Es war wohl Sabotage! Gleich zwei Unterseekabel sind in der Ostsee defekt ausgefallen! Die Kommunikationsverbindungen über das Kabel Cinia C-Lion1 in der Ostsee zwischen Finnland und Deutschland seien unterbrochen, teilte das staatliche finnische Unternehmen Cinia mit. Die Fehlerursache sei noch unklar, es liefen Untersuchungen. Das finnische Außenministerium und das Auswärtige Amt in Berlin zeigen sich „zutiefst besorgt“.
Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äußere Einwirkung durchtrennt wurde. Dies kann etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz passieren. Auf einer Pressekonferenz des Unternehmens hieß es, der Vorfall habe sich in schwedischen Gewässern außerhalb der verkehrsreichsten Schifffahrtsgebiete ereignet.
Pistorius geht von Sabotage aus
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geht davon aus, dass die Schäden an den Unterseekabeln zwischen Finnland und Deutschland sowie zwischen Schweden und Litauen absichtlich herbeigeführt worden sind.
„Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, sagte der SPD-Politiker am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskolleginnen und -kollegen in Brüssel. Man müsse von Sabotage ausgehen. Beweise dafür gebe es bislang aber nicht.
Pistorius' finnischer Kollege Antti Häkkänen äußerte sich zurückhaltender und wollte zu möglichen Ursachen der Kabelschäden vorerst keine Vermutungen anstellen. Zugleich betonte er, es werde mit der ernsthaften Annahme ermittelt, dass ein externer Akteur beteiligt sei.

Gleich zwei Unterseekabel in Ostsee gekappt
Am Montag hatte auch der litauisch-schwedische Kommunikationsdienstleister Telia gemeldet, dass auch das Arelion-Kommunikationskabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen ausgefallen sei.„ Das Kabel wurde am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr litauischer Zeit (9 Uhr deutscher Zeit, die Redaktion) durchtrennt. Die Systeme meldeten sofort, dass wir den Kontakt verloren hatten“, so Andrius Šemeškevičius von Telia Litauen gegenüber dem litauischen Fernsehsender LRT. Man untersuche den Vorfall, hieß es weiter.
Man habe zwar bisher noch keine Anzeichen auf Sabotage. Doch beide zerstörte Unterwasserkabel würden sich an einem Abschnitt kreuzen, heißt es bei LRT. Der Ort sei ein sehr kleiner Bereich, der etwas zehn Quadratmeter groß sei. „Da beide unterbrochen wurden, ist es offensichtlich, dass es sich nicht um ein versehentliches Fallenlassen des Ankers eines Schiffes handelte, es könnte etwas Ernsteres sein“, so der Telia-Manager.
Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius untersucht die Umstände und sammelt Informationen über die am Sonntag aufgetretene Beschädigung des Kabels. Auch schwedische Behörden haben Untersuchungen aufgenommen.
Einziges Untersee-Datenkabel direkt von Finnland nach Mitteleuropa
Für die Verbindung zwischen Deutschland und Finnland hat die Unterbrechung schwere Folgen. C-Lion1 verläuft auf einer Länge von mehr als 1.170 Kilometern von der finnischen Hauptstadt Helsinki bis nach Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist im Frühjahr 2016 in Betrieb genommen worden und das einzige Untersee-Datenkabel, das direkt von Finnland nach Mitteleuropa führt.
In einer gemeinsamen Erklärung des Auswärtigen Amtes und des finnischen Außenministeriums heißt es, „die Tatsache, dass ein solcher Vorfall sofort den Verdacht einer vorsätzlichen Beschädigung aufkommen lässt, spricht Bände über die Unbeständigkeit unserer Zeit“. Eine gründliche Untersuchung sei im Gange.

Steckt Russland hinter der Sabotage der Unterseekabel?
„Unsere europäische Sicherheit ist nicht nur durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht, sondern auch durch die hybride Kriegsführung böswilliger Akteure“, heißt es in der Erklärung beider Ministerien weiter. „Der Schutz unserer gemeinsamen kritischen Infrastrukturen ist entscheidend für unsere Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften.“
In der verklausulierten Sprache des Ministeriums hebt man den Zeigefinger damit also recht deutlich in Richtung Russland. Ein russischer Anschlag wäre auch nicht unwahrscheinlich, denn Russland soll in den vergangenen Jahren immer wieder Sabotageakte gegen Deutschland verübt haben. So wurden die Russen immer wieder hinter Hackerangriffen auf IT-Systeme in der Bundesrepublik vermutet. Auch für den Brand eines Pakets in einem DHL-Frachtzentrum in Leipzig soll Russland verantwortlich sein.
Russische Schiffe waren immer wieder auch in Nähe europäischer Unterseeinfrastruktur zugange. Laut mehrerer Geheimdienste vermessen die Boote dabei gezielt Datenkabel und Pipelines. Zuletzt hatten US-Geheimdienste im September vor einer solchen Sabotage gewarnt.
Dauer der Reparatur offen
Wie lange es dauern wird, die Kabel zu reparieren, ist noch unklar. Nach Angaben des finnischen Rundfunksenders Yle dauern Reparaturen von Unterseekabeln in der Regel zwischen 5 und 15 Tagen. Cinia zufolge muss das Kabel dafür aus dem Meer auf ein Reparaturschiff gehoben werden, das aus dem französischen Calais ins betroffene Gebiet kommen soll.