Spiel in Kiel

Stürmer-Seuche? Bo Svensson löst es beim 1. FC Union mit Löw-Trick!

Die Eisernen sind ohne klassischen Mittelstürmer unberechenbarer und feiern vor dem Spiel in Kiel ein quirliges Offensiv-Trio. 

Author - Sebastian Schmitt
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Der Trainer und sein Trick: Bo Svensson (45) feiert den Sieg gegen den BVB mit dem Stürmer Yorbe Vertessen (23). Setzt der 1. FC Union auch in Kiel auf eine „falsche Neun“? 
Der Trainer und sein Trick: Bo Svensson (45) feiert den Sieg gegen den BVB mit dem Stürmer Yorbe Vertessen (23). Setzt der 1. FC Union auch in Kiel auf eine „falsche Neun“? Matthias Koch/imago

Die Diskussion nimmt kein Ende: Was ist bloß mit den Mittelstürmern des 1. FC Union los? Die beiden Neuzugänge Andrej Ilic (24) und Ivan Prtajin (28) spielen bisher überhaupt keine Rolle. Jordan (28) stand zwar in vier von sechs Spielen in der Startelf, verlor aber zuletzt, nicht nur wegen seiner Torflaute, seinen Platz. Stürmerkrise vor dem Spiel in Kiel? Trainer Bo Svensson löst das Problem beim 1. FC Union mit einem Löw-Trick!

Was war die Aufregung groß! Joachim Löw (64) musste sich 2014 viel Kritik anhören, als er für die WM in Brasilien nur Miroslav Klose als gelernten Mittelstürmer nominierte. Doch der Ausgang ist bekannt: Deutschland spielte sich vor allem in der Offensive in einen Rausch und krönte sich in Rio de Janeiro nach einem fulminanten Turnier zum Weltmeister.

Während Löw damals die Kritik sichtlich genervt kommentierte, lassen Svensson (45) die Diskussionen noch relativ kalt. Beide Trainer teilen jedoch, dass sie die Aufregung nicht nachvollziehen können. „Wir haben doch mit einem Mittelstürmer gespielt“, erklärte Svensson nach dem 2:1-Sieg gegen den BVB, als er Jordan aus der Startelf nahm und Yorbe Vertessen (23) ins Spiel brachte.

1. FC Union bringt BVB-Stars ins Schwitzen

Doch der Däne sagte unbewusst nicht ganz die Wahrheit. Vielmehr waren es gegen Dortmund drei Mittelstürmer. Neben Vertessen wirbelten auch Benedict Hollerbach (23) und Woo-yeong Jeong (23). Das Trio tauschte ständig die Positionen und brachte die BVB-Verteidiger mit seiner flinken Spielweise mächtig ins Schwitzen.

Drei quirlige Angreifer für drei Punkte: Yorbe Vertessen (23), Woo-yeong Jeong (25) und Benedict Hollerbach (23, v.l.) machen beim 1. FC Union derzeit den Unterschied. 
Drei quirlige Angreifer für drei Punkte: Yorbe Vertessen (23), Woo-yeong Jeong (25) und Benedict Hollerbach (23, v.l.) machen beim 1. FC Union derzeit den Unterschied. Noah Wedel/imago

Ein Matchplan, wie ihn Löw einst zusammen mit dem damaligen DFB-Chefscout Urs Siegenthaler (76) für die WM 2014 entwarf. Seitdem ist der Begriff der „falschen Neun“ in Deutschland jedem Fußballfan geläufig. Das System basiert darauf, dass jede Offensivkraft – egal ob Angreifer, Flügelspieler oder Spielmacher – flexibel ist. Der Trick funktionierte insbesondere gegen Teams mit groß gewachsenen und kräftigen Verteidigern, wurde zum Markenzeichen des DFB – und machte Deutschland letztlich zum Weltmeister. Mario Götze (32) lässt grüßen. 

1. FC Union: Hollerbach schwärmt vom neuen System

Der Ansatz, mit kleinen, wendigen Stürmern die gegnerischen Verteidiger unter Druck zu setzen, statt mit einem groß gewachsenen Mittelstürmer wie Jordan, der vor allem durch seine Kopfballstärke bekannt ist, ist für die Gegner schwerer vorhersehbar. Hollerbach jedenfalls gefällt das neue Positionsspiel: „Wir haben drei schnelle, dynamische und ausdauernde Stürmer. Damit kannst du den Gegner gut unter Druck setzen. Das hat im Training gut funktioniert und auch im Spiel gut geklappt.“

Vor dem Spiel in Kiel (Sonntag, 15.30 Uhr, DAZN) steht mit Kevin Volland (32) nach einer schweren Knie-OP nun ein weiterer Zielspieler zur Verfügung. Doch der Löw-Trick, den sich auch Trainer-Guru Pep Guardiola (53) schon von Ajax Amsterdam und Johan Cruyff in den 1970er-Jahren abgeschaut hatte, funktionierte beim 1. FC Union auf Anhieb so gut, dass es fast überraschend wäre, wenn Svensson davon wieder abrückt. ◼️