Der 1. FC Union sehnt sich nach besseren Zeiten. Mit einem Punktgewinn in Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr, Dazn und im KURIER-Liveticker) soll die Wende her. Union-Boss Dirk Zingler stärkt Cheftrainer Steffen Baumgart demonstrativ den Rücken – doch ein paar Einschränkungen gibt es.
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Zingler ergreift in der immer schlimmer werdenden Köpenicker Krise das Wort. Der Präsident, der gemeinsam mit Manager Horst Heldt (55) nach dem Rauswurf von Bo Svensson (45) und der anhaltenden sportlichen Talfahrt immer stärker in die Kritik gerät, spricht Baumgart (53) zunächst sein Vertrauen aus: „Er ist einer von uns und lässt sich auf uns ein.“
1. FC Union: Zingler spricht über möglichen Baumgart-Rauwurf
Doch gleichzeitig nimmt Zingler Baumgart in die Pflicht und macht deutlich, dass auch sein Kultstatus an der Wuhle keine Jobgarantie bedeutet: „Das Projekt kann auch scheitern. Darüber haben wir gesprochen. Da sind wir Profis. Das weiß Steffen auch.“
Während manche bereits ein schnelles Ende von Baumgarts Amtszeit nahe sehen, hat der Rostocker bei Zingler trotz sechs Pleiten in neun Spielen und einer mageren Punkteausbeute von 0,78 Zählern im Schnitt weiterhin Kredit: „Davon sind wir noch weit entfernt. Wir versuchen, die Liga zu halten und in unsere siebte Bundesliga-Saison zu gehen.“
Union-Boss spricht offen über den Abstieg
Pikant: Zingler spricht offen über den möglichen Abstieg. „Wenn uns das nicht gelingt, gehen wir in unsere elfte Zweitliga-Saison und werden hoffentlich Bundesliga-Fußball der Frauen bei uns sehen.“ Während die eisernen Ladys von Sieg zu Sieg eilen und vom Durchmarsch in die Bundesliga träumen dürfen, zittern die Männer im zweiten Jahr in Folge gewaltig um die Zugehörigkeit zum Oberhaus.

Klar ist: Noch hisst Union im Kampf um den Klassenerhalt nicht die weiße Fahne. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt noch sechs Punkte. Doch Zingler rechnet, wie schon im vergangenen Jahr, als sich Union erst am letzten Spieltag mit einem Last-Minute-Sieg gegen Freiburg retten konnte, wieder mit einem Herzschlagfinale: „Es entscheidet sich in den letzten vier, fünf Spielen, in denen wir noch Begegnungen mit unmittelbaren Konkurrenten haben.“
Erfolg als Grund für die Krise des 1. FC Union?
Im Falle eines Abstiegs wirbt Zingler für Zusammenhalt beim 1. FC Union: „Aber als Klub darf es uns mental nicht umwerfen, wenn uns das nicht gelingt. Mir ist wichtig, dass wir die Etappe gemeinsam gehen. Wenn nicht, werden andere die Klasse halten.“
Der 60-Jährige erinnert daran, wo Union herkommt, und wirbt dafür, auf dem Teppich zu bleiben. Er nennt die Gründe für den Absturz seit Sommer 2023: „Wir dürfen die letzten fünf Jahre nicht als Maßstab für unseren Anspruch nehmen. Plötzlich waren wir in den Top 10 der Bundesliga und sind seit 10, 15 Jahren im Osten die Nummer 1.“
Zingler: 1. FC Union hat sich selbst überholt
Kurzum: Union habe sich selbst überholt. Zingler: „Durch unsere Erfolge haben wir die Wahrnehmung verschoben. Aber wir dürfen nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Das, was wir mal gut konnten, haben wir etwas verloren – und das Neue können wir noch nicht so richtig.“
Klar ist: Union muss es schleunigst lernen – und am besten bereits in Frankfurt punkten. Sonst droht die von Zingler einst als „Urlaub“ in der Bundesliga bezeichnete eiserne Reise tatsächlich schon bald vorbei zu sein. ■