Manchmal kommt der Ruhm auf Umwegen. Wie bei Robert Andrich, der einst in der Dritten Liga spielte, trotzdem im deutschen Nationalteam angekommen ist und am Montag sein 14. Länderspiel bestritten hat. Hin und wieder stellt sich der Erfolg auch ganz und gar unverhofft ein. Wie vor einem Jahr bei Kevin Behrens, selbst wenn er bei ihm gefühlt lediglich einen Wimpernschlag dauerte und seine Karriere letztlich eher kräftig ausbremste denn anschob. Ab und an erscheint der Ritterschlag auch über Nacht. Wie gerade bei Jamie Leweling, der gegen die Niederlande sein Debüt mit dem goldenen Tor krönte. Öfter wiederum passiert es, dass einer als Nachrücker zu unerwarteten Ehren kommt. Wie Robin Gosens, der nach einer Saison zum Vergessen und der verpassten Heim-EM wieder zurückgerufen wurde.
DFB-Fluch: Liegt es am Trikot des 1. FC Union?
Was auffällt: Alle, Andrich wie Behrens, Leweling wie Gosens, haben eine Vergangenheit beim 1. FC Union. Nur: Als sie das Trikot der Eisernen trugen, haben nur Behrens (drei Minuten beim 2:2 gegen Mexiko) und Gosens für das deutsche A-Team gespielt. Irgendwie, so scheint es, liegt, wenn es um die Mannschaft mit dem Bundesadler auf der Brust geht, ein Fluch über dem Stadion An der Alten Försterei. Hätte es jemand auch nur ansatzweise ahnen können, dass Leweling, erst an den VfB Stuttgart ausgeliehen und im Sommer fest zu den Schwaben abgegeben, eine derartige Performance hinlegen würde, dann …
Vielleicht, kann ja sein, sind Spieler, wenn sie das Union-Trikot tragen, für das Vorzeigeteam des viermaligen Welt- und dreimaligen Europameisters aber auch nicht gut genug. Nicht einmal Robin Knoche und Rani Khedira haben es in der eisernen Hochphase geschafft, als die Köpenicker Richtung Qualifikation für die Champions League marschierten, dort ernsthaft Berücksichtigung zu finden.
1. FC Union und deutsche Nationalspieler: Das passt nicht
Von Bruch in der Entwicklung des Vereins kann deswegen keine Rede sein. Was in den vergangenen sechs Jahren in Alt-Sadowa abging, hätten nicht einmal die Urväter für möglich gehalten. Allerdings ist es von alters her so, dass Union und deutsche Nationalspieler so richtig nicht zueinanderpassen.

In den Frühjahren des deutschen Fußballs sorgten die Schlosserjungs, als die Spiele im regionalen Rahmen ausgetragen wurden, ab und an sogar national für Furore. So 1923 mit dem Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Einen Nationalspieler aber stellten sie bis zur Teilung Deutschlands nicht. In der DDR-Oberliga sah es schon besser aus. Doch auch da war es nach dem Kommen eher ein baldiges Gehen.
Günter „Jimmy“ Hoge sang „falsche“ Nationalhymne
Günther „Wibbel“ Wirth wechselte, gerade junger Nationalspieler für Union-Vorläufer Motor Berlin-Oberschöneweide geworden, zum ASK Vorwärts, wurde dort zu einer Stütze der ersten Jahre und mit den Armee-Fußballern viermal Meister. Günter „Jimmy“ Hoge wirbelte anderthalb Jahrzehnte später im Nationaldress, musste es aber gezwungenermaßen alsbald wieder ausziehen, weil er in der Öffentlichkeit die falsche, nämlich die bundesdeutsche, Nationalhymne gesungen hatte. Wolfgang Wruck, zu Hoge-Zeiten der Abwehrchef, schaffte wenigstens sechs Länderspiele. Reinhard „Mecky“ Lauck musste, weil Union 1973 abstieg und die WM 1974 lockte, zum BFC Dynamo wechseln. Für Ralf Sträßer, letzter eiserner A-Nationalspieler zu DDR-Zeiten, war nach drei Einsätzen schon wieder Schluss. Sein Ende im Stadion An der Alten Försterei firmiert unter der Rubrik Katastrophe. Das letzte Saisonspiel 1987, ein 0:5 bei Wismut Aue, schwänzte er, bekam eine vereinsinterne Sperre von sechs Monaten aufgebrummt und erzwang seinen Wechsel nach Jena.
Ausländer durften in der DDR nur in der Zweiten Liga spielen
An Nationalspieler anderer Nationen, die Vorläufer von Frederik Rönnow und Andras Schäfer, Laszlo Benes, Leopold Querfeld oder Christopher Trimmel hätten werden können, war vor dem Mauerfall nicht zu denken. Ausländer durften nur bis zur zweitklassigen DDR-Liga spielen.