Der durch eine Revolution gestürzte syrische Präsident Baschar al-Assad ist nach Angaben russischer Medien nach Moskau geflohen. „Assad und seine Familienmitglieder sind in Moskau angekommen“, berichteten die staatlichen Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti am Sonntag unter Berufung auf eine Quelle im Kreml.
Russland gewährt Assad „aus humanitären Gründen“ Asyl
Die Begründung dürfte in den Ohren vieler Syrer wie Hohn klingen. Russland habe Assad „aufgrund humanitärer Erwägungen“ Asyl gewährt. Details waren zunächst nicht bekannt. Russland gewährt immer wieder gestürzten Präsidenten und Machthabern Zuflucht. So lebt auch der in der Ukraine beim Euromaidan 2014 gestürzte Ex-Präsident Viktor Janukowytsch in Russland unter dem Schutzschirm des Kreml-Despoten. In einem Gespräch mit einem russischen Politiker ließ Assad im Jahr 2014 Putin noch ausrichten, dass er nicht so wie Janukowytsch aus seinem Land fliehen würde. Nun tat er es ihm doch gleich.
Zuvor hatte das russische Außenministerium mitgeteilt, dass Assad seinen Posten in Syrien „aufgegeben“ und „das Land verlassen“ habe, „um eine friedliche Machtübergabe zu ermöglichen“. Tatsächlich hatten Regimegegner unter Führung der islamistischen Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) am 27. November in Syrien eine überraschende Offensive gestartet, bei der sie blitzschnell vorankamen. Am Sonntag verkündete die Miliz die Einnahme der Hauptstadt Damaskus und die Entmachtung Assads, der seit dem Jahr 2000 in Syrien selbst herrschte, nachdem sein Vater das Land bereits diktatorisch unterdrückt hatte.
Flugzeugabsturz für Assad-Flucht fingiert?
Angaben zum genauen Aufenthaltsort Assad, der stets engste Kontakte zu Kremlchef Wladimir Putin pflegte, gab es zunächst nicht. Moskau sei auch in Kontakt mit den Gruppierungen in Syrien, seinen russischen Militärstützpunkten in dem Land drohe derzeit keine Gefahr, hieß es in Moskau. „Russland hat sich an diesen Verhandlungen nicht beteiligt. Zugleich appellieren wir nachdrücklich an alle beteiligten Parteien, auf Gewaltanwendung zu verzichten und alle Fragen der Staatsführung mit politischen Mitteln zu lösen.“