Die späte 0:1-Pleite in Gladbach steckt dem 1. FC Union noch in den Knochen. Doch die erste Niederlage in dieser Saison ändert nichts an der Tatsache, dass die Eisernen unter Cheftrainer Bo Svensson (45) von Spiel zu Spiel immer mehr zu alter Stärke zurückkehren. Vor dem Duell mit Borussia Dortmund (Sonnabend, 15.30 Uhr, Sky) erinnert vieles an die erfolgreichen Zeiten. Doch ein Manko aus der Vorsaison bleibt bisher bestehen.
So sehr der Gladbacher Last-minute-Treffer auch schmerzt: Fakt ist, dass der Gegentreffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit in dieser Saison überhaupt erst das dritte Tor war, das Union kassierte. Damit stellen die Köpenicker nach fünf Spieltagen die zweitbeste Abwehr der Liga. Stabiler steht nur RB Leipzig (zwei Gegentore). Beim BVB, Unions kommendem Gegner, hat es dagegen schon neunmal geklingelt.
Bo Svensson macht 1. FC Union wieder eisern
Svensson, der seinem Ärger über die unverhältnismäßig lange Nachspielzeit Luft machte, lobt trotz der ersten Pflichtspielpleite unter seiner Leitung: „Ich habe auch trotzdem einige gute Dinge von meinem Team gesehen.“

Das war in erster Linie vor allem die berüchtigten eisernen Tugenden, vor denen sich Saison für Saison die ganze Bundesliga und selbst viele Teams in Europa fürchteten, von denen aber in der vergangenen Horrorspielzeit kaum mehr etwas übrig geblieben war. Dank Svenssons Kniffen stehen die Köpenicker wieder stabil und kompakt, sodass kein Klub gerne wieder gegen Union spielt. Die BVB-Profis werden jedenfalls alles andere als begeistert sein, am Sonnabend im Stadion An der Alten Försterei gegen den neuen alten 1. FC Union aufzulaufen.
Unions Abwehrchef Kevin Vogt lobt: „Wir sind der, der wir sein wollen“
Wie breit die eiserne Brust mittlerweile wieder ist, unterstreicht Abwehrchef Kevin Vogt (33): „Gladbach hat in der zweiten Halbzeit bis zum Tor nicht einmal aufs Tor geschossen, weil wir der Gegner waren, der wir sein wollten. Wir waren eklig und haben Nadelstiche gesetzt.“
Das einzige Manko: Es waren eben nur Nadelstiche. Volltreffer, also ein Tor, lagen in Gladbach nicht in der Luft.
Denn so dolle die Defensive wieder ist, so harmlos präsentiert sich die Offensive. Was sich bereits beim ersten Pflichtspiel, dem knappen 1:0-Sieg im DFB-Pokal beim Greifswalder FC andeutete, hat sich auch in der Liga verfestigt. Union fehlt im Angriff die Durchschlagskraft. Bis auf zwei Chancen von Benedict Hollerbach (23) in der Anfangsphase sprang in Gladbach nicht viel heraus. Die Offensivkräfte Woo-yeong Jeong (25) und Jordan (28) ackerten zwar viel, strahlten jedoch keine Gefahr aus.
Vor dem BVB-Duell: 1. FC Union bleibt im Angriff harmlos
Mit nur vier erzielten Törchen stellt Union gemeinsam mit Aufsteiger FC St. Pauli gar den schwächsten Angriff der Liga. Selbst Kellerkind Bochum hat schon fünfmal ins Schwarze getroffen. Mittelstürmer Jordan, den Svensson auch mangels Alternativen bisher fast immer ins Rennen schickt, wartet weiter sehnsüchtig auf sein erstes Erfolgserlebnis.
Bleibt zu hoffen, dass Jordan und Co. sich den Frust über die bittere erste Saisonpleite gegen Dortmund von der Seele schießen und die eiserne Torarmut beenden. Bei Svensson klingt das bereits danach: „Wir werden daraus lernen und gestärkt zurückkommen.“