Eiserner Coup

1. FC Union jubelt: Bo Svensson verjagt BVB-Fluch mit Taktik-Trick!

Die Köpenicker gewinnen gegen Borussia Dortmund mit 2:1. Insbesondere, weil der Däne seine Startelf umbaut.

Author - Sebastian Schmitt
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Zog nicht nur zwei, sondern drei gleich Kniffe gegen Borussia Dortmund: Bo Svensson (45), Cheftrainer des 1. FC Union, konnte endlich gegen den BVB gewinnen. 
Zog nicht nur zwei, sondern drei gleich Kniffe gegen Borussia Dortmund: Bo Svensson (45), Cheftrainer des 1. FC Union, konnte endlich gegen den BVB gewinnen. Matthias Koch/imago

Chapeau, 1. FC Union! Die Eisernen gewinnen gegen Borussia Dortmund hochverdient mit 2:1 (2:0) und ziehen in der Tabelle am Champions-League-Finalisten vorbei. Cheftrainer Bo Svensson (45) verjagt seinen persönlichen BVB-Fluch nach sechs Spielen ohne einen Sieg mit einem feinen Taktik-Trick!

Jubel auf der Tribüne und geballte Fäuste auf dem Rasen. Der 1. FC Union rappelt sich nach dem fiesen Last-Minute-Nackenschlag bei Borussia Mönchengladbach (0:1) auf und spielt den BVB nur eine Woche später in der wie immer ausverkauften Alten Försterei phasenweise schwindelig. Abwehrchef Kevin Vogt (33) per Elfmeter (25.) und Flügelstürmer Yorbe Vertessen (23) per Distanzschuss (45.) stellen die Weichen bereits in der ersten Halbzeit auf den dritten Heimsieg im dritten Spiel. Svensson strahlt: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Dass sie das alles nach der Enttäuschung in Gladbach so umgesetzt hat, das freut mich sehr.“

1. FC Union: Bo Svensson greift gegen BVB in die Trickkiste

Svensson überraschte die Fans und vor allem den Gegner mit seiner Startelf. Kapitän Christopher Trimmel, Aljoscha Kemlein und Yorbe Vertessen ersetzten Janik Haberer, Andras Schäfer und Jordan. Bedeutete: Der 1. FC Union spielte gegen den BVB ohne klassischen Mittelstürmer.

Dafür sollten die quirligen Tempodribbler Vertessen, Benedict Hollerbach und Woo-yeong Jeong die Dortmunder Defensive vor Probleme stellen. Und Svenssons Taktik-Trick ging auf. Gefühlt spielten die eisernen Angreifer mit ihrer wuseligen Art den BVB-Stars gleich mehrfach Knoten in die Beine und raubten dem Top-Klub, der sich unter der Woche noch mit einem 7:1 gegen Celtic Glasgow in der Champions League vermeintlich warm geschossen hatte, früh die Nerven. Nach mehreren Halbchancen holte Ex-Unioner Nico Schlotterbeck Hollerbach nach einer feinen Finte im Strafraum von den Beinen – Vogt verwandelte den fälligen Foulelfmeter eiskalt (25.)

Monstergrätsche von Tom Rothe, Distanzschuss von Yorbe Vertessen

Die Abwehr, bisher sowieso unter Svensson das eiserne Prunkstück, ließ kaum etwas zu. Nur einmal lag Gefahr in der Luft, die Verteidiger Tom Rothe, erst im Sommer für fünf Millionen vom BVB verpflichtet, mit einer Monstergrätsche verpuffen ließ (32.). Stattdessen klingelt es kurz vor der Halbzeit wieder im BVB-Tor. Nach einer Trimmel-Ecke hämmerte Vertessen einen Distanzschuss aus 18 Metern an allen vorbei und rein ins Netz (45.). Svensson: 

Hatten bereits nach der ersten Halbzeit beim 1. FC Union schlechte Laune: Dortmunds Boss Aki Watzke (65, l.) und Berater Matthias Sammer (57). 
Hatten bereits nach der ersten Halbzeit beim 1. FC Union schlechte Laune: Dortmunds Boss Aki Watzke (65, l.) und Berater Matthias Sammer (57). Matthias Koch/imago

Das 2:0 sorgte dafür, dass die Miene von BVB-Berater Matthias Sammer auf der Tribüne immer finsterer Wurde. Svensson zauberte es dagegen ein Lächeln in Gesicht. Zumindest für wenige Sekunden. Danach zeigte der Däne mit beiden Zeigefingern an seine Schläfen. Die Botschaft an sein Team kurz vor dem Pausenpfiff: Fokussiert bleiben und Ruhe bewahren. Bloß nicht überdrehen und leichtsinnig werden. 

Ex-Unioner Julian Ryerson trifft für den BVB

Grund zur Sorge lieferten seine Spieler Svensson zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht. Union spielte weiter nach vorn und kam durch den nächsten strammen Schuss von Vertessen dem 3:0 nah (53.). Weil Torhüter Frederick Rönnow im direkten Gegenzug mit einem klasse Reflex die Konterchance von BVB-Stürmer Maximilian Beier vereitelte, gab es von Svensson und seinen Co-Trainern Standing Ovations. 

Wie aus dem Nichts kam der BVB dennoch zurück ins Spiel. Ex-Unioner Julian Ryerson, mit einem Steckpass von Julian Brandt bedient, verkürzte auf 2:1 (62.). Dortmunds Cheftrainer Nuri Sahin (36) zog alle Register und brachte frische Kräfte. Svensson hielt dagegen, verstärkte die Abwehr erst mit Leopold Querfeld und dann mit Andras Schäfer und Janik Haberer. Wenig später wechselte Union auch offensiv und brachte Jordan und Tim Skarke. 

1. FC Union behält gegen den BVB die Nerven

Hektisch wurde es in der Schlussphase, nachdem Marcel Sabitzer auf dem Boden liegend Unions Abwehrmann Diogo Leite mit offener Sohle am Bauch getroffen hatte. Trotz des dadurch entstandenen Gifts auf dem Rasen behielt der 1. FC Union die Nerven und brachte den 2:1-Sieg auch in der sechsminütigen Nachspielzeit ins Ziel.

Damit klettern die Köpenicker vor der Länderspielpause zumindest über Nacht auf Platz sechs. Svensson ist aber nicht deswegen happy: „Die Jungs haben sich für die Leistung belohnt. Es gibt niemanden, der es heute nicht gut gemacht.“