Eiserne Entwicklung

Aufschwung unter Bo Svensson: Das alles läuft beim 1. FC Union jetzt besser!

Qualitäten, die bereits unter Urs Fischer Trumpf waren: In Köpenick erinnert kaum mehr etwas an die völlig verkorkste Vorsaison. 

Author - Sebastian Schmitt
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Alles Svensson, oder was? Unter Bo findet der 1. FC Union zu alter Stärke zurück. Gleichzeitig entwickelt der Däne die Eisernen weiter.
Alles Svensson, oder was? Unter Bo findet der 1. FC Union zu alter Stärke zurück. Gleichzeitig entwickelt der Däne die Eisernen weiter.Contrast/imago

Die Sorgen nach dem schwachen Auftritt in der ersten DFB-Pokal-Runde in Greifswald waren unbegründet. Cheftrainer Bo Svensson (45) hat den 1. FC Union pünktlich zum Bundesliga-Start in die Spur gebracht. Dabei werden die fußballerischen Ideen des Dänen von Spiel zu Spiel sichtbarer. Aufschwung unter Bo Svensson: Das alles läuft beim 1. FC Union jetzt besser! 

Sechs Spiele. Elf Punkte. Platz sechs. Allein die nackten Zahlen sprechen für Svensson. Doch das ist nicht alles. Der Aufschwung an der Wuhle ist unter dem neuen Cheftrainer auch spürbar. Dort, wo anfangs lediglich die Euphorie der Bosse und der Fans war, weil Svensson mit seinen zum Dienstantritt gewählten Worten, den eisernen Nerv traf, ist mittlerweile mehr. 

Svensson hat seinen Worten Taten folgen lassen. Kaum mehr etwas erinnert an den Grusel-Fußball, den Union über weite Teile der vergangenen Saison gespielt und der fast zum Super-GAU, zum Abstieg aus der Bundesliga, geführt hat. Vor allem die Defensive ist endlich wieder sattelfest. Mit nur vier Gegentore stellt Union derzeit die zweitbeste Abwehr der Liga. Auch die Laufwerte aller Spieler sind top. Urs Fischer gefällt das. 

Unter Bo Svensson spielt der 1. FC Union wieder eklig

Wie jahrelang unter dem Schweizer hat Union unter Svensson auch die nötige körperliche Härte in den Zweikämpfen wieder gefunden. Vor dem eisernen Erfolgsrezept, unangenehm bis eklig zu agieren, zitterten in der Vergangenheit sämtliche Bundesligaklubs, darunter auch die Top-Vereine. Unter Svensson ist das nun wieder der Fall. Der BVB, Champions-League-Finalist des vergangenen Jahres, bekam das jüngst beim 2:1 an der Alten Försterei eindrücklich zu spüren. 

Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, lobt die mannschaftliche Geschlossenheit unter Cheftrainer Bo Svensson (45). 
Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, lobt die mannschaftliche Geschlossenheit unter Cheftrainer Bo Svensson (45). Noah Wedel/imago

Klar, im Angriff läuft noch längst nicht alles rund. Was Svensson in der Offensive vorschwebt, sah man bereits in den ersten Pflichtspielen. Weil noch nicht alles und vor allem die Abstände zwischen den Spielern stimmte, war Svensson-System mit viel Risiko verbunden. Gleich mehrfach ließ sich Union des Öfteren zu leicht aushebeln.

BVB-Stars hatten Angst vor dem 1. FC Union

Gegen Dortmund sah das aber erstmals schon ganz anders aus. Aus einer kompakten Defensive heraus presste Union phasenweise sehr hoch und setzte die BVB-Stars immer wieder am eigenen Strafraum unter Druck und zwang sie so zu Fehlern. Stürmer Benedict Hollerbach erklärt: „Die Entschlossenheit im Pressing war ausschlaggebend. Jeder Einzelne hat seinen Gegenspieler vorne stark unter Druck gesetzt und entscheidende Zweikämpfe gewonnen. Dadurch kommst du ins Spiel und verängstigt den Gegner.“

Der Aufschwung sorgt für gute Stimmung. Im Verein und in der Kabine. Kein Spieler nimmt sich bisher zu wichtig. Alle scheinen verstanden zu haben, wofür der 1. FC Union steht. Während einige Profis aufgrund der wenigen Kommunikation von Ex-Trainer Nenad Bjelica mehr als irritiert waren, kommt Svensson mit seiner Art an.

1. FC Union: Abwehrchef Kevin Vogt lobt die Geschlossenheit

Das alles sorgt dafür, dass die eiserne Brust immer breiter wird. Abwehrchef Kevin Vogt (32) bringt es nach dem Coup gegen den BVB auf den Punkt: „Was uns auszeichnet, ist diese Kompaktheit und Geschlossenheit als Mannschaft – und dass niemand einen Kilometer weniger läuft, weil er meint, er wäre größer als das Team. Die Mannschaft marschiert ohne Ende.“

Durch das wiedergefundene Selbstvertrauen und den Glauben an den Svensson-Fußball überstand der 1. FC Union auch die Dortmunder Druckphase in der zweiten Halbzeit. Statt sich wie in der vergangenen Saison hinten einzuigeln, sodass die Gegentreffer nur eine Frage der Zeit waren, befreit sich Union mittlerweile wieder spielerisch.

Hollerbach blickt mit dem 1. FC Union nach oben, wenn ...

Hollerbach staunt selbst über die eiserne Entwicklung: „Es fühlt sich alles deutlicher sicherer an, weil wir nicht mehr so wahnsinnig passiv verteidigen wie letztes Jahr und uns nur noch hinten reinstellen. Damals wurden wir irgendwann in den eigenen Strafraum gedrückt wie beim Handball. Dieses Jahr funktioniert das viel besser. Wir finden die Momente, um uns wieder zu befreien und den Gegner sogar unter Druck zu setzen. Das ist eine wirkliche Stärke.“

Doch noch ist nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem auswärts bekommt der 1. FC Union den neuen Svensson-Fußball noch nicht so auf den Rasen und muss sich steigern. Das fordert auch Hollerbach vor dem Spiel bei Aufsteiger Kiel (nächsten Sonntag, 15.30 Uhr, DAZN): „Außer in Leipzig haben wir das noch nicht so selbstbewusst hinbekommen. Wenn du oben mitspielen willst, musst du auswärts genau so auftreten wie zu Hause.“ ■