswechslungen machen es seit Corona möglich, bereits am 1. Spieltag übertroffen.

Weil der Fußball schneller, spritziger, athletischer, gläserner, vor allem auch taktisch viel ausgetüftelter geworden und in eine völlig andere Dimension gekommen ist, wächst natürlich auch das Team der Betreuer. Das gesamte Drumherum ist ausgeklügelter, analytischer, sezierter geworden. Platte Sprüche von Trainern, wie ich sie selbst erlebt habe, als einem Abwehrspieler ein „Folge dem Stürmer überall hin, selbst wenn er aufs Klo geht“-Spruch mitgegeben wurde, stammen aus einem anderen Jahrtausend. In diesem Fall stimmt es sogar. Dabei hatte der Mann in den Anfangsjahren der DDR immerhin ein Oberligateam gecoacht. Zur Beruhigung aller in der Hauptstadt: Es war kein Verein aus Berlin.

1. FC Union will Spiele vor dem Anpfiff gewinnen

Bei Union, andernorts ist es ähnlich, besteht das Team hinter dem Team aus 19 Personen. Mehr als Mannschaftsstärke also. Neun gehören zum engen Trainerkreis. Neben Steffen Baumgart sind es mit Danilo de Souza, Kevin McKenna und Sebastian Bönig drei Co-Trainer, dazu mit Michael Gspurning der Torwarttrainer. Komplettiert wird die Riege mit Athletiktrainer Martin Krüger, Rehatrainer Johannes Thienel, Adrian Wittmann (Co-Trainer/Spielanalyse) und Spielanalyst Tobias Droessler. Zehn weitere – zwei Mediziner, vier Physiotherapeuten, Masseur Thomas Riedel, Zeugwart Dominik Westerfeld, Busfahrer Michael Ruprecht, der zugleich Betreuer ist, und die erwähnte Susanne Kopplin – bilden den Betreuerstab. Damit manche Spiele, so die Hoffnung, schon vor dem Anpfiff entscheidend geprägt werden.

Für einen wie mich, der als Aktiver bei Union erlebt hat, dass es eine Innovation war, mit Manfred Staender einen Assistenztrainer an der Seite zu haben, der einst neben Radsportlern die Leichtathleten des TSC Berlin betreut hatte und uns das rationale Laufen – „Beim Aufsetzen immer den Unterschenkel nach vorn schieben, so gewinnt ihr Zentimeter, die sich über die Distanz zu Metern summieren“ – beibrachte, eine regelrechte Flut an Helfern und Unterstützern. Auch Bessermachern. Hilfe von Psychologen, Mentaltrainern und Ernährungsberatern nicht einmal berücksichtigt.

Eines ist damit klar: Fußball und einfach? Vergesst es! Nur eines ist über die Jahre geblieben: Das Runde muss nach wie vor ins Eckige!