Dass es auch den 1. FC Union in dieser Saison mal mit der ersten Niederlage erwischen würde, war ja klar. Aber doch nicht am 5. Spieltag bei Borussia Mönchengladbach, gegen die Fohlen vom Niederrhein waren die Eisernen davor achtmal ungeschlagen geblieben. Und schon gar nicht auf diese bittere Art und Weise – 0:1 in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Verflixt noch mal!
Am Ende hielten sich dann bei den Köpenickern der Ärger über das späte Gegentor und die Hoffnung über die eigene gezeigte Leistung irgendwie die Waage. Union-Trainer Bo Svensson (45) mit bittersüßer Miene: „Mit dem Team bin ich absolut zufrieden, spielerisch müssen wir uns natürlich steigern. Wir sind noch nicht so weit, aber wir arbeiten dran.“
Wenig zugelassen, trotzdem verloren
Nach einer schweren ersten Hälfte lobte der Däne, der zuvor noch nie als Trainer gegen schwarz-weiß-grüne Borussia verloren hatte, die Comeback-Qualitäten seiner Elf. Die Mannschaft habe wenig zugelassen in der zweiten Halbzeit, sie sei zusammengeblieben, habe eine Reaktion gezeigt und geackert: „Gladbach hat keine richtige Torchance, wir selber ein paar halbe Chancen.“ Die beste vergab der eingewechselte Yorbe Vertessen, dessen Ball in der 86. Minute vom Pfosten nicht ins Tor rollte.

Anstatt mindestens einen Punkt mitzunehmen, standen die Köpenicker aber nach dem Tor des eingewechselten Tomas Cvancara in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit leeren Händen im Borussia Park da, während die Gastgeber den ersten Heimsieg seit sieben Monaten feierten.
Gladbach-Trainer lobt Union
Unions Abwehrchef Kevin Vogt (33) schob Frust: „Das war schon sehr unnötig. Wir können vorher den Ball besser wegspielen und wenn du in der 96. Minute ein Tor kassierst, ist das bitter. Denn meiner Meinung nach haben wir ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir waren eklig und haben Nadelstiche gesetzt, sodass es normalerweise ein klassisches Unentschieden-Spiel gewesen wäre.“
Auch Mittelfeld-Stratege Rani Khedira (30) war bedient: „Das ist schon sehr, sehr ärgerlich. Eine Situation und die führt zum Tor.“ Sah auch Abwehr-Ass Diogo Leite (25) so: „Wir haben bis zum Schluss gekämpft, umso bitterer ist es, mit dieser einen Aktion kurz vor Schluss das Spiel zu verlieren. Es ist sehr frustrierend.“
Da tröstete auch das versteckte Lob von Gladbach-Coach Gerardo Seoane (45) nicht: „Es war insgesamt das erwartet schwierige Spiel gegen eine Mannschaft, die bislang noch nicht verloren hatte. Wir wussten, dass wir nicht viele Chancen bekommen werden und deshalb bin ich froh, dass die Mannschaft nicht kopflos geworden ist, weiter gebremst und kontrolliert gespielt hat.“
Nach Borussia ist vor Borussia
Bo Svensson störte vor allem die Länge der Nachspielzeit von acht Minuten, obwohl es keinen VAR-Eingriff gegeben hatte. „Wenn du danach von den gegnerischen Spielern hörst, dass sie es auch nicht verstanden haben, dann gibt es vielleicht Klärungsbedarf“, grummelte der Trainer, der selbst von 2006 bis 2007 für Gladbach 32 Spiele absolviert hatte. „Acht Minuten habe ich bisher in der Bundesliga nicht gesehen – ohne VAR. Da habe ich wenig Verständnis.“
Da der Klärungsbedarf ausblieb, muss Svensson die erste Niederlage schnell abhaken und hat dafür zwei Tage Zeit, ehe am Dienstag dann die Vorbereitung auf die zweite Hälfte des Borussen-Doppels beginnt. Der Trainer: „Wir werden unserem Weg treu bleiben, ich habe sehr gute Sachen von meiner Mannschaft gesehen.“
Die sollen bis zum Heimspiel gegen Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr, Alte Försterei) verfeinert werden. Khedira setzt gegen den BVB auf Wiedergutmachung: „Wir müssen trotzdem den Kopf nach oben richten und versuchen, uns in der Trainingswoche so gut auf Dortmund vorzubereiten, dass wir es da wieder geraderücken können.“ ■