Eiserne Mitgliederversammlung

1. FC Union: Die Alte Försterei für jeden, ab Dezember neue Stadion-Aktien

Auf der Mitgliederversammlung kündigt Union-Boss Zingler neue Fan-Aktien für die Alte Försterei an.

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Eine Aktie für die Alte Försterei kann für 500 Euro ab Dezember erworben werden.
Eine Aktie für die Alte Försterei kann für 500 Euro ab Dezember erworben werden.Koch/imago

Ein Stück Alte Försterei für jeden Unioner. Schon vor 13 Jahren verkaufte der Klub Stadion-Aktien an die Fans. Jetzt soll das Schmuckkästchen an der Wuhle weiter ausgebaut werden. Und dafür gibt es neue Aktien. Das verkündete Präsident Dirk Zingler (60) am Donnerstag auf der Open-Air-Mitgliederversammlung des 1. FC Union.

Zingler wartete fast bis zum Ende der Vereinsversammlung. „Es gibt nichts Wichtigeres, als die Verbindung der Menschen mit diesem Klub und diesem Standort. Ich möchte, dass irgendwann 40.000 Eigentümer hier in dem Stadion stehen“, sagte der Boss. Es gab viel Applaus und Gesänge für die Alte Försterei von den knapp 1300 Mitgliedern.

Die Ausgabe der Aktien soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung von bis zu 60 Millionen Euro bei der Stadionbetriebs AG passieren, wie Zingler ankündigte. Schon 2011 hatte der Klub so Anteile verkauft. Seitdem sind die Mitgliederzahlen von etwas über 10.000 aber auf 67.638 gestiegen. „Wir wollen dieses Angebot noch mal machen und den Menschen, diesen 70.000 Vereinsmitgliedern, Eigentum am Stadion geben“, sagte er vorab in einer Medienrunde.

120.000 Aktien für je 500 Euro sollen herausgegeben werden. Der Verkauf könnte der Stadionsbetriebs AG eine hohe Millionensumme bringen.  Jedes Vereinsmitglied solle theoretisch auch Eigentümer des Stadions werden können. Ab Sommer 2026 soll die Alte Försterei umgebaut werden.

Trikotbrust von Union mit Försterei-Werbung

In der Bundesliga-Hinrunde wirbt der 1. FC Union jetzt für sein eigenes Stadion.
In der Bundesliga-Hinrunde wirbt der 1. FC Union jetzt für sein eigenes Stadion.Koch/imago

Auf der Hauptversammlung der AG im November soll der Beschluss gefasst werden. Ab Dezember sollen die Aktien gezeichnet werden können. Für die Aktion werben bis Ende des Jahres nun die Profiteams auf der Trikot-Brust mit dem Slogan „proAF – Alte Försterei“. „Wir wollen die wertvollste Fläche unseres Klubs für uns selbst nutzen“, sagte Zingler. Deswegen habe man in dieser Saison auch bisher auf einen Sponsor dort verzichtet. Ab Januar soll es dann wieder den Schriftzug eines Partners dort geben.

Mehr als 4000 Mitglieder griffen 2011 bei den Aktien zu. Die Konditionen sind nahezu gleich: Maximal zehn Aktien können pro Käufer erworben werden. Es gibt keine Dividenden und die Papiere werden nicht frei handelbar sein. Nur Vereinsmitglieder und Sponsoren dürfen sie kaufen. Für die Anhänger des Klubs dürften die Aktien und die dazugehörige Urkunde vor allem symbolischen Wert haben.

Das Geld sei nicht Teil einer Finanzierungsstrategie, betonte Zingler. „Es ist nicht so, dass diese Aktienausgabe den Bau finanzieren soll.“ Die Mitglieder als Eigentümer des Stadions sicherten den Klub auch für die Zukunft ab. Alt-Aktionäre haben ein Bezugsrecht für die Aktien, um eine Verwässerung ihrer Anteile zu vermeiden. Davon werde der Verein als Mehrheitseigner des Stadions Gebrauch machen, erklärte Zingler.

Union-Plan: 2026/2027 im Olympiastadion

Union-Präsident Dirk Zingler präsentierte auf der Mitgliederversammlung die neuen Stadionpläne.
Union-Präsident Dirk Zingler präsentierte auf der Mitgliederversammlung die neuen Stadionpläne.Contrast/imago

Die Alte Försterei und das Stadiongelände sollen umfassend umgebaut werden. Einige Arbeiten haben auf dem Gelände bereits begonnen. Statt 22.012 Fans sollen künftig rund 40.000 die Spiele der Eisernen in der für ihre außergewöhnliche Stimmung bekannten Arena verfolgen können. 32.000 Steh- und 8000 Sitzplätze soll es geben.

Der aktuelle Plan bleibt: Im Sommer 2026 soll der Umbau des Stadions an sich beginnen. „Das ist der Ablaufplan, der von allen Beteiligten mitgetragen wird“, sagte Zingler. Union will in der Spielzeit 2026/2027 im Olympiastadion spielen, wo auch Stadtrivale Hertha BSC seine Heimpartien austrägt.

Ab Sommer 2026 wird die Alte Försterei auf 40.000 Plätze ausgebaut.
Ab Sommer 2026 wird die Alte Försterei auf 40.000 Plätze ausgebaut.Koch/imago

Den Mitgliedern wurde auf Leinwänden ein virtueller Rundgang durch einen Rohbau des neuen Stadions gezeigt. Der Zeitplan hatte sich in den vergangenen Jahren mehrfach verschoben. Zingler betonte erneut, dass es auf ein Jahr mehr oder weniger bei dem Projekt für den Club nicht ankomme. Wichtig sei: „Wir gehen erst raus, wenn wir ganz verlässlich wissen, dass wir im Jahr danach wieder hier sind.“ Die internen Bauplanungen seien inzwischen fast abgeschlossen.

Wieder Rekordumsatz für Union

Wirtschaftlich war die Saison 2023/2024 mit der Teilnahme an der Champions League und dem nur knapp geschafften Klassenerhalt teilweise wieder ein Rekordjahr. Der Umsatz des Gesamtkonzerns stieg auf 186,397 Millionen Euro (2022/2023: 174,143 Millionen). Auch das Eigenkapital, das 2022/2023 erstmals seit langer Zeit wieder positiv war, wuchs auf 2,9 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern im gesamten Konzern lag bei 1,096 Millionen Euro (2022/2023: 18,087).

In der aktuellen Spielzeit treten die Köpenicker erstmals seit drei Jahren nicht im Europapokal an. 2023/2024 betrugen die internationalen Einnahmen laut Zingler 45 Millionen Euro. Trotzdem planen die Berliner für 2024/2025 nur mit einem Umsatzrückgang von rund neun Millionen. Der Rest soll über Steigerungen bei Merchandising und Sponsoring sowie insbesondere Transfererlöse kompensiert werden. ■