Mit fünf Jahren sprang sie zum ersten Mal ins Wasser, mit sieben war sie die Jüngste im DDR-Schwimmzentrum, mit 14 Jahren wurde sie bei den Olympischen Spielen in Barcelona zum Liebling der Nation: zwei Silber-, zwei Bronzemedaillen – ein kometenhafter Aufstieg. Nur eine Medaille gewann sie nie: das olympische Gold.
Ganz Deutschland sah dabei zu, wie Franziska van Almsick im Schwimmbecken erwachsen wurde. Die frühe Öffentlichkeit hat die junge Franzi geprägt. Es gab Phasen, in denen sie von einem Mikrofon zum nächsten sprintete, in Werbespots und Fernsehshows Stammgast war. Für ihre Siege wurde sie weltweit gefeiert – für ihre Niederlagen öffentlich bloßgestellt.

Plötzlich war da diese Aufmerksamkeit, die der Teenager nie gewollt hatte. „Ich wollte immer Olympiasiegerin werden. Reich und berühmt zu sein stand nicht auf meiner Agenda“, sagt van Almsick heute, als der KURIER sie im Soho House in Berlin trifft.
Auf den roten Teppichen ist sie heute selten zu sehen. Doch für den European Fitness Award (verliehen von der RSG Group) machte die in Heidelberg lebende Ost-Berlinerin am Dienstagabend eine Ausnahme. „Ich bin froh, dass ich diesen Trubel von damals nicht mehr habe und mich im Hintergrund halten kann. Trotzdem tauche ich gerne, so wie heute, immer mal wieder auf.“
„Es hätte kein Moment anders sein dürfen!“
Gerade ist sie außerdem in der ARD-Dokumentation „Being Franziska van Almsick“ zu sehen. In der dreiteiligen Reihe durchlebt sie ihre Weltkarriere ein weiteres Mal. „Zu sehen, was man alles schon in so jungen Jahren runtergerissen hat und wie erfolgreich man über die Jahre war – das ist schon irre“, sagt sie zum KURIER. „Gott sei Dank bin ich da irgendwie unbeschadet durchgekommen. Es war doch ein wilder Ritt. Aber ich bin heute extrem reflektiert, und mit mir selbst im Reinen. “

Was würde die heute 47-jährige Franziska van Almsick der 14-jährigen Franzi raten? „Mach es genauso, wie du es damals gemacht hast. Es hätte kein Moment anders sein dürfen! Ich wäre natürlich gerne Olympiasiegerin geworden. Das war immer mein großer Traum. Aber auch wenn ich das geworden wäre, wäre ich heute nicht der Mensch, der ich bin.“
„Das Mutterwerden hat mich gerettet“
Mit 26 Jahren machte Franziska van Almsick Schluss und beendete ihre Schwimmkarriere. „Das berühmte große Loch, in das viele nach dem Karriereende fallen, blieb mir erspart. Ich bin vom Hochleistungssport direkt ins Mutterwerden gesprungen und in das normale Leben abgetaucht.“ Ihr ganz persönliches Happy End: „Dass ich so schnell Mutter geworden bin, war am Ende des Tages meine Rettung.“

Heute lebt Franziska van Almsick mit ihrer Familie in Heidelberg, doch ihre Wurzeln hat sie nie vergessen. „Ich bin im Osten geboren und habe die DDR elf Jahre miterlebt. Das war keine schlechte Erfahrung“, sagt sie. „Die DDR war anders, ja. Wir konnten nicht reisen, wie wir wollten. Und, das ist ein Witz, aber es stimmt: Wir konnten auch keine Bananen essen, weil es die einfach nicht gab.“
Franziska von Almsick lacht kurz und sagt dann beinahe stolz: „Ich habe nie Unterschiede zwischen Ost und West gemacht. Aber ich verschweige meine Herkunft auch nicht. Ich glaube, ich war deshalb auch so erfolgreich, weil ich immer ,unsere Franzi‘ war.“



