Neukölln im Ausnahmezustand: Während Rebellen die syrische Hauptstadt Damaskus einnehmen, strömen feiernde Menschenmengen auf die Straßen des Berliner Stadtteils.
Ein Autokorso mit hupenden Fahrzeugen, geschmückt mit syrischen Flaggen, bahnt sich seinen Weg durch Neuköllns Hauptstraßen. Vor einer beliebten Bäckerei im Viertel versammelt sich eine immer größer werdende Menge, Slogans wie „Free Syria“ hallen durch die Luft. Jubel, Freude, aber auch der Hauch von politischem Umbruch liegen über der Szenerie.
Die Polizei bestätigt die ungewöhnliche Versammlung: Laut dem Polizeilichen Lagedienst handelte es sich zunächst um eine „relativ kleine Gruppe“, die rasch anwuchs. Hunderte Menschen – Schätzungen sprechen von einer mittleren dreistelligen Zahl – schlossen sich spontan den Feierlichkeiten an.
Der Anlass der Demonstration? Offiziell unklar. Doch die Transparente und Flaggen verraten die Botschaft: ein klares Zeichen für ein freies Syrien. „Besondere Vorkommnisse gab es bislang nicht“, so ein Polizeisprecher. Doch die lauten Rufe und hupenden Autos sorgten bei Anwohnern für neugierige Blicke und gemischte Reaktionen.
Weitere Syrer-Demo in Berlin-Neukölln
Parallel zu den Ereignissen in Berlin erreichte die Welt diese Nachricht aus Syrien: Die islamistische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) hat die Einnahme von Damaskus gemeldet. Der langjährige Machthaber Baschar al-Assad soll Berichten zufolge geflüchtet sein. Ein historischer Wendepunkt, der die Dynamik im Bürgerkriegsland völlig verändern könnte.

Am Samstagabend kam es dann zu entsprechende Szenen in Berlin-Neukölln. Ein weiterer Autokorso zog durch die Straßen, begleitet von demonstrierenden Syrern. Nach Angaben der Polizei protestierten die Teilnehmer „gegen das Kalifat“, das durch radikale Gruppen wie den IS propagiert wird. Trotz der aufgeheizten politischen Stimmung verlief die Demonstration friedlich, besondere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
In Neukölln zeigt sich damit erneut, wie eng die Berliner Diaspora mit den Geschehnissen in ihrer Heimat verbunden ist. Was für viele nur ein weit entfernter Konflikt ist, wird hier hautnah spürbar – laut, emotional und mit deutlichen Botschaften. Die Straßen von Neukölln werden für einen Abend zum Spiegelbild eines globalen Umbruchs. ■