Union-Kolumne

Achtung, Eiserne! 1. FC Union droht eine neue Eiszeit!

Die Köpenicker bleiben schon wieder ohne Tor. Noch schlimmer: Sie helfen einem strauchelnden Gegner auch noch auf die Beine.

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Die Profis des 1. FC Union müssen sich derzeit besonders warm anziehen.
Die Profis des 1. FC Union müssen sich derzeit besonders warm anziehen.Contrast/imago

Mit Heinrich Heine muss dem spielenden Personal beim 1. FC Union wohl niemand kommen. Dem Klassiker deutscher Literatur öffnet in der Kabine der Rot-Weißen wahrscheinlich auch deshalb kaum jemand sein Ohr, weil unter denen, die zuletzt beim 0:1 in Wolfsburg zum Einsatz gekommen sind, auch zwei Dänen und zwei Österreicher waren, dazu ein Portugiese und Niederländer, ein Slowake, ein Belgier, ein Südkoreaner und mit Jordan halb ein Franzose und halb ein US-Amerikaner und sie ein gänzlich unterschiedliches Kulturgut vererbt bekommen.

Obwohl sie Heines Wintermärchen eher nicht kennen, eines ist ihnen dennoch mit dem Dichterfürsten von einst gemein: Der Monat November ist traurig, die Tage sind vor allem ergebnistechnisch trüber geworden. Ein Punkt nur bisher in den drei Spielen und kein (!) Tor, wobei das Dilemma schon Ende Oktober mit dem 0:2 im DFB-Pokal bei Drittligist Arminia Bielefeld begonnen hatte.

1. FC Union leistet sich zu viele Patzer

Was bei den Eisernen auffällig ist, weil es sich mit boshafter Regelmäßigkeit wiederholt, sind die Patzer dort und dann, wenn sie total überflüssig erscheinen. Wenn die Gegner nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen, sondern angeknackst scheinen und fieberhaft nach Stabilität suchen. Wenn … Dabei gibt es immer wieder Reinfälle, die sich gewaschen haben. Oder, wenn man so will: unfreiwillige Aufbauhilfe Ost.

Da ist das Beispiel Fürth. Der Herbst der Spielzeit 2021/22 neigt sich dem Ende, die Kleeblätter stehen bei einem winzigen Punkt aus 14 (!) Spielen. Im Ronhof sind sie, weil sie einst schon mal für eine Saison in der Bundesliga waren, dort nach 23 Anläufen noch ohne Sieg. Da kommen die Eisernen gerade recht. Havard Nielsen, ein Norweger, der überhaupt nur vier Treffer in der Bundesliga erzielt hat, schafft gegen die Köpenicker bei deren 0:1 das goldene Tor. So was von dumm gelaufen.

Im Herbst läuft es nicht mehr beim 1. FC Union

Da ist aber nur eine Spielzeit später das Beispiel Bochum. Wie Fürth ist auch der VfL Tabellen-Schlusslicht, hat neun von zehn Spielen verloren, besitzt mit 27 Gegentoren die mieseste Abwehr und mit neun Treffern den harmlosesten Angriff. Die Eisernen dagegen kommen als Tabellenerster mit einer Gala-Defensive, die lediglich sechs Treffer zugelassen hat. Nicht zu glauben, mit 2:1 aber haben die vonne Castroper das bessere Ende.

Stürmer Patrick Schick (28) und Meister Bayer Leverkusen lassen vor dem Duell mit dem 1. FC Union die Muskeln spielen.
Stürmer Patrick Schick (28) und Meister Bayer Leverkusen lassen vor dem Duell mit dem 1. FC Union die Muskeln spielen.Sven Simon/imago

Da ist in dieser Saison schon das Beispiel Mönchengladbach. Saisonübergreifend warteten die Fohlen im Borussia Park seit sieben Spielen auf einen Dreier. Als der auch gegen den 1. FC Union nicht kommen wollte, half die sechste Minute der Nachspielzeit – 1:0 für den Altmeister. Ähnlich froh dürften die Wolfsburger sein über ihren hauchdünnen Sieg vom vorigen Wochenende. Schließlich hatten auch sie nach dem letzten Heimspiel der Vorsaison die fünf weiteren Partien zu Hause nicht gezogen. Wer dann in die Autostadt kam und dem ein ungewolltes Ende setzte – keine Fragen, Euer Ehren!

Drohende Eiszeit: 1. FC Union braucht neue Kräfte

Von Fluch oder anderen indifferenten Gründen kann keine Rede sein. Das alles ist, um in der Einfachen Sprache zu bleiben, in der man sich seit geraumer Zeit sogar die Tagesschau zu Gemüte führen kann, Schuld selber. Nur mal angenommen, auch wenn es ein eigentlich nutzloses Spielchen ist, die Schützlinge von Trainer Bo Svensson hätten sowohl in Mönchengladbach als auch in Wolfsburg, wenn sie schon keine Tore schießen, keines zugelassen. Die Tabelle sähe ganz anders aus. Die Köpenicker wären nicht mit 16 Punkten Zehnter, sondern mit 18 Sechster. Außerdem wäre die grün-weiße Borussia nicht an den Eisernen vorbeigezogen und die Wölfe ihnen nicht ganz dicht auf den Pelz gerückt. Das hat sich nur noch nicht gerächt, weil mit Kiel, St. Pauli und Bochum die Kellerkinder samt und sonders auch nichts geholt haben. Nur sollten die Männer aus dem Stadion An der Alten Försterei nicht auf die Schwächen der anderen bauen. Das bleibt ein gefährliches Spiel.

Bei Heinrich Heine ist am Ende von Zauberkräften die Rede, und dem Riesen, weil er die Mutter berührt, wachsen neue Kräfte. Das wird wohl auch im Fall des 1. FC Union bitter nötig sein. Denn am Sonnabend kommt mit Bayer Leverkusen der Doublegewinner der Vorsaison ins Stadion An der Alten Försterei. Eine Woche darauf, im Dezember dann schon, müssen die Männer um Kapitän Christopher Trimmel nach Stuttgart zum Vizemeister. Es könnte spätestens um Weihnachten herum, da ungefähr die halbe Miete eingetütet sein sollte, ungemütlich werden. Es könnte eine neue Eiszeit drohen …