Geheimnisse der Kult-Romanze

DDR-Star Winfried Glatzeder: So hart war der Dreh für „Paul und Paula“

Der Schauspielstar wird Ende April 80 Jahre alt. Der Film „Die Legende von Paul und Paula“ machte ihn zum Kult. Doch wie lief es am Set des Films?

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Die Legende von Paul und Paula machte Winfried Glatzeder zum Kult-Star der DDR. Doch welche Erinnerungen hat er an den Dreh des Films?
Die Legende von Paul und Paula machte Winfried Glatzeder zum Kult-Star der DDR. Doch welche Erinnerungen hat er an den Dreh des Films?United Archives/imago, Jeny Kalaene/dpa

Er hat in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera gestanden, war sogar mehrmals im Dschungelcamp von RTL – mal als regulärer Teilnehmer, mal in der berühmten Legenden-Staffel, die im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde. Und doch wird ein Film immer mit DDR-Star Winfried Glatzeder verbunden sein: der Streifen „Die Legende von Paul und Paula“. An der Seite von Schauspielerin Angelica Domröse stand er für die Liebesgeschichte, die am 29. März 1973 Premiere feierte, vor der Kamera. Und noch heute kennen viele den Film, der zu einem der erfolgreichsten der DDR wurde. Aber: Der Dreh war nicht immer leicht, verriet Glatzeder in einem Interview.

Winfried Glatzeder und „Die Legende von Paul und Paula“: So lief es am Set

Am Freitagabend gehört der DDR-Star zu den Gästen auf dem „Riverboat“ im MDR – und auch hier wird es im Gespräch schwierig sein, den Film „Die Legende von Paul und Paula“ vollends auszuklammern. Der Grund: Winfried Glatzeder feiert im April einen runden Geburtstag, wird am 26. April stolze 80 Jahre alt. In der Rückschau wird sicherlich auch der Streifen, der zu einem der erfolgreichsten in der DDR wurde, eine Rolle spielen. Der Film machte Glatzeder zum Kult-Star. Aber: In einem Interview verriet er gegenüber dem RBB, dass es nicht immer einfach war, „Die Legende von Paul und Paula“ zu drehen.

An der Seite von Schauspielerin Angelica Domröse stand Glatzeder für den Film vor der Kamera. „Es war ein hartes Arbeitspensum“, sagte er im Gespräch mit dem Sender. „Nicht nur für Angelica, die nämlich nebenbei noch eine Theaterproduktion hatte und, glaube ich, noch einen anderen Film drehte. Auch für mich, weil ich am Theater auch schon wieder probte.“ Der Film sei unter „unsäglichen, schwierigen Bedingungen“ gedreht wurden. Der Grund: Alles sei relativ schnell „zusammengeknallt“ worden.

Angelica Domröse und Winfried Glatzeder im Film Die Legende von Paul und Paula. Der Film wurde zu einem der erfolgreichsten in der DDR.
Angelica Domröse und Winfried Glatzeder im Film Die Legende von Paul und Paula. Der Film wurde zu einem der erfolgreichsten in der DDR.United Archives/imago

Glatzeder: „Ich kann mich besonders erinnern an das abgefahrene Bild in der Stralauer Bucht, wo die abgewrackten Spreekähne der Schalck-Golodkowski-Truppe lagen und nach und nach Richtung Holland und Westdeutschland verkauft wurden. Und in diesem Müllplatz haben wir gedreht.“ Noch dazu mussten verschiedene Szenen mehrfach gedreht werden – etwa eine, in der Paula (Dömröse) ihm das Hemd zerreißt. Sieben- oder achtmal habe er die Szene spielen müssen. „Nach den hoffnungslosen Versuchen von Angelika, mir das Hemd auf dem Rücken zu zerreißen – es war aus Leinen – musste die Kostümbildnerin heimlich einen Faden ziehen, damit sie das schafft.“

Winfried Glatzeder: So drehten wir die erste Liebesszene von Paul und Paula

Auch an eine andere Begebenheit erinnert er sich: Die erste Liebesszene zwischen Paul und Paula wurde in einer Wellblechgarage gedreht, in der sich die beiden immer heimlich treffen. „Und da steht auch ihr Liebesnest, eine russische Liege.“ Nach mehreren Durchläufen sei der der Regisseur Heiner Carow auf die Idee gekommen, die Liege während der Szene zusammenkrachen zu lassen. Der Requisiteur sollte eine Angelsehne durch die Füße der Liege ziehen. „Und auf ein Lichtzeichen hin sollte er ziehen, damit die Liege wegkracht.“ So sollte mehr Bewegung in die Liebesszene kommen. Glatzeder: „Ich weiß gar nicht, ob diese Szene zum Schluss nicht doch dem Schnitt zum Opfer gefallen ist.“

Winfried Glatzeder hat inzwischen auch Erfahrung im Reality-TV, nahm bereits zweimal am Dschungelcamp von RTL teil.
Winfried Glatzeder hat inzwischen auch Erfahrung im Reality-TV, nahm bereits zweimal am Dschungelcamp von RTL teil.RTL

Auch nach den Dreharbeiten hätte der Film übrigens noch scheitern können, denn: „Die Legende von Paul und Paula“ sollte mit einem Aufführungsverbot belegt werden. Erich Honecker persönlich erteilte die Freigabe, denn er sah in dem Streifen einen Film speziell für junge Menschen. Dafür wurden zur Premiere 1200 Leute eingeladen, von denen es sich bei rund 800 um linientreue Parteimitglieder handelte. „Als der Film durch war, gab es 20 Minuten Beifall, aber nur von den 400 Leuten, die sich die Karten gekauft hat, und die anderen rührten sich nicht“, sagte Regisseur Carow.

Winfried Glatzeder rechnete nicht mit dem Erfolg von „Die Legende von Paul und Paula“

Es half nichts: Der Film wurde zum Erfolg. Damit hätte Winfried Glatzeder selbst übrigens nicht gerechnet, sagte er im Interview. Die Produktion sei eine außergewöhnliche Mischung hochkarätiger Leute gewesen – das allein sei aber keine Erfolgsgarantie. „Dieser Film ist keine Ideologie-Bebilderung, sondern er hat zum Gegenstand seiner Geschichte die Liebe zweier Menschen gemacht, die eigentlich wie bei Shakespeare zunächst nicht zusammenkommen“, sagt Glatzeder dem RBB. „Das Neue an dem Film ist – und deswegen hat er wahrscheinlich so lange überdauert – dass die Liebe ein wesentlicher Punkt im Leben der Menschen ist, dass es sich dafür lohnt, zu kämpfen.“ ■