„Humor hat unsere Truppe“

Schnurrbart-Foto in der Kabine: So lustig geht es beim 1. FC Union zu!

Abwehrchef Kevin Vogt verrät: Bei den Eisernen werden lustige Sprüche geklopft und der ein oder andere Kollege auch mal gefoppt.

Author - Sebastian Schmitt
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Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, musste vor und nach seinem Elfmeter gegen den BVB von den Mitspielern viel einstecken.
Kevin Vogt (33), Abwehrchef des 1. FC Union, musste vor und nach seinem Elfmeter gegen den BVB von den Mitspielern viel einstecken.Noah Wedel/imago

Er schrieb gegen den BVB Geschichte – und musste davor und danach jede Menge einstecken! Kevin Vogt, Abwehrchef des 1. FC Union, erzielte beim 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund nach fast zehn Jahren wieder ein Tor. Nun verrät Vogt, wie seine Union-Mitspieler ihn wegen seiner ewigen Torlos-Serie aufzogen. Schnurrbart-Foto in der Kabine: So lustig geht es beim 1. FC Union zu!

Bevor Vogt am vergangenen Wochenende Schlagzeilen en masse produzierte, war der 33-jährige Wittener schon mal und danach auch immer wieder in aller Munde – zumindest bei seinen Mitspielern. Während die Öffentlichkeit seinen am 12. April dieses Jahres aufgestellten Torlos-Rekord relativ schnell abhakte, ging es vor allem in der Union-Kabine hoch her.

Spieler des 1. FC Union foppen Kevin Vogt

Zur Erinnerung: Beim 0:2 des 1. FC Union in der vergangenen Rückrunde in Augsburg hatte Vogt das 267. Spiel ohne Torerfolg absolviert. Damit übertraf er den Torlos-Rekord von Dietmar Schwager, der einst für den 1. FC Kaiserslautern verteidigte und von 1964 bis 1973 in 266 Spielen kein einziges Mal über einen Torerfolg jubeln durfte.

Jetzt verrät Vogt, wie er daraufhin von seinen Union-Kollegen gefoppt wurde: „Ein Foto von ihm (Dietmar Schwager, Anm. d. Red.) hing danach in der Kabine über meinem Platz. Mit schönem Schnurrbart, wie man ihn damals so getragen hat. Die Jungs haben dann gesagt: ‚Schau mal, so sah der aus, der deinen Rekord hatte.‘“

Kevin Vogt kann auch über sich selbst lachen

Dass die Mannschaft ihm das so aufs Brot schmiert, stört Vogt nicht. Im Gegenteil: „Ich lasse das alles an mich ran und kann auch extrem gut über mich selbst lachen. Was willst du auch machen, wenn du so lange kein Tor geschossen hast? Ich bin also selbst schuld, wenn ich so lange damit warte. Da war der ein oder andere Spruch auch völlig berechtigt“, erklärt der Abwehrmann und schiebt mit einem Schmunzeln hinterher: „Also, Humor hat unsere Truppe. Das muss man ihr lassen.“

Eiskalt, auch ohne Praxiserfahrung: Kevin Vogt (33) verwandelt für den 1. FC Union den Elfmeter zum 1:0 gegen Borussia Dortmund. 
Eiskalt, auch ohne Praxiserfahrung: Kevin Vogt (33) verwandelt für den 1. FC Union den Elfmeter zum 1:0 gegen Borussia Dortmund. Gonzales Photo/imago

Doch nicht nur die Kollegen können Witze machen. Auch Vogt beweist Humor, nachdem ihm nun sein erster Treffer nach 3640 Tagen und 275 Spielen – kein Feldspieler in der Bundesliga-Historie wartete länger auf ein Tor – gelang: „Den Rekord galt es natürlich noch etwas auszubauen, damit ich es nicht mehr erlebe, wenn ihn jemand knackt.“

1. FC Union: Auch Bo Svensson muss über Kevin Vogt schmunzeln

Durch den ganzen Spaß ist Vogt auf jeden Fall auf den Geschmack gekommen: „Mir ist das fast schon unangenehm – das muss ich ehrlich zugeben. Aber damit muss ich zurechtkommen. Hätte ich vorher gewusst, dass man so ein gefragter Mann ist, wenn man ein Tor erzielt hat, hätte ich es eher versucht“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Ein Foto von Dietmar Schwager (†78), Abwehrmann des 1. FC Kaiserslautern, hing aus Spaß über dem Platz von Kevin Vogt in der Kabine des 1. FC Union. 
Ein Foto von Dietmar Schwager (†78), Abwehrmann des 1. FC Kaiserslautern, hing aus Spaß über dem Platz von Kevin Vogt in der Kabine des 1. FC Union. Ferdi Hartung/imago

341 Bundesliga-Spiele hat Vogt nun bereits auf dem Buckel. Dabei erzielte er insgesamt nur vier Tore in 16 Bundesliga-Spielzeiten, nachdem er 2009 im Alter von nur 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt im Trikot des VfL Bochum gefeiert hatte. Ab sofort könnten jedoch einige mehr dazu kommen: Als neuer Elfmeterschütze des 1. FC Union. 

Kevin Vogt, einer von zwei Elfmeterschützen des 1. FC Union

Doch egal wie viel Freude ihm das Strafstoßschießen und der Rummel danach bereitet, Vogt bleibt Teamplayer: „Wenn die Mannschaft mich braucht, bin ich da. Aber ich werde jetzt nicht Ansprüche stellen, dass ich Elfmeterschütze Nummer eins sein muss.“

Von Cheftrainer Bo Svensson (45) gibt es dafür grünes Licht. Vogt sei ab sofort gemeinsam mit Angreifer Jordan (28), der allerdings derzeit seinen Stammplatz verloren zu haben scheint, für die Elfmeter zuständig. Dabei beweist auch der Däne Humor. Svensson schmunzelt: „Er hat das nach den Übungseinheiten immer viel trainiert. Vielleicht wollte er mich damit überzeugen. Das ist ihm gelungen. Er hat das gut umgesetzt.“

Vogt merkt man an, dass er nach so langer Abstinenz auf den Geschmack gekommen ist. Der Blondschopf, erst im Januar für zweieinhalb Millionen Euro von der TSG Hoffenheim geholt, um Union vor dem Abstieg zu retten, bleibt aber eisern und sagt: „Wenn sich ein Stürmer gut fühlt und sagt, dass er schießen möchte und er haut das Ding rein, bin ich genauso glücklich.“