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Brandrede von Boss Zingler: 1. FC Union reitet Abteilung Attacke!

Der Präsident erklärt die Trennung von Nenad Bjelica und holt dabei in bester Uli-Hoeneß-Manier zum Rundumschlag aus.

Author - Sebastian Schmitt
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Redete sich nach dem Rauswurf von Nenad Bjelica bei einigen Nachfragen in Rage: Union-Präsident Dirk Zingler (59)
Redete sich nach dem Rauswurf von Nenad Bjelica bei einigen Nachfragen in Rage: Union-Präsident Dirk Zingler (59)Matthias Koch/imago

Da hat sich etwas angestaut! Keine 24 Stunden nach dem Rauswurf von Trainer Nenad Bjelica (52) stellt sich Dirk Zingler (59) den vielen offenen Fragen beim 1. FC Union. Der Präsident erklärt dabei nicht nur, warum der Kroate gehen musste, sondern teilt auch in feinster Uli-Hoeneß-Manier in verschiedene Richtungen gehörig aus. Brandrede von Boss Zingler: 1. FC Union reitet Abteilung Attacke!

Um Punkt 13 Uhr betrat Zingler mit einem Lächeln den Medienraum in den Katakomben der Alten Försterei – und äußerte sich zunächst einmal selbstkritisch: „Ich stehe diese Saison das dritte Mal vor Ihnen. Das ist kein gutes Zeichen. Sich von Cheftrainern zu trennen, ist für den Klub immer eine Niederlage. Dann hast du deine Ziele nicht erreicht und bist den eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden.“

Zur Erinnerung: Zuerst wurde aufgrund der Horror-Hinrunde die Zusammenarbeit mit Erfolgstrainer Urs Fischer im Herbst beendet. Am Montag musste dann Bjelica nach nur 162 Tagen im Amt gehen. Zingler über die Gründe: „Wir sind Überzeugungstäter. Wir haben damals geglaubt, dass er der Richtige ist. Wir müssen die Überzeugung haben, dass unsere Ziele erreichbar sind. Diesen Glauben haben wir verloren.“

Nenad Bjelica wütend über Union-Rauswurf

Dass Bjelica, der in der Pressemitteilung über die Trennung genauso wenig zu Wort kam wie Michael Parensen bei seinem Aus als Technischer Direktor vor ein paar Wochen, nicht im Frieden ging, lässt Zingler durchblicken: „Wir wollen uns immer wertschätzend und wohlwollend verabschieden. Dazu gehören immer zwei, sodass das nicht immer möglich ist. Das bedauern wir.“

Den Klassenerhalt kurz vor Saisonschluss soll nun U19-Trainer Grote schaffen, der bereits für ein Spiel nach der Fischer-Trennung die Profis coachte. Doch Fragen zu Bjelicas Rauswurfs, dem Zingler einen Tag zuvor noch demonstrativ den Rücken gestärkt hatte, bringen Unions Boss zunehmend auf die Palme. „Ich habe in meiner 20-jährigen Amtszeit noch nie einem Mitarbeiter ein Treuebekenntnis abgegeben, weil ich das gar nicht kann“, erklärt Zingler und spricht von einem Missverständnis zwischen einem Treuebekenntnis und einem Unterstützungsbekenntnis.

1. FC Union: Dirk Zingler verteilt Medienschelte

Dem Bericht des Kicker in der Vorwoche, wonach das Aus von Bjelica zum Ende der Saison bereits besiegelt sei, widerspricht Zingler: „Es stimmt nicht. Wenn ein Scoutingteam zusammensitzt bei uns und es wird sich über Spieler unterhalten, über Trainerkandidaten, dann heißt das eben nicht, dass wir uns entschieden haben, uns vom aktuellen Trainer zu trennen. Wir treffen keine Vorratsentscheidung.“ Zingler weiter: „Diese Aufregung, diese Dramatisierung, die da passiert, führt dazu, dass wir uns das Leben selber schwer machen. Vielleicht sollten wir bisschen Normalität einziehen lassen.“

Regelrecht in Rage redet sich Zingler bei einer Nachfrage zum zeitlichen Ablauf des Rauswurfs: „Das ist nichts für die Öffentlichkeit. Das sind sehr persönliche Dinge. Wir verlieren jegliches Maß. Es ärgert mich total. Sie spekulieren permanent über Menschen. Für Sie ist das nur ein Fußballtrainer. Für mich ist das ein Mensch und ein Mitarbeiter. Das geht mir richtig auf den Zeiger.“

1. FC Union: Dirk Zingler macht es wie Uli Hoeneß

Doch Zingler hat noch nicht fertig. Auf die sportliche Nachfrage, ob es angesichts der Torflaute ein Fehler war, Stürmer Kevin Behrens im Winter nach Wolfsburg ziehen zu lassen, reitet der Union-Boss in feinster Uli-Hoeneß-Manier – der Bayern-Macher hat das Poltern erfunden – die Abteilung Attacke: „Für Sie ist das nur ein Fußballer. Für mich ist das ein Familienvater mit drei Kindern. Was nützt mir ein Mitarbeiter oder Spieler, dem ich nur durch meine Sturheit die Möglichkeit entziehe, das Doppelte zu verdienen. Wir werden nie jemanden aufhalten, nur weil wir glauben: ‚Du hast bei uns Tore zu schießen und in Zukunft genauso so wenig zu verdienen wie vorher.‘ Das ist Ihr Ansatz? Das ist nicht meiner.“

Doch so schnell wie Zingler auf dem Baum war, so schnell ist der Union-Boss auch wieder unten. Zum Ende der Fragerunde sind das Lächeln und die Lockerheit beim Union-Boss wieder zurück. Zingler: „Und jetzt hoffe ich, dass wir uns diese Saison nicht mehr sehen.“ ■